Das Krankenhausbett war total unbequem. Die Decke war zu warm, die Matratze zu hart, und das Kissen zu dünn. Das war jetzt der zweite Tag im Krankenhaus. Meine Eltern waren so schockiert, als sie davon erfuhren dass ich im Krankenhaus lag. Als ich daran zurück dachte, musste ich schmunzeln. Meine Kopfschmerzen hatten sich nur als leichte Gehirnerschütterung entpuppt. Morgen könne ich schon wieder nachhause, vorher wollten mich die Ärzte noch unter Beobachtung halten und vielleicht sogar noch mal nach irgendwas anderem durchchecken, wie man das bei Kindern mit reichen Eltern halt macht.
Ich lag auf dem rücken in meinem unbequemen Bett und sah an die Decke. Viel zu tun hatte ich hier nicht. Was könnte ich tun..?
Fernsehen? Verboten. Handy? Auch verboten. Lesen? Kopfschmerzen - und keine Lust.
Mich mit meinem Zimmergenossen unterhalten? Ab und zu machte ich das mal, aber sie - eine etwa 12 jährige mit gebrochenem Bein, vielleicht auch gebrochener Rippe, ich war mir nicht sicher - war echt komisch. Wenn ich doch mal mit ihr plauderte, kam sie mir nämlich verdammt überheblich vor.
Also dachte ich nach.
Über Valentine. Über seine Worte. Über seinen Kuss.
Mein Gehirn war voll davon. Röte schoss mir sofort ins Gesicht. Ich hielt mir schnell die Hände vors Gesicht und biss mir auf die Unterlippe.
Was war dass nur?!, dachte ich und rieb mir mit der Hand über die Wange. Viel zu doll, bald schon kribbelte es. Er hat mich geküsst! Geküsst! Verdammt! Aaaah, was soll ich nur tun?!
Ich seufzte. ,,Und wenn er mich nie wieder sehen will...?", flüsterte ich leise und bereute es sofort, dass mir das raus gerutsch war, denn Marie-Ann - sah mich aus dem Augenwinkel abschätzig an - Marie-Ann war meine Zimmergenossin.
Ich drehte mich schnell auf die Seite, weg von ihr und vergrub mein Gesicht in meinem Kissen.
,,Was hast du gesagt?", hörte ich sie sagen. ,,Nichts", murrte ich zurück.
,,Ich bin mir sicher dass du was gesagt hast!"
,,Hab ich nicht", versicherte ich. ,,Und falls doch, geht es dich gar nichts an."
Wow. So etwas hätte ich früher nie gesagt.
,,Du solltest es mir lieber sagen, denn ich weiß eine Menge! Ich helfe dir dann und wir werden gaaaanz tolle Freunde!", plapperte sie einfach weiter.
Als ob du etwas davon verstehst, wie ich mich grade fühle. Du bist 12!
,,Du kannst mir nicht helfen. Und sowieso, solltest du dir Freunde in deinem Alter suchen", meinte ich und richtete mich langsam auf. Ich würde aufs Klo gehen. Ein bisschen Bewegung tat nicht schlecht, auch wenn meine Eltern immer sagten ich solle auf jeden Fall liegen bleiben.
,,Wohin gehst du?"
,,Toilette."
,,Oh, okay..."
Ich verließ das Zimmer und tappte nur in Socken durch den Flur. Das war das coole an Krankenhäusern: du kannst auf Socken rum laufen und auch aussehen wie scheiße, denn dass kannst du beruhigt auf deinen Zustand schieben. Die Toiletten waren nicht weit weg, aber eigentlich musste ich gar nicht mehr als ich dort war. Aber ich wollte auch nicht zurück. Im Zimmer langweilte ich mich nur.
Also ging noch ein bisschen herum und suchte eine Uhr. Als ich endlich eine fand, war es halb fünf.
Ich sollte zurück gehen...Im Zimmer erwartete mich eine Überraschung, mit der ich nie gerechnet hätte. Jesse!
,,Twain!", sagte er erfreut und begrüßte mich mit einem kurzen Handschlag. ,,Jesse... Ich wusste nicht dass du vorbei kommst.", ich war etwas verdutzt. Marie-Ann hatte Kopfhörer auf und interessierte sich nicht für uns.
,,Aaach, das ist nicht schlimm", meinte er und klopfte mir auf die Schulter. ,,Hab gehört du liegst in Arrest. Was hast du angestellt, Mann?!"
Ich lächelte belustigt und setzte mich zu ihn aufs Bett. ,,Jack the Ripper hatte wohl einen schlechten Tag", sagte ich einfach, ehe ich begann die ganze Geschichte zu erzählen.
,,Valentine Blackwood?! Der Valentine Blackwood vor dem ich dich gewarnt hatte?!", Jesse schien sichtlich beunruhigt.
,,Er gar nicht so merkwürdig! Er ist nett!"
Er sprang auf und machte einige aufgewühlte Handbewegungen. ,,Ich hab doch gesagt, dass sowas passiert! Dass seine Freunde alle irgendwie verletzt wurden, bis sie umgezogen oder die Freundschaft gekündigt haben."
,,Nein, dass Jackson mich angegriffen hat, war nicht Valentines Schuld. Er hat mich gerettet", verbesserte ich Jesse und ließ mich auf den rücken fallen. ,,Twain!", Jesse musterte mich eindringlich. ,,Echt mal, du bist total komisch. Fast schon so komisch wie der Terrier."
,,Terrier?", fragend sah ich ihn an.
,,Na Valentine Blackwood.", er sah mich jetzt eher überrascht an. ,,So wird er genannt, vor allem von Jackson. Die zwei waren wohl mal befreundet. Na ja, so kann man es nicht sagen... Sie waren in einer Gang. Jedenfalls sagt man das."
Ich sah ihn stutzig an.
,,Wusstest du das nicht?", fragte er, worauf ich beeindruckt den Kopf schüttelte. ,,Das erklärt einiges..."
Jesse seufzte, dann streckte er sich.
Nach dem wir noch ein bisschen über die Schule und anderes geplaudert hatten, sagte Jesse irgendwann, er müsse gehen.
,,Wir sehen uns", sagte ich und lächelte ihm zum Abschied nach.
,,Yesss! Tschau", er winkte und stolzierte davon.So ist das also..., dass Jackson und Valentine sich von früher kennen, machte mich irgendwie etwas eifersüchtig. Aber jetzt passten einige Puzzleteile an einige andere.
Das war schon beruhigend.
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You won't leave my mind. {boyxboy}
Romance[ #88 in Romantik am 19.04.2018 *-* ] [ #1 in Schwulenliebe am 23.05.2019 waaaaaaaaaaaas *O* ] Wer in einem guten Haushalt groß geworden ist, hat Manieren, Anstand und wird irgendwann einen Partner heiraten, welcher aus ebenso einem Haushalt kommt...