t w e n t y

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Ich versuchte krampfhaft, mich daran zu erinnern, was dort passiert war, bevor ich in meinem Zimmer gelandet war. Ich war vor Florian geflohen, aber ich hatte ihn schon außer Kraft gesetzt gehabt, als ich gelaufen war. Ich war gerade durch den Schatten gelaufen, als ich an mein Zimmer gedacht hatte, und dann war ich vom Schatten verschluckt und in meinem Zimmer wieder ausgespuckt worden. Die einzige Verbindung dieser drei Ereignisse waren die Schatten.

Aber das machte keinen Sinn, es war unlogisch. Zumindest für mich. Mir waren nicht genug Zusammenhänge klar, ich wusste zu wenig über die Shadows und Schattenjäger, deshalb musste ich das anhand der mir bekannten Fakten erschließen. Sagen wir, ich fing mit dem Schatten an. Im Schatten war ich verschwunden, im Schatten war ich wieder aufgetaucht.

Als wäre ich zwischen den Schatten gesprungen. Die ganze Sache hatte hundertprozentig etwas mit den verdammten Shadows zu tun.

Aber was?

Was zur Hölle?!

Jeder hatte eine Fähigkeit.

Keine zwei oder sogar drei, wenn man Fliegen und das beeinflussen von Schwerkraft als zwei verschiedene Fähigkeiten zählte.

Okay, versuchte ich mich zu beruhigen, okay.

Ich würde das jetzt testen.

Okay, Punkt eins. Das Fliegen.

Ich fokussierte mich darauf, sprang in die Luft und stellte mir vor, wie die Schwerkraft von mir abließ.

Und es funktionierte, wie gewöhnlich. Ich blieb in der Luft hängen.

Abgehakt.

Punkt zwei. Das Beeinflussen der Schwerkraft.

Ich ließ meine Arme ausgestreckt, da ich in der Luft besser die Balance halten konnte, wenn ich beide Arme von mir hielt, genau wie einer dieser Seiltänzer in Zirkussen.

Ich richtete meinen Blick auf meinen Nachttischwecker, und stellte mir vor wie er sich erhob. Ein lauter Knall riss mich so plötzlich aus meiner Fokussierung, dass ich die Konzentration verlor und auf den Boden klatschte.

,,Auuutsch!", heulte ich laut auf. Ein lautes Bellen und trappelnde Pfoten näherten sich mir, und eine hechelnde Hundeschnauze kam in mein Sichtfeld.

Ein Spuckefaden tropfte auf meine Stirn und ich wischte ihn angewidert weg.

Stöhnend rappelte ich mich auf und drückte auf meiner Hüfte herum.

Es tat etwas weh, und ganz sicher würde sich ein blauer Fleck bilden. Ganz toll.

Aber dagegen konnte ich jetzt auch nicht mehr machen. Aber mich interessierte, wovon ich aus meiner Konzentration gerissen worden war.

Ich sah mich suchend um und entdeckte meinen Digitalwecker auf dem Boden, jetzt aber mit gesprungenem Display.

So, jetzt Punkt drei. Das Schattenspringen.

Aber wohin sollte ich reisen? Ich musste an einen sicheren Ort, an dem ganz sicher ein Schatten war. An öffentliche Orte konnte ich nicht, die Wahrscheinlichkeit war zu groß, gesehen zu werden.

Am besten versuchte ich es nur innerhalb der Wohnung, denn Dad war noch auf der Arbeit, und Emmy war nun mal ein Hund. Und Hunde interessierten sich glücklicherweise nicht für übernatürliche Fähigkeiten. Glaubte ich zumindest.

Das Wohnzimmer vielleicht, wir hatten dort einen großen Schrank, der einen ebenso großen Schatten warf.

Ich rieb mir nochmal die Hüfte, da sie mir vom Sturz eben immer noch wehtat.

Die Schattentänzerin | AbgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt