,,Und wer bist du?" ,pampte Corey das fremde Mädchen, mit dem purpurroten Umhang, an, sobald sie aus dem Schatten hervortrat und verschrenkte abwehrend die Arme vor der Brust, skeptisch und auf der hut. ,,Samantha." ,antwortete diese, ihre Aufmerksamkeit lag jedoch auf Alex, der sie mit großen Augen ansah. ,,Und wer seid ihr?" Sie schlenderte weiter nach vorn, näher zu Alex und zu Corey, auf ihrem Mund hatte sich ein leichtes Grinsen abgebildet, ihre Augen funkelten schelmisch und hatten die gleiche Farbe wie ihre Haare. Dunkelbraun. Da Alex anscheinend vergessen hatte, wie man sprach, geschweige denn den Mund aufmachte, seufzte Corey genervt. ,,Ich bin Corey und das neben mir-" , sie warf einen zweifelnden Blick hinüber zu ihrem besten Freund, der sich wieder allmählich zu fangen schien. ,,Ist Alex." Samanthas Grinsen wechselte zu einem breiten zuckersüßen Lächeln, welches sie voll und ganz Alex zu schenken schien, wodurch er, ganz untypisch, errötete. ,,Kommt ihr von hier?" Sie klimperte mit den Wimpern. ,,Du Alex ganz bestimmt, du bist eine Kreatur." Sie machte eine knappe Pause. ,,Aber Corey, du bist keine Kreatur, oder hast du dich verwebt?" ,,Äh.." Corey sah ein weiteres Mal unsicher zu ihrem Helfer. Sie wusste nicht, ob sie sofort erzählen sollte, dass sie auf dem Weg zum Orakel waren, dass sie selbst die zweite Auserwählte ist und der neben ihr, ihr Helfer. Aber Alex nahm ihr die Entscheidung ab. ,,Wir sind auf dem Weg zum Orakel, weil Corey hier-" Er grinste breit, die Röte von gerade war aus seinem Gesicht gewichen und nun strahlte er vollkommene Selbstsicherheit aus. ,,Die zweite Auserwählte ist und ich bin ihr Helfer." Corey zog scharf die Luft ein, sie wusste nicht, ob diese Aussage jetzt so gut gewesen war, denn ihrer Meinung nach, konnten sie beide Samantha noch nicht vertrauen. Doch Alex schien es, denn er plapperte munter weiter : ,,Corey wird uns von dem Fluch befreien und die Schatten der verfluchten Seelen bekämpfen und die Verrückten heilen." Das Mädchen vor ihnen, verspannte sich kaum merklich, nur Corey schien es gesehen zu haben. Sie beäugte sie prüfend. ,,Und was bist du Samantha? Ein Wanderer oder eine Kreatur?" Sie drehte ganz langsam den Kopf zu Corey, ihre Kapuze vom Umhang rutschte leicht nach Hinten und entblößten ihre braunen, perfekt gelockten Haare. ,,Oh, du kannst mich ruhig Sam nennen." Sie legte den Kopf leicht schräg. ,,Ich bin eine Kreatur." Ihre Worte klangen unsicher und es hörte sich für Corey so an, als wüsste sie garnicht, was eine Kreatur war. Mit ihr stimmt etwas nicht. ,,Und was für eine?" ,,Corey, was soll denn die Fragerei?" Nun mischte sich Alex auch dazu und sah sie fragend an. ,,Ist schon gut Alex." Sam zog die Kaputze, mit einer leichten Handbewegung vom Kopf, und legte so die spitzen Ohren, die man auch bei Alex erkennen konnte, frei. ,,Du bist auch eine Katze?" ,fragte Alex verblüfft und runzelte nachdenklich die Stirn. ,,Ich konnte dich aber nicht riechen. Meinesgleichen rieche ich eigentlich immer schon ein paar Meter entfernt." Sam lachte leicht. ,,Keine Ahnung, aber das ist ja auch egal.." Sie räusperte sich laut. ,,Kann ich euch begleiten?" Ihre Stimme hatte einen seltsamen Ton angenommen. ,,Dann kann ich euch helfen, falls ihr angegriffen werdet. Von den Schatten oder Verrückten." ,,Das wäre eigentlich keine schlechte Idee, oder Corey?" Corey griff ruckartig nach Alex Arm, drehte sich weg von Sam und zog Alex mit einem "Entschuldige uns kurz" weg von dem merkwürdigen Mädchen. Als sie einige Meter zwischen ihnen und der Katzendame gebracht hatten, blieb Corey stehen. ,,Was sollte das?" Sie schlug ihn leicht beleidigt gegen den Oberarm. ,,Du kannst sie doch nicht einfach mit uns mitlaufen lassen! Wir kennen sie doch überhaupt nicht!" Sie linzte hinüber zu Sam. ,,Außerdem traue ich ihr nicht. Welcher normale Mensch kommt einem denn tief im Wald entgegen und bittet darum, die Begleitung einer Wanderung zum Orakel zu sein." Sie schüttelte den Kopf. ,,Vielleicht solltest du ihr eine Chance geben, Corey." Alex kratzte sich nachdenklich an der Nase und Corey konnte sehen, wie sein Blick
Samanthas Körper hoch und runter wanderte. ,,Und du wirst jetzt nicht nur vom Äußeren beeinflusst?" ,fragte sie misstrauisch. Alex öffnete protestierend den Mund, seine Stimme klang empört: ,,Was? Nein, was denkst du denn von mir Corey?" Ein Schnauben entwich ihm. ,,Ok, wie wäre es damit? Wenn sie uns aufhält, dann lassen wir sie zurück, aber wenn sie uns hilft, dann darf sie mitkommen." Corey schwieg. Sie haderte mit sich. Einerseits wollte sie so schnell wie möglich am Orakel ankommen, was nur passieren kann, wenn nichts sie aufhält, andererseits hatte sie aber keine Lust auf Alex schmachtende Blicke für Sam. Schließlich gab sie nach. ,,Ok, aber wie du sagtest. Wenn sie uns aufhält, kann sie sofort abhauen." Rasch nickte ihr Freund und ging mit einem "Alles klar" wieder zurück zu Sam, Corey folgte ihm langsam. Das Katzenmädchen wartete mit verschrenkten Armen auf sie, ihre Katzenohren zuckten, Corey hatte die leise Vorahnung, dass sie mithilfe ihres übernatürlichen Hörsinns gelauscht hatte. ,,Also Sam." , fing Corey an, doch Alex sprang ihr sofort ins Wort. ,,Du kannst uns begleiten. Wir können Hilfe und eine Begleitung gut gebrauchen." Coreys Augen funkelten Alex wütend an. ,,Oh vielen Dank." Samantha grinste fröhlich und klatschte eifrig in die Hände. ,,Ich freu mich ja so." Sie lachte leicht und blickte direkt in Coreys Augen, sodass diese leicht erschauderte. Kam es ihr nur so vor, oder hatten Sams Augen gerade geflackert? ,,Wir müssen doch die zweite Auserwählte beschützen, nicht wahr Alex?" Ihr Helfer schien nichts bemerkt zu haben, sein Blick haftete immer noch auf Samanthas Gesicht und bei ihren Worten stemmte er die Arme in die Hüfte, was ihn ein wenig lächerlich aussehen ließ. ,,Natürlich." Er schenkte Corey ein aufmunterndes Lächeln, was sie nur halbherzig erwiederte.Sie kamen schneller voran, als Corey gedacht hatte. Es gab jedoch ein Problem mit dem Weg. Samantha war oft fest davon überzeugt, dass sie genau in die entgegengesetzte Richtung gehen mussten, die Alex ihnen zeigte und es endete oft mit einem "Na gut" von Alex, womit Corey überhaupt nicht einverstanden war. Sie entschied sich dazu die Karte, im ledernen Buch ihres Vater, hervorzuholen und nach dem Weg zu schauen. Doch für Corey stellte es ein Problem da, denn sie konnte die Karte des Dämmerungslandes überhaupt nicht lesen, deshalb verschob sie dies lieber auf später.
Ab und zu blieben sie dann auch stehen um eine kurze Pause zu machen, in der sie etwas aßen oder tranken, wobei Sam jegliches Essen, was Alex ihr anbot, dankend ablehnte und ruhig neben ihnen saß und beim essen zusah. Oft lief sie einige Meter voraus, sah sich Büsche und Blätter an, als sähe sie sie zum ersten Mal. ,,Woher kommst du denn eigentlich, Sam? Du wirkst nicht wirklich wie ein Bewohner aus den Dämmerungsland." ,fragte Alex schließlich, als er sie von einem grellgelben Ahorbbaum wegziehen musste. Es sah so aus, als würde Samantha erst jetzt die wahre Schönheit der Natur wahrnehmen. Überrascht von Alex direkter Frage, hob sie die Augenbrauen und entzog sich sanft aus seinem Griff. ,,Ach, mal hier mal dort." ,antwortete sie zögernd und fuhr sich mit einer Hand durch ihre leichten Locken an den Haarspitzen. ,,Meine Familie ist schon seit langem fort, keine Ahnung wo sie ist und ich wollte einfach das Land erkunden." Sie umging Alex Frage geschickt. ,,Meine Eltern wurden von den Schatten der verfluchten Seelen angegriffen." ,fing Coreys bester Freund an und sah schnell zu Boden, um ihren überraschten Blick auszuweichen. ,,Als man sie fand, waren sie bereits Tod." Er schluckte schwer. ,,Aber hast du nicht gesagt, dass die Schatten nur Auserwählte angreifen?" ,erwiederte Corey perplex. ,,Ja schon." ,er seufzte. ,,Aber ich habe dir doch auch erzählt, dass viele Schatten sich im Immerwald tummeln. Wenn du dann nicht aufpasst.." Alex tat so, als würde er sich die Kehle mit einem Ruck durchschneiden. ,,Die Auserwählten werden von ihnen infiziert. Sterben tun sie erst Stunden nach dem Angriff." So wie bei mir, schoss es Corey durch den Kopf. Nur kam Alex bei mir noch rechtzeitig. ,,Tut mir Leid." ,murmelte sie bedrückt. ,,Und was ist mit dir Corey?" Sam wante sich plötzlich fragend an sie, dabei lief sie jedoch weiter, ohne zu stolpern. ,,Was ist mit deinen Eltern? Wo sind sie gerade?" Es schien, als würde ein dicker Klos sich plötzlich in Coreys Hals festsetzen und immer dicker und dicker werden. ,,Wie finden Sie es, dass du eine Auserwählte bist?" Coreys Augen sprühten förmlich Funken, als sie zu der Katzendame herumwirbelte. ,,Was soll die Fragerei, Sam? Für meinen Geschmack stellst du ein wenig zu viele Fragen." ,fauchte sie wütend und ballte ihre Hände zu Fäuste. Überrumpelt von Coreys Tat hob Sam beschwichtigend ihre Arme und trat zwei Schritte zurück. ,,Ich wollte doch nur mal Fragen." ,meinte sie, doch ihr Mundwinkel zuckte belustigt, was Corey noch wütender machte. ,,Das geht dich verdammt nochmal nichts an." Ihr Herz hämmerte wild gegen ihren Brustkorb und sie wendete den beiden den Rücken zu. Corey fühlte sich schuldig. Sie hatte, seit Alex und sie in der alten Kirche Zuflucht gesucht hatten, keinen weiteren Gedanken an ihren Dad, geschweige denn ihrer Mom verschwendet. Es war wie eine Achterbahn der Gefühle für sie. ,,Es wird bald Dunkel." ,murmelte sie, versuchte ruhiger zu werden, ihrer Stimme einen sanften Ton zu verpassen. ,,Wir sollten ein geeignetes Lager finden." Sie konnte hören, wie das Laub unter Alex Füßen raschelte, als er sich zu Sam gesellte und hörte sie tuscheln, als sie auf der Suche nach einem Schlafplatz, weiter durch den Wald stromerten. Corey war nicht unbedingt ein misstrauischer Mensch, doch Samanthas Art, ihre Aussagen, ließen all ihre inneren Alarmglocken klingeln und sie hatte das Gefühl, dass sie ihnen beiden, Alex und ihr selbst, etwas verschwieg und sie gleichzeitig haushoch belügte. Und genau dies ließ Corey misstrauisch werden.
DU LIEST GERADE
Das Lied der Auserwählten
FantasyCorey und Alex. Seit mehr als fünf Jahren Nachbarn und beste Freunde. Corey vertraut Alex mehr, als jemand anderen auf der Welt und das wusste er zu schätzen. Sie wussten alles über den anderen, sie erzählten sich jede Einzelheiten und beschützen s...