Unbreak my Heart | girlxgirl

24 | Busfahrt

Der kühle Luftzug von der Klimaanlage des Buses erfasste mich und ließ mich frösteln. Es war Montag, der Tag an dem wir den Ausflug machten. Ich saß beim Fenstersitz und schob genervt den Vorhang vor, weil mich die Sonne blendete. Der Platz neben mir, wo ansonsten eine meiner Freundinnen saß, war frei. Dazu gab es eine wirklich "tolle" Hintergrundgeschichte:

Die Leiterin des Ausfluges, Mrs Kurz, hatte darauf bestanden, dass die beiden Gruppen A und B je einen eigenen Bus zum hinfahren in die Unterkunft bekamen. Jetzt musste ich hier ganz alleine mit Sarah und Kim, die ein paar Reihen weiter tuschelnd hinten saßen und ein paar anderen aus meiner Gruppe im Bus sitzen. Oh und die Lehrer nicht zu vergessen; Miss Brown und Mr Mooser. Er half anscheinend bei meiner Gruppe mit. Wir fuhren schon gefühlt eine Stunde, aber vielleicht kam es mir nur so vor, weil mir langweilig war. Eigentlich beobachtete ich Miss Brown heimlich durch die Sitze hindurch. Besser gesagt ihren blonden Haarschopf von hinten. Sie saß ein paar Reihen vor mir und redete gerade mit Mr Mooser über etwas, was genau, konnte ich durch die vielen Stimmen im Bus nicht verstehen. Schade eigentlich...

Plötzlich stand sie auf und ging zu denen, die hinter ihr saßen. Sie bemerkte nicht, dass ich sie anstarrte und lehnte sich gegen die Lehne um mit meinen Mitschülern zu reden. Ein Lächeln huschte ihr übers Gesicht als sie redete. Bedrückt blickte ich zu Boden; war es wirklich die richtige Entscheidung sie zu lieben? Abgesehen davon, dass sie meine Lehrerin war, war sie auch noch sehr kontaktfreudig. Vielleicht zu kontaktfreudig?... Nein, vielleicht nicht, vielleicht spielte meine Eifersucht mit? Wahrscheinlich. Aber ich konnte nicht anders, Ich wollte sie doch nicht verlieren.

Aus irgendeinem Grund musste ich gerade wieder an Ollie, den ich immer in der Bar getroffen hatte denken und daran, dass er sich mir als schwul geoutet hatte. Ich wollte ihn gerne wieder sehen, mit ihm konnte man sich gut unterhalten...

Eine weiche Stimme riss mich aus den Gedanken: "Alyssa? Bist du hier ganz alleine? Sind deine Freundinnen nicht da?"

Überrascht blickte ich wieder auf und schaute Miss Brown an, die sich zu mir herüber lehnte. Wie war sie so schnell hier her gekommen? Hatte sie nicht gerade noch mit meinen Mitschülern geredet? Sie sah mich erwartungsvoll an. Sofort schaltete sich mein Gedächtnis wieder ein, sie erwartete ja eine Antwort! Wie blöd war ich eigentlich?

"Meine Freundinnen sind alle in der anderen Gruppe", nervös zupfte ich an meinem T-Shirt. Ihre Anwesenheit machte mich unsicher.

Sie sah mich einen Augenblick nachdenklich an: "Soll ich mich zu dir setzen? Sonst bist du ja ganz alleine "

Sofort war ich hellwach. Ja, ich wollte! Aber wie sollte ich das sagen? "Wenn Sie wollen, gerne", sagte ich schließlich leicht lächelnd.

Sie lächelte auch und ich schnappte mir den Rucksack, den ich auf den Sitz neben mir gestellt hatte, um ihr Platz zu machen. Miss Brown wollte sich gerade hinsetzen als plötzlich eine Stimme von hinten erklang: "Miss Brown?"

Überrascht sahen wir beide nach hinten und erblickten Sarah, die wie verrückt Miss Brown winkte. Na toll, natürlich musste sie den Moment wieder ruinieren! Miss Brown ging nach hinten zur ihr.

Wütend drehte ich mich wieder um. Das war so klar! Wieso hatte ich auch nur eine Sekunde gedacht, dass das wirklich passieren würde. Dass Miss Brown neben mir sitzen würde. Jetzt war es vorbei, meine Chance, die mir Sarah erfolgreich vermiest hatte. Was sollte ich tun? Ich konnte nichts mehr tun...

Nach langem Herumüberlegen war das einzig plausible, das mir gerade einfiel, dass ich schlafen könnte. Ich hatte wirklich nichts besseres mehr zu tun und ich hatte sowieso nicht viel heute geschlafen. An dem Ereignis gerade konnte ich nichts mehr ändern. Was soll's? Ich verschrenkte die Arme und lehnte mich gegen den Sitz, um dann die Augen zu schließen. So gut es ging versuchte ich die vielen Mitschüler , die wirr im Bus herumredeten auszublenden und schlief so schließlich doch irgendwann ein.

Irgendwann stieß ich mit dem Kopf gegen etwas Hartes. Verwirrt blinzelte ich und versuchte mich zu orientieren, wo ich war. Ich saß im Bus und mein Kopf war im Schlaf nach rechts gefallen. Aber gegen was? Während ich noch mit der Müdigkeit kämpfte, bewegte sich das Etwas, gegen das ich gestoßen war leicht. Ich bewegte mich nicht, meine Augen waren weit geöffnet und ich war wacher denn je. Langsam und vorsichtig sah ich nach rechts und sofort wurde ich von dem Duft, der nach Flieder roch, umhüllt. Dazu fielen mir noch blonde Haare auf. Plötzlich wusste ich gegen was ich gestoßen war. Gegen Miss Browns Schulter! Erschrocken zuckte ich auf und rückte sofort auf meinen Sitz zurück. Was tat sie denn hier? Wie konnte ich nur gegen ihre Schulter stoßen? Oh Gott, wie peinlich, sie würde mich jetzt sicher für komisch halten...! Ich hätte mir am liebsten selbst eine gescheuert.

"Oh, du bist wach! ", lächelte sie mich an und ich zwang mich ihr in die schönen, blauen Augen zu sehen.

Verlegen lächelte ich sie an: "Tut mir leid wegen dem Stoß. Ich habe nicht erwartet, dass Sie hier sitzen..." Wie blöd das klang...

Doch Miss Brown schien weder verstört noch wütend - im Gegenteil sie lächelte immer noch: "Aber ich habe doch versprochen, dass ich mich zu dir setzen würde"

Versprochen? Oh... Hatte ich etwas verpasst?

"Wir sind übrigens gleich da. Man müsste schon den Wald sehen", sie lehnte sich zu mir herüber um den Vorhang wegzuschieben. Dabei stütze sie sich auf meinem Oberschenkel ab. Das löste erneut in mir ein prickelndes Gefühlschaos aus, dass meinen gesamten Körper erfüllte und ich rührte mich kein bisschen um ihre Hand wegzuschieben. Ich genoss es, auch wenn sie es nur getan hatte um an den Vorhang zu kommen. Dann wurde ihr anscheinend bewusst, dass sie sich auf meinen Oberschenkel gestützt hatte, denn sie schob sofort die Hand wieder weg und stütze sich auf meinen Sitz.

Mein ganzer Körper kribbelte immer noch. Was passierte hier gerade?

"Schau! Dort ist auch schon die Unterkunft!", sie deutete nach draußen. Ich riss mich wieder zusammen und folgte ihrem Blick. Tatsächlich, dort stand unsere Unterkunft und dahinter war ein großer Wald. Es gab sogar einen kleinen See etwas weiter vor der Unterkunft. Es war unglaublich schön hier.

"Wow...", hauchte ich. Miss Browns Mundwinkel zuckten amüsiert und sie setzte sich wieder auf ihren Sitz.

"Morgen geht es mit dem Programm los, aber heute habt ihr frei und bekommt eure Zimmer", fuhr sie fort.

Ich nickte. Gut, denn ich war immer noch erledigt von dieser anstrengenden Busfahrt. Vielleicht wurde es doch gar nicht so schlecht hier.

Was mich dort wirklich erwartete, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht...

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