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Corey atmete tief ein. Die Sonne, welche den ganzen Tag über nur spärlich Licht zwischen die Baumkronen scheinen ließ, senkte sich allmählich und machte der aufkommenden Dämmerung platz. In Gedanken bedankte sie sich für den jetzigen kleinen Frieden, dafür, dass sie noch nicht von irgendwelchen schaurigen Wesen überrascht wurden. ,,Ich glaube, hier ist ein guter Platz zum Übernachten." Samanthas Stimme erklang vor ihr, Corey wäre fast in sie hineingelaufen, da sie stetig auf dem Boden gesehen hatte und nicht auf die beiden Personen vor ihr. Corey blickte auf, musterte knapp die Umgebung, stellte aber sofort fest, dass dies der falsche Ort zum übernachten war. ,,Wir können hier nicht schlafen." ,warf sie ein, ehe Sam weitere Vorschläge bringen konnte, die noch fataler als der jetzige war. ,,Siehst du nicht, dass diese Lichtung viel zu offen liegt." Sie stellte sich nun direkt neben Sam und Alex. ,,Als Alex und ich das erste Mal im Freien, hier in Wald, übernachten wollten, wurden wir sofort von einem Höllenpferd überrumpelt." ,,Ach wirklich?" ,fragte Sam überrascht, ihre Stirn hatte sich in Falten gelegt. ,,Ja, und das war nicht wirklich lustig." ,warf sie trocken hinzu, als sich die Katzendame zu Alex wante. ,,Alex?" ,Samanthas Stimme klang fast bettelnd. Oh,nein! Jetzt komm mir nicht mit Alex. ,,Corey hat Angst vor einem weiteren Angriff." Ihre Hände legten sich auf seine Schultern. ,,Aber wir werden sie beschützen. Richtig?" Alex sah sie mit großen Augen an. ,,S-sicher." ,seine Stimme stockte kurz. ,,Na also." Sam wante sich, mit siegessicherer Miene, zu Corey um, ihr schmierig freundliches Lächeln ließ Corey fast kotzen. ,,Kein Grund zur Sorge." Sie zwinkerte ihr zu. ,,Du wirst in Sicherheit sein." Und mit diesen Worten lief sie auf die große Lichtung zu, Alex sah ihr seufzend hinterher, doch von Corey kam nicht einmal ein wütendes Schnauben. Sie war beunruhigend still. ,,Corey, ich-" ,,Lass es einfach." ,unterbrach sie ihn ruhig. ,,Alles gut, ich komme damit klar." ,murmelte sie eher zu sich selbst. ,,Ist ja nicht so, dass ich paranoid werde. Ich will einfach nur nicht noch einmal Todesangst haben." Sie sah mit einem traurigen Blick zu ihrem Helfer. ,,Ich will nicht, dass du wegen mir dein Leben aufs Spiel setzt. Wir sind Freunde. Beste Freunde, weißt du noch?" Ein Räuspern verließ ihren Mund, dann drehte sie sich um, kehrte ihm den Rücken zu und lief angespannt zu Sam, die sich ins Gras gesetzt hatte. Sie konnte nicht sehen, wie Alex Katzenohren sich enttäuscht senkten und auch nicht wie er ihr leise eine Antwort hinterher murmelte.

,,Ich schlage vor, wir bauen uns ein kleines Lager auf." Corey verdrehte genervt die Augen. ,,Oh, du schlägst so einiges vor, Sam." ,antwortete sie der Braunhaarigen und presste, in unterdrückter Wut, die Lippen aufeinander, bis sie weiß wurden. ,,Wie wäre es mit einem kleinen Schlafplatz." Samantha schnippste mir dem Finger. ,,Ein Zelt!" Sie plapperte weiter, ohne Corey auch nur im geringsten zu beachten. Sie griff nach Alex Rucksack, den er kurz davor auf dem, von der Nachtluft kalt gewordenen, Rasen abgelegt hatte und öffnete ihn, schloss ihn aber, nach einigen Sekunden schauen, da ihre Begierde, nach einem Zelt, nicht gestillt werden konnte. Alex und Corey hatten keine Zelte dabei, dies erfuhr sie auch, als sie nach Coreys Tasche verlangte. ,,Wir legen Decken aus." , erklärte der Katzenjunge neben Corey, zog dabei die blaue Decke, die sie schon die ganze Zeit benutzten, hervor und zeigte sie mit einem aufmunternden Lächeln Sam, seine Freundin beobachtete mit einem verächtlichen Blick das Zenario. Corey verstand nicht, was Alex an Sam so wichtig war. Sie kannten sich erst einen Tag lang und schon schien es so, als würde Alex für Sam über Leichen gehen wollen, wenn sie dies denn verlangte. Ein Nicken von Sam und es war beschlossen. Sie breiteten alle Decken, die sie in ihren Rucksäcken finden konnten, auf dem Laub aus, wärend mehr und mehr Sterne am Himmelszelt erschienen, fast so hell und klar, wie der Mond selbst, der ebenfalls dem Nachthimmel empor kletterte. ,,Lasst uns jetzt ein Lagerfeuer vorbereiten." ,rief Sam ihnen zu, als auch die letzte störende Erhebung unter der Decke verschwunden war und Corey ,die sich die Hose abklopfte, erhob. ,,Ich wäre dafür, dass Alex Holz holt." Corey sah überrascht, bei Samanthas Worten, auf. ,,Wie bitte?" ,fragte sie und noch überraschter wurde sie, als sie merkte, dass Alex genauso unzufrieden mit dem Vorschlag war. Ihr Helfer und Freund überkreutzte abwehrend die Arme. ,,Ich finde, dass ist keine gute Idee, ich muss bei Corey bleiben, sonst wird sie angegriffen." Sam öffnete protestierend den Mund. ,,Ich könnte sie aber auch beschützen. Hast du kein Vertrauen in mir?" Corey entging der schnelle Blick, den Alex ihr selbst zuwarf, nicht. Er ließ ein frustrierten Seufzer hören, doch ehe er Samanthas Worten mal wieder Folge leisten konnte, trat die zweite Auserwählte vor und ergriff das Wort. ,,Ich werde gehen. Ich schaffe das schon." Mit selbstbewusster Miene drehte sie sich zu Alex. ,,Ihr redet davon, dass ich schwach bin." ,,Das habe ich garnicht gesagt!" ,widersprach ihr Freund, doch Corey brachte ihn mit einer erhobenen Hand zum Schweigen. ,,Es klang aber so." ,sagte sie spitz und schüttelte bestimmt den Kopf. ,,Ich werde euch beiden zeigen, dass ich auch ohne euren stetigen Schutz gut auskommen werde." Sie ging an Alex vorbei, seine Augen schimmerten unruhig, als sie ihr nachsahen. ,,Lass sie gehen." Samanthas Stimme drang an sein Ohr, doch nahm er sie kaum wahr. Er machte sich schon wieder Sorgen um seine Freundin. ,,He!" Sams Stimme durchschnitt die herschende Stille. ,,Wenn du deine Freundin eifersüchtig machen willst, dann solltet du ihr nicht hinterher sehen, wie 10 Tage Regenwetter." Die Gedanken tickten in Alex Kopf, versuchten zu verstehen, was sie gerade gesagt hatte und seine Kinnlade viel vor Überraschung hinunter. ,,Ist es-" ,er schluckte. ,,Ist es so offensichtlich?" ,,Nein, nein." ,sagte Sam amüsiert. ,,Aber ich werde es doch wohl merken, wenn ich ausgenutzt werde. Ich kenne diese Blicke, die du ihr schenkst." Alex konnte das erröten nicht verhindern. ,,Hör auf, vielleicht ist sie noch in der Nähe." ,versuchte er sie abzuwimmeln und musterte die langen knochigen Bäume, als würde Corey jeden Moment hinter einem hervorspringen. ,,Sag mal, Alex." ,fing Samantha an und setzte sich auf und richtete ihren Umhang, der sich um ihre Beine verhädert hatte. ,,Wie findest du die Verrückten?" Verwunderung breitete sich in Alex aus und er wollte schon entgegnen, er finde es schlimm, dass die Kreaturen alle nach aneinander durchdrehen, es aber mit Coreys Hilfe aufzuhalten ist, doch Sam redete schon weiter. ,,Weißt du, eigentlich sind sie ja garnicht so durchgedreht, Alex." ,erklärte sie belustigt und fixierte ihn mit ihrem braunen Augen, als er sich umdrehte. ,,Woher willst du das wissen?" Er trat zögerlich einen Schritt zurück, Unsicherheit ergriff ihn und er legte die Stirn in Falten und überkreutzte die Arme. Woher wusste Sam das? Sie lächelte höhnisch und diesmal war die Freundlichkeit verschwunden und Hass blitzte in ihren Augen auf. ,,Ihr Kreaturen seid verloren." ,knurrte sie und stellte sich wenige Meter angespannt vor Alex. Dieser hätte eigentlich in diesem Moment feststellen sollen, dass irgendwas gewaltig schief läuft, doch er wartete ab, versuchte sich ein Reim auf Samanthas Worten zu machen. ,,Wir haben schon eine Auserwählte getötet, dann wird es nicht so schwer sein die zweite ebenfalls zu töten. Wir alle werden es verhindern." Ein irres Lachen stieg aus ihrer Kehle. ,,Wir, die Verrückten, die verfluchten Schatten, die Höllenpferd und ganz besonders die Scharlatane. Wir werden euch zerstören!" Geschockt lauschte Alex Samanthas Worten, blickte in ihr Gesicht, das zu flackern anfing und realisierte, dass dies nicht einmal ihr echtes war. ,,Du bist ein Scharlatan." ,keuchte er auf und stolperte rückwärts. Sein Herz fing an heftig gegen seinen Brustkorb zu schlagen, das Blut rauschte laut in seinen Ohren. ,,Das war alles nur gespielt!" ,,Erraten, Sherlock. Eigentlich solltest du ja Holz holen gehen, damit ich in aller Ruhe Corey überwältigen konnte, aber sie musste sich ja freiwillig melden." Der Scharlatan schnalzte mit der Zunge und fing an, Schritt für Schritt, näher an Alex herranzuschleichen. ,,Eins ist gewiss." ,hörte Alex ihn sagen. ,,Corey wirst du nicht mehr wiedersehen." Dann stürzte sich der Scharlatan auf ihn, Alex hatte nicht einmal Zeit gehabt sein Dolch zu ziehen, denn die Wucht des Aufpralls ließ ihn taumeln und vor Schock wusste er sich nicht mehr zu helfen, es schien, als wären all die Trainigsstunden umsonst gewesen, die er für den Schutz der Auserwählten abgehalten hatte. Er wollte schreien. Nach Corey, nach Hilfe, doch der Scharlatan ergriff ihn an seiner Kehle, sodass der Helfer keuchend nach Luft schnappte und sein Schrei ging in einen Krächzen unter.

Die Äste in Coreys Armen klackerten laut, als sie einen weiteren auf ihren Stapel im Arm legte, sie hatte bereits eine beachtliche Menge gesammelt und war insgeheim sehr zufrieden mit sich. Sie ahnte nicht, was sich nur ein paar Meter von ihr entfernt abspielte. Der Mond schien nun zwischen den Baumkronen hindurch und warf Schatten auf den Boden. Verschiedene Geräusche drangen an ihr Ohr, mal das Kreischen eines Tieres -Corey vermutete, dass es ein Schilleraffe war- ,dann ein Rascheln im Busch, unterstützt mit dem Rauschen des Windes. Nach einer Weile -Corey hatte noch weiter Stöcke gesammelt- entschloss sie sich zurück zu gehen, denn nicht nur die Stimmung im Wald wurde immer düsterer, sondern auch die Geräusche. Statt das Rauschen des Windes, das Rascheln im Gebüsch und die Wesenschreie, konnte Corey nun nurnoch Stille wahrnehmen, ab und zu unterbrach ein Knacken diese. ,,Alles ist gut." ,murmelte Corey leise vor sich hin, während sie durchs Unterholz starkste, versucht, ihre Füße an die richtige Stelle zu setzten und das Holz im Arm zu behalten. Hoffentlich finde ich den Rückweg noch, überlegte sie und sprang leicht über ein Busch mit lilanen Farnenblättern. Gut, ich bin richtig. Sie bahnte sich einen Weg durch die Pflanzen vor ihr und entspannte sich, als sie zwischen den Bäumen das Deckenlager von Alex, sich und Sam erblickte. Sie wollte gerade zwischen den Bäumen hervortreten, als mehrere Schreie sie dazu brachten die Hölzer in ihren Armen fallen zulassen. ,,Was zum..? Alex?" ,schrie Corey laut und stolperte über die Äste hinweg, zu den lauten Geräuschpegel. ,,Was ist denn los?" Sie kam in nur wenigen Sekunden an der Lichtung an und blieb aprupt und wie angewurzelt stehen. Alex hatte nicht geschrien, das hätte er nicht tun können, denn er lag mit geschlossenen Augen auf dem Boden, direkt neben den Decken, die sie und er kurz zuvor auf dem Boden gelegt hatten. ,,Alex!" Corey sah sich hastig um, erwartete ebenfalls Samanthas Körper auf dem Boden, doch geschockt musste sie feststellen, dass sie wohlauf war. Nun, nicht ganz. Ihr Körper flimmerte ungewöhnlich, als sie sprang und sich duckte, als sie den Dolchhieben einer Person vor ihr auswich. Corey verstand die Welt nicht mehr. ,,Lee?" ,keuchte sie verblüfft und der blondhaarige, attraktive Junge stach zu.
Direkt in Samanthas Bauch.

Das Lied der AuserwähltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt