Kapitel Dreizehn

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KAPITEL DEIZEHN

Marlene erreichte Harry erst nach einigem Drängeln, erduldete dabei diverse Ellenbögen, die in ihre Seiten  rammten und wich einem verschütteten Cocktail nur halb erfolgreich aus. Klebrig süßer Alkohol lief ihr also über den rechten Arm, aber das hielt sie nicht davon ab, Harry härter als notwendig auf die Schulter zu klopfen, sobald sie ihn erreichte.

Er wandte sich mit einem breiten Lächeln um, dass er mit Sicherheit einstudiert hatte, denn es sah ganz einfach nicht echt aus. Aber ob es nun ein ehrliches Lächeln war oder nicht, sobald seine Augen auf Marlenes schmale Form fielen, übernahm ein überraschter Ausdruck sein gesamtes Gesicht. Er setzte an, etwas zu sagen - vielleicht eine Begrüßung, vielleicht auch nicht - aber Marlene ließ ich nicht zu Wort kommen.

„Du bist ein verdammtes Arschloch!“, sagte sie frei heraus und die Worte taumelten über ihre Lippen, klangen etwas schwerfällig, was ganz sicher dem Alkohol zuzuschieben war, aber Marlene störte sich nicht daran. Es fühlte sich so gut an, Harry diese Worte ins Gesicht zu sagen, oder vielmehr zu schreien, damit er sie über die laute Musik auch verstehen konnte. „Du bist ein egoistischer, eingebildeter, verantwortungsloser Idiot und diese Nachricht im Café? Die war das allerletzte! Du findest dich wahrscheinlich ganz besonders witzig und warum auch nicht, du führst ja ein Leben, in dem sich jeder vor deine Füße wirft und alles erduldet, was du tust, aber ich gehöre nicht zu diesen Leuten, kapiert? Habe ich nie und werde ich nie! Ich lasse es nicht zu, dass du mich so behandelst, denn ich verdiene mehr, okay? Ich verdiene Respekt und verdammt, du kannst deine kleinen Nutten von mir aus mit Füßen treten, kannst sie verarschen, bis sie vollkommen am Ende sind, aber das machst du nicht mit mir! Du hast deine Entscheidung getroffen, willst nichts mit Mia und mir zu tun haben, und das ist in Ordnung. Nur halte dich auch daran: verschwinde aus meinem Leben, lass deine kleinen Nachrichten stecken, schau mich nicht an, halt dich einfach fern. Du bist einfach überflüssig, kein Mensch auf der Welt braucht einen Harry Styles!“

Marlenes endete schwer atmend und mit weiten Augen. Sie hatte nicht die Absicht gehabt, sich so gehen zu lassen. Sie bereute schon jetzt einige der Worte, würde sie gerne zurücknehmen. Ihr Blick flatterte zu Harrys Gesicht und was sie sah, ließ ihr Herz schwerer werden. Er wirkte unheimlich mitgenommen, seine Augen glanzlos, sein Mund zu einer engen Linie zusammengepresst. Sein ganzer Körper war angespannt, regungslos und die Hände hatte er zu Fäusten geballt.

Bevor Marlene irgendetwas zu ihrer hitzigen Rede hinzusetzen konnte, zum Beispiel eine Entschuldigung, spürte sie eine feste Hand auf ihrer Schulter. Sie wirbelte herum und Kat stand da, ihr Gesichtsausdruck unlesbar und erst dann realisierte Marlene, dass die Menschen in ihrer Umgebung sie anstarrten, als sei sie verrückt. Oder vielleicht waren die Blicke auch neugierig und interessiert, Marlene konnte es nicht sagen, wollte sich auch nicht damit auseinandersetzten.

In ihrem Kopf drehte sich alles und der Drang, sich zu übergeben, kam in Wellen über sie. Also tat sie das einzige, was ihr in diesem Moment anständig erschien. Sie griff nach Kats Hand und lief davon. Sie sah nicht zurück zu Harry, zu seinen Begleitern, - Freunden, vielleicht, oder gar die Jungs aus der Band, sie hatte sich nicht die Mühe gemacht näher hinzuschauen - ignorierte alle Menschen, die ihr fragend hinterher blickten und verließ den Club.

Die plötzliche Stille und kühle Nachtluft gaben ihr den Rest und sie duckte sich hinter die nächste Ecke, um all den Alkohol zu erbrechen, den sie an diesem Abend getrunken hatte. Sie nahm kaum wahr, dass Kat ihr die Haare aus dem Gesicht hielt und leise Worte flüsterte, die nichts taten um Marlene zu beruhigen.

Warum fühlte sie sich furchtbar? Warum ging es ihr schlecht, nachdem sie all die Worte losgeworden war, die ihr seit Tagen oder vielleicht gar seit Monaten und Jahren auf der Zunge lagen? Warum fühlte sie sich nicht erleichtert und frei?

here is the deepest secret nobody knows [One Direction / Harry Styles]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt