,,Guteeen Morgeeen!" Autsch, was ist das? Da ist irgendwas großes schweres auf mir gelandet. Ich bemühe mich um einiges, kriege es aber noch nicht hin meine Augen zu öffnen.
,,Arngh.", mache ich nur und ziehe meinen Kopf weiter unter die Bettdecke.
,,He!"
Ahh, das harte Etwas auf mir wippt auf meinen Rippen auf und ab.
,,Ey, das tut weh!"
Mit Mühe schaffe ich es endlich meine Augen zu öffnen und sehe direkt in das kleine freche Gesicht meiner mindestens genauso kleinen und frechen, sechsjährigen Schwester Mira. Ohh, wie ich dieses kleine Biest von einer Prinzessin auf der Erbse doch hasse!
,,Du sollst aufstehen, Jessie!" Mira rüttelt wie ein wildgewordener Gorilla mit blauen Disneys Frozen-Schlafanzug an meiner Decke. Doch daran denke ich gar nicht. Ich lasse meinen Blick zum Wecker schweifen. Halb acht! Spinnt dieses Mädchen?! Mich um halb acht zu wecken! Normalerweise schäle ich mich sonst am Wochenende nicht vor zwölf Uhr aus dem Bett.
,,Auf-steh-en! Aufstehen, aufstehen!", schreit Mira mittlerweile fast. Ihre Worte überkugeln sich dabei wie beim Boowl. Was könnte denn heute gewesen sein, was so wichtig für ein sechsjähriges Mädchen ist, dass es seine 13 jährige Schwester um halb acht aus dem Schlaf reißt? Mal überlegen... Aber irgendwie bekomme ich mein Gehirn noch nicht richtig in Gang gesetzt.
,,Ohh!", stöhne ich plötzlich. Natürlich! Das mir so ein wichtiges Ereignis nicht einfallen konnte! Doch jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
,,Richtig, heute hat ja Mama Geburtstag!", rufe ich.
,,Psst!", macht Mira und legt einen Finger von ihrer kleinen Patschehand an den Mund.
,,Nicht so laut, sonst weckt du sie noch auf!"
Haha, das sagt die richtige! Als ob ich gegen ihre Aufweckungsschreierei laut gewesen wäre! Das ich nicht lache.
Aber seltsamerweise komme ich jetzt doch ganz gut aus dem Bett. Es ist nur ein Kunststück, den kleinen Nervzwerg von meiner Decke abzuschütteln und dann noch aus meinem Zimmer zu bekommen. Jetzt kommt nur noch die Frage auf, was ich anziehen soll...
Kurz darauf stehe ich mit enger Jeans und meinem Lieblingstop vor der Tür des Schlafzimmers. Mira steht neben mir und, wow Überraschung- sie hat ein disneys Frozen-Kleidchen an und trägt dazu eine weiße, leicht glitzernde Strumpfhose. Mira liebt Disneys Frozen über alles. Sie besitzt so gut wie jede Spielfigur, jede Barbie und jedes Kleidungsstück von Elsa und Anna. Ich war in dem Alter in meiner Lillifee - Phase, auch nicht viel besser.
,,Ja, jetzt wecken wir gleich Mama!", trompetet Mira in einer Lautstärke, dass es wahrscheinlich beinahe die ganze Straße gehört hatt. Wie kann man mit sechs Jahren schon so ein lautes Organ haben? Die Geschenke für Mama hatten wir bereits gestern auf den Tisch gelegt. Das heißt Ich... Mira war zu beschäftigt damit, Barbie zu spielen und nebenbei Hörspiele hören. Sie knallte mir ihr Ähm... originelles Kunstwerk aus Strohhalmen, Pappmarchee und einer Masse die das alles zusammen hielt (sah ein bisschen aus wie Kaugummi, ich hoffe das war es nicht *würg*) auf den Tisch und ich schon Es möglichst unauffällig und die letzte Ecke, damit es nicht mein schönes Bild eines Geburtstagstisches verdeckte. Ich hatte total teure Pralinen mit Wisky oder Schnaps oder so 'nem Zeug drin gekauft, eine wunderschöne, (ich hoffe) emotionale Karte und einen weniger schönen, dafür aber leckeren Geburtstagskuchen mit 40 Kerzen drauf gebacken und verziert. Ich finde meine Werke sind mir echt gut gelungen.
Jetzt stehen wir beide, eher gesagt, wir drei, denn ich halte noch einen Laptop in der Hand, mit Papa. Wozu gibt es Skype?
Papa ist nämlich gerade in Sydney, auf Geschäftsreise.
,,Eins, zwei, drei", flüstere ich und sofort nachdem ich das ausgesprochen habe, reißt Mira die Tür auf. Dann singen wir alle drei 'Happy Birthday to you'. Ich halte mich aber eher zurück, dafür singt Mira umso lauter. Hab ich schon erwähnt, dass sie ein ziemlich lautes Organ besitzt? Naja...
Unsere Mutter setzt sich schläfrig auf. Sie reibt sich die Augen, dann lächelt sie. Ich lächle zurück und umarme sie. Aber das klappt nicht so gut, weil sie ja noch im Bett sitzt und ich außerdem noch Papa, also den Laptop mit Papa, im Arm halte. Sie drückt mir einen Kuss auf die Wange und murmelt: ,,Danke Jessielein!"
Ohh, wir ich es hasse, wenn sie mich so nennt! Aber sie hat ja heute Geburtstag und deshalb sage ich höflicherweise mal nichts dazu. Mira hockt schon die ganze Zeit auf der Bettkante und wartet ungeduldig darauf, dass Mama endlich aufsteht um ihre Geschenke zu begutachten. Das tut diese jetzt auch. Aber in einem Tempo, dass selbst eine Schnecke ihr problemlos nachkriechen könnte (obwohl... Vielleicht wäre die Schnecke ja sogar noch schneller). Mira hätte in dieser Zeit schon mehr als die Hälfte ihrer Geburtstagsgeschenke ausgepackt.
,,Ach, das ist ja wunderbar! Das hättet ihr doch nicht machen müssen!", meint Mama, als wie endlich im Wohnzimmer angekommen sind. Unsere Mutter ist bei allem immer soo bescheiden! Mit nicht ganz einem Zug pustet sie die 40 Kerzen aus. Und zuerst fällt ihr natürlich Miras Krüppelgestell auf.
,,Oh, das ist ja schön! Hast du das gemacht, Miri?" Dumme Frage! Glaubt Mama etwa, ich hätte das gebastelt?!
Mira nickt stolz.
,,Ähm... Das ist wirklich schön!" Aber dann gibt Mama sich geschlagen und fragt: ,,Was ist das?"
Tja, das würde ich auch gern wissen! Mira wollte nämlich bis zum Schluss nicht preisgeben, was ihr Strohhalmgestell dastellen soll.
,,Das bist du!", sagt Mira knapp. Mama sieht sie an.
,,Achso! Na klar... Jetzt wo du es sagst." Aber ich kann genau sehen das sich in ihrem Kopf abspielt: ,,Was? Das soll ich sein? Na toll! Bin ich wirklich so ein hässliches, klappriges Strohhalmding?"
Ich muss grinsen. Dann widmet sich Mama meinen teuren Pralinen und meiner schönen Karte. Dazu sagt sie aber nur: ,,Danke Jessie! Das ist aber wirklich nett."
Ich bin ein bisschen enttäuscht, lasse mir aber natürlich nichts anmerken.
,,Ich habe auch ein Geschenk!", macht sich Papa bemerkbar, den ich auf dem Sofa abgestellt habe. ,,Es ist ganz toll. Mehr verrate ich nicht. Es soll schließlich eine Überraschung bleiben!" Dann sagt er nichts mehr.
,,Oh Kinder!", beginnt Mama beinahe feierlich.
,,Und natürlich Scott", fügt sie eher halbherzig hinzu, nachdem Papa sich ein paar mal laut geräuspert hat. ,,Das war der schönste Geburtstag, den ich je hatte!"
Komisch, das sagt sie jedes Jahr! Aber dann war es jedenfalls der schönste Geburtstag dieses Jahr!
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Jessie
Teen FictionHi, ich bin Lucia. Das hier ist neben 'Iceprincess' mein erstes Buch, also seid nicht böse, wenn es nicht Sooo gut ist. Ich finde, es ist mir ganz gut gelungen. Es geht um die 13 jährige Jessie, die irgendwie nicht so richtig was mit ihrem Leben anf...