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Die veränderte Form
-part 3-

,,Elli!", eine Frau mit pechschwarzem Haar kam gutgelaunt auf mich zu gelaufen. Sie hatte ihre Haare in einen hohen Dutt gebunden und ihre weiße Bluse zierte vereinzelte Fettflecken.

,,Cathrine, schön dich zu sehen. Ich wusste gar nicht das du zu dieser Stunde noch Schicht hast?"

Cathrine Anderson war Mays Mutter, welche in Granes Dinner in unserem Stadtteil arbeitete. Sie sah ihrer Tochter zum Verwechseln ähnlich, außer dass sie um ein einiges kleiner war als May. Die Größe war das Einzige, was May von ihrem Dad geerbt hatte. Ich schwang mich auf einen an der Theke stehenden Stühle.

,,Eine Kollegin ist ausgefallen, deshalb musste ich ihre Schicht übernehmen und May auch gleich nach der Schule zu ihrer Großmutter", meinte sie mit einer Miene, die ich nicht deuten konnte. ,,Was kann ich dir bringen Elli? Das üblich?"

Ich nickte als Antwort und Cathrine verschwand in der Küche. Deatons Unterricht war heute nicht besonders interessant gewesen, vor allem da er mir wegen des schwarzen Bluts nicht hatte weiterhelfen wollen oder können. So genau wusste ich es nicht, denn er hatte ein ziemlich gutes Pokerface. Ich zog mein Handy meiner Tasche und schrieb meiner Mom.

Komm später, bin noch im Granes.

Immer wenn meine Mom länger im Büro blieb, um ihre restlichen Aufgaben noch zu machen und ich keine Lust hatte zu kochen kam ich hier her. Normalerweise war May noch dabei, aber diese hatte mir vorhin noch geschrieben das sie es nicht schaffte. Ich zog die Bierdeckel aus der Plastikhalterung und begann eine Pyramide zu bauen. Außer mir Mrs Anderson, dem Koch, einer weiteren Bedienung und einem älteren Mann, der hinten in der Ecke sein Budweiser trank, war der Laden zu dieser Uhrzeit wie leergefegt. Ich zog zwei weitere Bierdeckel aus der Halterung und versuchte sie auf meinem vorgefertigten Grundgerüst zum Stehen zu bringen. Was ziemlich schwer war, da das Grundgerüst schon schwankte.

,,Lydia?"

Eine männliche Stimme erklang und eine Hand auf meiner Schulter ließ mich zusammenzucken und damit meine Pyramide einstürzen. Leicht angepisst drehte ich mich um. ,,Was fällt dir eigentlich ein...", meine Stimme versagte als ich erkannte, wer da stand. ,,Stiles?"

,,Ja in Fleisch und Blut, aber du bist nicht Lydia. Tut mir Leid, ich habe dich mit einer Freundin verwechselt", murmelte er verlegen und rieb sich mit seiner Hand den Nacken. Das war das beste, was mir hatte passieren können, der Junge, in den ich seit Jahren verschossen war, hielt mich für seinen eigenen Schwarm.

,,Kein Ding", murmelte ich verlegen und wich seinem Blick aus. Ok, das war gelogen. Es war ein großes Ding für mich, aber das würde ich ja wohl nicht laut sagen. Immerhin konnte ich ihm nicht in Gesicht knallen, wie mich der Vergleich mit Lydia verletzte. 

Dabei konnte ich es ihm nicht einmal verübeln, weil das Martin Mädchen und ich uns zum Verwechseln ähnlich sahen. Die einzigen auffälligen Unterschiede waren, dass meine Haare einen Stich, oranger waren und ich einen ganzen Kopf kleiner war als Lydia. 

Dafür waren unsere Charakterzüge so unterschiedlich wie Tag und Nacht. 

,,Irgendwoher kenn ich dich. Ich glaube, du hast ein paar Unterrichtsstunden mit mir zusammen, oder?"

Ich nickte und begann meine Pyramide wieder neu aufzubauen.

,,Englisch, Geschichte, Wirtschaft und Erdkunde."

Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen, anscheint war ich ihm noch nicht aufgefallen. Was auch kein Wunder war, denn ich kam vor ihm in die Räume und verließ sie auch immer erst nach ihm wieder. Ich war nun mal keine Lydia, Jackson oder Danny. ,,Ich bin seit der Middle School mit dir in einer Jahrgangsstufe."

,,Warum erst seit dem?", fragte er neugierig, anscheint interessiert das Gespräch fort zuführen. Auch, wenn er durch auch aus verlegen schien, was mir ein kleines Lächeln aufs Gesicht zauberte.

,,Ich hab eine Klassenstufe übersprungen", verlegen strich eins meiner Strähnen hinter das Ohr.

Cathrine durch brach unser Gespräch als sie mir mit einem fetten Grinsen mein Salat und meine Curly Fries vor mich hinstellte. ,,Hier für dich Elli", fügte sie mit einem breiten Lächeln hinzu. Aus der Halterung am Tresen nahm einen Becher und füllte ihn mit Dr. Pepper auf. ,,Und was kann ich ihnen bringen junger Mann?"

Sie stellte den Becher vor mir ab und ich bedankte mich erneut. Jetzt widmete sie sich aber ganz und gar Stiles. Dieser betrachtete die Tafel mit den Angeboten und überflog sie kurz. ,,Einen Cheeseburger mit Pommes für meinen Dad und für mich nur die Curly Fries. Das Ganze dann auch bitte zum Mitnehmen", las er von der Tafel ab und schenkte der Bedingung dann zum Abschluss noch ein breites Lächeln. Sie nahm nickend seine Bestellung auf und als sie sich alles notiert hatte, verschwand sie wieder in der Küche.

Stiles schwang sich auf den Stuhl neben mich. Da ich nicht wollte, dass das Gespräch im Sand versiebte, suchte ich angespannt nach einem Thema.

,,Cooles T-Shirt", meinte Stiles und zeigte auf mein T-Shirt. Damit hatte er mir wohl meine Aufgabe abgenommen, ein Gesprächsthema zu suche. Ich blickte runter auf mein T-Shirt auf welchem in Großbuchstaben prangte: „Ich habe da ein ganz mieses Gefühl."

,,Danke. Ist eins meiner Lieblingszitate, da musste ich es mir einfach kaufen."

,,Du magst Star Wars?", total geschockt sah er mich an. Seine Augen wurden groß und ich hatte Angst, dass er mir gleich vom Stuhl fiel. Verwirrt blickte ich ihn am ,,Ja klar, warum dachtest du trag ich dieses T-Shirt sonst?"

,,Weiß nicht,.. dachte du wärst vielleicht einer dieser Menschen, die nicht die Bands hören, die Sie auf dem T-Shirt tragen", gab er peinlich berührt zu. Belustigt blickte ich an, er sah wirklich so aus als hätte er noch keinen anderen Star Wars Fan getroffen. Nachdem ich May zu oft dazu gezwungen hatte diese Filme mit mir anzuschauen, weigerte sie sich jetzt jemals nochmal einen anzuschauen. Sie meinte es reiche ihr bis zum Ende ihres Lebens.

,,Also ich schaue jeden Film jede Serie von dem ich ein T-Shirt oder ein anderes Klamottenstück besitze. Und falls es dich beruhigt höre ich auch die Bands, von denen ich die T-Shirts trage."

,,Da bin ich dann aber beruhigt."

Mrs. Anderson tauchte wieder aus der Küche auf, mit Stiles Essen, welches sie in eine Papiertüte gepackt hatte. Sie stellte es vor ihm auf den Tresen und gab eine Zahlenkombination in die Kasse ein. ,,Das macht 32,65 Dollar", sagte Cathrine, nachdem sie fertig getippt hatte zu Stiles. Dieser kramte das Geld aus seiner Hosentasche und legte es ihr passend hin. Mit einem nicken bedankte sie sich und packte das Geld in die Kasse. Stiles dagegen schnappte sich sein Essen und winkte mir zum Abschied zu. ,,Schön dich kennengelernt zu haben,-", anscheint, fiel ihm erst jetzt auf der meinen Namen gar nicht wusste.

,,-Elle. Und ich fand es auch nett mich mit dir mal unterhalten zu haben und möge die Macht mit dir sein Stiles", sagte ich zum Abschied und wollte mir gleich darauf auf die Zunge beißen. Ich wünschte mir den letzten Satz nicht gesagt zu haben. Gott, er würde es bestimmt für total beschert halten,-

Doch Stiles lachte nur rau. Und wow dieses Lachen war wunderschön.

Gerade als ich mich wieder meinem Salat widmen wollte kam Cathrine zu mir gelaufen und sah mich erwartungsvoll an. ,,Und wer war denn das?", neugierig platzierte sie ihre Ellenbogen auf dem Tresen.

,,Nur jemand der mir zum ersten Mal in seinem Leben Aufmerksamkeit geschenkt hat."

•••

Still | 𝑆𝑡𝑖𝑙𝑒𝑠 𝑆𝑡𝑖𝑙𝑖𝑛𝑠𝑘𝑖 [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt