Teil 17

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Als ich das nächste Mal meine Augen aufschlug, war der Himmel vor dem Fenster schon tief schwarz und die Sterne leuchteten. Ich grub mich nochmal in die warme Decke und schloss die Augen, weil sie von den vielen Tränen noch leicht brannten, bevor ich schließlich die Decke weg zog und aufstand.

Unschlüssig sah ich mich im Zimmer um. Was sollte ich jetzt machen? Die Tür war, wie ich feststellte, immer noch abgeschlossen und weder Shuu noch einer seiner Brüder war irgendwo zu sehen. Unsicher ging ich im Zimmer herum, bis mir das Bad einfällt. Ich hatte bestimmt seit Tagen nicht mehr geduscht und fürchtete mich richtig vor einen Blick in den Spiegel, also ging ich darauf zu und sprang kurz entschlossen einfach unter die Dusche dort, mir doch egal ob das jetzt unhöflich ist oder nicht. Aber andererseits war es ja auch nicht gerade höflich, jemanden Tage lang irgendwo festzuhalten.

Das warme Wasser sprang mir entgegen und auf einmal waren alle meine Sorgen wie weggeblasen. Es war fast so, als würde meine ganze Trauer mit dieser Dusche weggewaschen werden und sich all meine Verspannungen lösen.

Als ich fertig war stieg ich aus der Dusche und wickelte mich in eins dieser mega flauschigen Handtücher, auf die Reiji immer so viel wert legte. Ich muss sagen, er hat Recht, jeder sollte sowas haben, die sind einfach nur hammer.

Als ich in den Spiegel sah erschrack ich. Vor mir im Spiegel war ein Mädchen mit völlig geröteten und gereizten Augen, tiefen Augenringen und nassen Haaren, die ihr schlaff herunter hingen. Ich musste dringend was machen, sonst können die mich hier bald in ein Horrorhaus stecken, als Hauptattraktion.

Ich wusch mir erstmal das Gesicht, putzte mir mit einer Zahnbürste, die ich glücklicherweise frisch verpackt vorfand, die Zähne und begann mit den Fingern durch meine Haare zu gehen, um sie wenigstens ein bisschen zu entwirren.

Gerade als ich fand, das ich wieder einigermaßen passabel aussah wurde die Tür aufgerissen und ein fragender Shuu kam herein, als ich mich sah entspannte sich seinen Miene und er grinste.

Ich wurde augenblicklich rot, da ich ja nur ein kurzes Handtuch trug und wickelte dieses schnell enger um mich. Er musste noch mehr grinsen und meinte dann abwehrend: "Hey wegen mir musst du dieses störende Handtuch nicht tragen."

Sofort wurde ich noch mehr zur Tomate und versuchte ihn aus dem Raum zu schieben, mit der Begründung ich würde mich gerne anziehen. Er wirkte einen Moment schon fast enttäuscht, bis ihm etwas anderes einfiel.

"Hast du eigentlich was Slauberes zum Anziehen?"

Ich blinzelte überrascht, daran hatte ich noch gar nicht gedacht, beschämt sah ich zu Boden.

"Na komm Kleine, du bekommst was von meinen Sachen.", meinte er großzügig und verschwand. Ich tapste ihm langsam hinterher ins Zimmer, wo er gerade eine Jogginghose und einen seiner übergroßen Pullis aus dem Schrank zog und mir dann entgegen schmiss. Ich nickte ihm dankbar zu, bis mir etwas auffiel.

"Ähm Shuu....", meinte ich peinlich berührt und wurde schon wieder rot, "ich habe keine Unterwäsche hier." 

Der Blonde schien einen Moment nachzudenken, bevor er anzüglich grinsend verschwand und dann wieder mit einem pinken Spitzenbh und einen dazu passenden Tanga auftauchte und mir hinhielt.

"Wo hast du das den her???", fragte ich überfordert.

Er grinste. "Du weist doch was immer so in der Wäsche von Laito liegt, er hat so viele, da dachte ich, wenn einer weg wäre, würde das schon nicht auffallen."

Meine Augen wurden so groß wie Teller. "Willst du mich verarschen, ich zieh doch nicht die Unterwäsche von irgendeinem Flittchen deines Bruders an.", meinte ich wütend.

"Es ist ganz einfach", stellte Shuu ruhig fest, "entweder du ziehst das an, oder du gehst ohne Unterwäsche."

Mit der Erkenntnis, dass ich verloren hatte, ging ich Zähne knirschend ins Bad und zog mich dort an. Ich hoffe ich hatte die Sachen gründlich gewaschen.

Als ich wieder raus kam, sah mir Shuu lächelnd entgegen. Seine Jogginghose hatte ich mir fest um die Hüfte geschnürt, damit sie nicht rutschte und sein Pulli hing mir bis in den Kniekehlen, aber wenigstens waren die Sachen sauber und kuschlig.

Zögerlich betrat ich weiter den Raum und ließ mich dann auf der Couch nieder, um Shuu weiter im Auge behalten zu können. Er hatte sich auf dem Bett zurück gelegt und die Augen geschlossen, seine bekannten Kopfhörer in den Ohren, aber ich wusste er würde mich hören.

Unschlüssig saß ich da, keiner von uns sprach ein Wort oder bewegte sich auch nur einen Zentimeter. Wenn er so daliegt und schläft, ist es echt verdammt schwer das Monster in ihm zu erkennen und zu meinem Unglück verblassten auch die Bilder von dem Abend langsam. Muss wohl an dem ganzen Ohmmächtig werden in letzter Zeit liegen.

Aber hey waaarte.....

"Shuu, wo ist Raito?"

Obwohl er seine Augen nicht öffnete, begann er zu schmunzeln, was bei ihm eigentlich unfassbar gut aussa..... Stop! Stop Stop Stop, an sowas denke ich nicht! Vergiss das Hikari vergiiiiss es.

"Ich wusste du erinnerst dich.", meinte er müde, aber man hörte sein Lächeln beim Sprechen. "Und? Erzählst dus mir auch?", fragte ich genervt von seinen ständigen Pausen. "Oh tut mir leid, ich dachte du willst mich noch ne Weile anstarren.", meinte er ironisch. Ich wurde augenblicklich rot und warf mit einem Kissen nach ihm. Shit, wie hatte er das bemerkt, er hatte ja nicht mal die Augen offen.

Lässig fing er das Kissen in der Luft ab und stopfte es sich unter den Kopf. "Raito ist wahrscheinlich gerade in der Schule und er weiß nicht, dass du noch lebst." "Und... wie hat er auf meinen Tod reagiert?", fragte ich leise, aber Shuu hörte es trotzdem. "Er ist genauso wie immer gewesen."

Niedergeschlagen senkte ich den Blick. "Oh", war das einzige was ich dazu sagte. "Er hat dir wirklich was bedeutet, oder? Der kleine Bastard war dir ans Herz gewachsen." 

Ich musste schlucken. "Er ist ein Monster, ich war nur dumm genug um auf ihn rein zufallen.", meinte ich kalt, aber ich spürte trotzdem einen Stich in meiner Brust, bei dem Gedanken daran, dass er meinen Tod nicht im Mindesten kümmerte. 

"Und bin ich auch ein Monster?", fragte Shuu's Stimme in diesem Moment ganz nah vor mir. Überrascht sah ich auf und hatte einen perfekten Blick auf seine ozeanblaue Augen und erstarrte. Was sollte ich sagen, natürlich war er genauso ein Vampir wie die Anderen auch, aber trotzdem fühlte ich mich in seiner Nähe viel sicherer und wohler.

"Ich weiß es nicht.", antwortete ich leise, "Ich habe gesehen, was du in der Vollmondnacht gemacht hast, aber trotzdem kann ich dich nicht als solches sehen." Es blieb still und als ich wieder aufsah, sah ich einen lächelnden Shuu vor mir. Er richtete sich auf und kam auf mich zu, wobei ich mich leicht verspannte, aber er legte nur langsam seine Arme um mich, um mich zu umarmen. Ich war wie festgewachsen und gab keinen Ton von mir, als er mich ganz fest an sich drückte.

"Danke", flüsterte er mir leise zu, als ich mich endlich in seinen Armen entspannte.

Nach einer Weile lösten wir uns und er setzte sich mir gegenüber aufs Sofa. "Ähm..", begann ich immer noch leicht überfordert, "ich will ja nicht unhöflich sein, aber was wird jetzt aus mir? Ich kann ja schließlich nicht für ewig mich in diesem Zimmer verstecken." Shuus Miene wurde dunkler und er schien zu überlegen, bis er böse zu grinsen anfing.

"Ich hab eine Idee, sie wird dir vielleicht nicht gefallen.", meinte er ruhig, bevor er sich erhob und auf mich zukam. Er hob mich hoch, wobei ich leider wieder in diese beschissene Schockstarre fiel.

"Bitte nicht schreien.", mit diesen Worten war wir aus dem Zimmer verschwunden.


Diabolik Lovers - mal aus einer ganz anderen SichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt