Kapitel 2 Raevyn

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Now it's like I'm on a mission

Headed everywhere

And if it takes a little long

And it feels a little wrong whocares?"

~ That Man by Caro Emerald

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Lucius stand jetzt genau vor mir und ich musste meinen Kopf ganz schön in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Er starrte, den einen Mundwinkel zu einem zufriedenen Lächeln verzogen, zu mir herunter. Die zwei anderen Kerle standen wie eine Wand in der Ausgangstür, vermutlich, damit ich nicht auf den Gedanken kam zu flüchten. Aber mal ehrlich, als ob ich weg rennen würde, wenn Lucius mit einer Knarre in der Hand genau vor mir stand. So dumm war ich jedenfalls nicht!

„Na, wen haben wir denn da? Ich hab doch gesagt, dass wir auch so rein kommen, Raevyn. Das sieht aber nicht gesund aus", sagte er mit einem Kopfnicken zu meinem Handy oder besser gesagt, zu den Einzelteilen, die einmal mein Handy waren. Ich funkelte ihn nur wütend an und machte Anstalten aufzustehen.

Lucius sagte irgendetwas auf Italienisch zu den anderen beiden Typen, die mich grimmig anstarrten, woraufhin der Linke auf mich zu kam und mich gewaltsam am Arm hochzog.

„Aua", war das einzige, was ich heraus brachte. Der Typ schubste mich nach draußen in den dunklen Hinterhof von Cosimos Café. Ich stolperte, konnte mich aber gerade noch so auf den Beinen halten.

Ich weiß nicht, ob es an der kühlen Nachtluft lag oder an der Tatsache, das die Straße mit rettenden Passanten, nur wenige Meter von mir entfernt war. Auf jeden Fall konnte ich mich nicht zurückhalten, doch los zu rennen. So viel zu: So dumm war ich nicht.

Es ist keine besonders schlaue Idee, vor Menschen mit Waffen wegzurennen, aber vielleicht hatte ich ja tatsächlich einmal Glück...

Aber nein! Ich war keine drei Meter gekommen, als mich jemand hart am Handgelenk nach hinten riss. Einer der Männer, die mit Lucius gekommen waren, hielt mich mit eisernem Griff fest.

„Dieses mal kommst du uns nicht so einfach davon", sagte er und zog mich zu einem Auto, das tief im Schatten einer Linde stand. Ich fühlte mich wie eine Verbrecherin, als sie mich auf die Rückbank des Autos verfrachteten. Dabei waren ja eindeutig die drei Typen hier die Bösen.

„Das werden wir ja sehen, ihr Idioten!", zischte ich. Dann schlugen sie die Autotür zu und ich saß alleine in dem stickigen alten Lamborghini Faena mit abgedunkelten Scheiben. Draußen standen die drei Verbrecher und unterhielten sich auf Italienisch. Immer wieder hörte ich meinen Namen und verstand Bruchstücke ihrer Sprache.

Als die drei Italiener fertig mit ihrer Diskussion waren, kamen sie auf das Auto zu. Die zwei Anderen, die mich immer noch grimmig ansahen, setzten sich nach vorne und Lucius nahm neben mir auf der Rückbank platz. Der Motor heulte auf und wir fuhren los.

„Schnall dich an", wies Lucius mich barsch an. Ich ignorierte ihn und starrte weiter aus dem Fenster, die Arme stur vor meiner Brust verschränkt. Genervt knurrte er etwas, was wie dummer Sturkopf  klang und fasste über mich hinweg nach dem Gurt.

„Arschloch", murmelt ich vor mich hin und ging davon aus, dass er es nicht gehört hatte, aber das hatte er. Seine Augen wurden auf der Stelle eiskalt und er starrte mich voller Wut an.

„Sag das noch einmal!" Eine Haarsträhne hing im fast in seinem Auge, aber ihn störte es nicht und normalerweise wäre es auch ziemlich süß gewesen, wären wir hier in einer anderen Situation.

„Arschloch!", wiederholte ich mit fester Stimme und sah ihm tief in die Augen. Der Mafioso auf dem Beifahrersitz zog scharf die Luft ein. Blitzschnell hatte Lucius eine Hand um meinen Hals und drückte mich nach hinten in die Sitzpolster des Lamborghinis. Etwas kaltes schweres drückte sich an meine Schläfe und ohne hinzusehen wusste ich, dass es Lucius Knarre war, die er, bis gerade eben noch, im Inneren seiner Jacke trug. Ich bekam keine Luft und mir tanzten schwarze Sterne in meinem Sichtfeld herum. Ich spürte nur noch die warme Hand um meinem Hals und den eiskalten Lauf der Pistole an meiner Schläfe.

Wie viele Leute wohl dadurch schon gestorben sind? Waren es vielleicht drei oder vier oder mehr als dreißig. Bin ich womöglich die erste die er damit bedroht? Wohl eher nicht! Lucius sah mich so kühl und unbeteiligt an. War der Junge neben mir ein eiskalter Killer? Ich konnte mir das nur schwer vorstellen, da er vielleicht drei oder vier Jahre älter war, als ich... Aber er strahlte eine gewisse Macht und Härte aus, dass ich sein Verhalten mehr einem dreißig Jährigen Mann zugeordnet hätte und nicht Lucius. Wie ist er wohl so geworden? Nein! Er tat mir nicht leid!

„Sag das noch einmal und ich werde mich nicht dafür interessieren, dass dein Bruder Chief Assistant ist und mir wer weiß wie viele Polizisten auf den Hals hetzt. Egal wie lange er mich danach verfolgen würde, irgendwann wäre er dann genauso tot wie du es wärst. Du zeigst mir also gefälligst Respekt! Hast du das verstanden?", knurrte er. Ich wollte ihm sagen, dass er sich es doch sowieso nicht traute mich jetzt umzubringen, aber sein Blick sagte etwas anderes und ich rang nach Luft.

„Aber so was von 100 pro", röchelte ich und Lucius ließ mich los. Er setzte sich wieder auf seine Hälfte, als wäre nichts passiert. Als hätte er mich nicht fast umgebracht. Ich hob meine Hand zu meinem Hals, an die Stelle, wo Lucius gerade noch seine Hand hatte und hustete. Ich glaube, ich drehe durch.

„Ich bekomme immer was ich will und im Moment stehst du mir gewaltig im Weg. Du solltest mich nicht unterschätzen, Stellina!" Ich brauchte etwas, um zu realisieren, dass er mit mir sprach.

Ich drehte mich weg und klammerte mich an meine Beine. Meine warme Stirn lehnte ich gegen das kalte Glasfenster. Ich merkte, wie mich die Müdigkeit überkam, aber meine Angst war zu groß, als das ich jetzt hätte einschlafen können und wer weiß, was sie mit mir anstellen würden.

Ich begann meine Situation neutral zu betrachten. Okay, ich saß mit drei Mafiosi in einem Auto. Bei dem einen neben mir, Lucius, würde ich nicht zögern zu glauben, dass er mich erwürgen würde, bei den anderen beiden bin ich mir nicht sicher, aber sie gehörten auch zur Mafia, haben also sicher schon jemanden umgebracht. Meine Situation hätte auch deutlich besser ausfallen können.


Wir ließen die Stadt schnell hinter uns und ich fragte mich, wo wir hin fuhren. Der Typ am Steuer hieß Marco und der andere Cain, er war nicht viel älter als ich.

Ich überlegte, ob ich nicht einfach aus dem fahrenden Auto springen könnte, wie die Helden in den Actionstreifen. Wenn ich mich richtig abrollte, konnte der Aufprall nicht so hart sein, oder?! Doch in diesem Moment hörte ich das Klicken der Zentralverriegelung und ich sah, dass Lucius' Finger auf einem Knopf ruhte. Konnte er Gedanken lesen?! Ich bedachte ihn mit einem bösen Blick und dachte vorsichtshalber: Du. Blöder. Angeber! Er rührte sich aber nicht.

Dann lehnte ich mich wieder an das kühle Fenster und meine Haare fielen mir wie ein schützender Vorhang vors Gesicht. Ich spürte wie mir eine einzelne salzige Träne über die Wange rollte.

'Reiß dich zusammen, Rae!', sagte ich zu mir selber. 'Ich schalte ja auch die Orks bei World of Warcraft aus, zwar mit James Hilfe, aber was macht das schon für nen Unterschied. Das hier war doch 'nur' die Realität?!'


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Hallöchen :D

Hier das zweite Kapitel.

Was denkt ihr? Schreibts mir! (Haha ein Reim XD)

Liebst Troian

Nur Über Meine Leiche, MafiosiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt