~20~

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,,Mach die Augen zu", sagte er dann. Ich wollte fragen wieso, aber sein Blick sagte mir ich solle es einfach tun. Ihm vertrauen. Und das tat ich. Ich schloss die Augen.
Eine Hand legte sich an meine Wange. Sie war rau und doch so weich wie keine andere. Ein warmer Lufthauch kitzelte mein Kinn, und ich versuchte mich zu entspannen.
Seine Lippen strichen sanft über meine, und warteten darauf dass ich mich wehrte, aber das tat ich nicht. Valentine küsste mich, so intensiv, dass ich mich nicht rühren konnte.
Das leichte streichen, wurde zu einem richtigen Kuss und ich spürte sogar wie seine Zunge flüchtig die meine strich. Als ich endlich aus meiner starre erlöst war, erwiderte ich den Kuss.
Es war, ganz anders als damals, in meinem Garten. So viel motivierter.
Es war schön.

Die Zeit war nicht stehen geblieben, auch wenn es sich so angefühlt hatte. Jetzt war es spät.
Valentine und ich saßen auf dem unteren Bett, die Katze lag inzwischen auf meinem schoß. Wir hatten erst nicht viel gesprochen nach dem Kuss. Es war keine peinliche stille gewesen, nein, es gab nur einfach nichts zu sagen. Jetzt war er dabei etwas über seine Familie zu erzählen, da ich ja jetzt eh schon wusste wo er wohnte.
Bis jetzt hatte er bereits berichtet, dass er insgesamt 5 Geschwister hatte.
Drei Brüder und zwei kleine Schwestern.
,,...Also Tyrus is der älteste. Er ist jetzt 20 und wohnt nicht mehr hier. Er geht auf ein Sportinternat, oder so etwas in der Art."
Gespannt hörte ich zu. Es war irgendwie toll, so locker mit ihn zu reden. Er war jetzt offener als vorher.
,,...Dann kommen Dean und ich. Wie du vielleicht gemerkt hast, sind wir Zwillinge", sagte er und lehnte sich gegen die Wand. ,,Dann gibt es da noch Bold. Er ist jetzt grade 14 geworden. Die letzten zwei im Bunde sind 10 und 7. Meine Schwestern."
Er schien leicht zu lächeln. ,,Kathy ist ein Biest, aber Silver ist ganz süß."
,,Sie heißt 'Silver'?", fragte ich, etwas verwundert darüber sein Kind nach einer Farbe zu benennen.
Valentine schien die Frage eher zu verwundern, dann nickte er belustigt. ,,Ja. Weißt du, sie ist blind. Daher wollte Mom ihr einen starken Namen geben."
,,Oh... Das tut mir leid. Ich ähm", ich war beeindruckt und schockiert zu gleich. ,,Das mit dem Namen ist eine schöne Idee."
Er nickte zustimmend und ließ seine Finger knacken. Bei dem Geräusch zuckte ich zurück. ,,Und deine Eltern?", fragte ich dann und streichelte das Ohr der Katze auf meinem schoß. ,,Was ist mit deinem Vater? Ich habe auf dem Schild am Briefkasten nur den Namen deiner Mutter lesen können."
Es war als durchzuckte ein unsichtbarer Blitz seine Augen. Eine finstere Wolke legte sich über ihn.
Eine Weile sagte er nichts, und es tat mir sofort leid diese Frage gestellt zu haben. Ich hab einen wunden Punkt getroffen... Scheiße!
,,Vergiss das! Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst", sagte ich schnell und sah ihn mit entschuligendem Gesicht an.
,,Ist schon in Ordnung", sagte er dann. Seine Stimme war rau und tief, als er sie gesengt hatte. ,,In diesem Haus redet nur keiner gerne über diesen Bastard." Ich hatte das Wort "Bastard" noch nie so hasserfüllt gehört.
Ich rückte ein wenig von ihm ab. Er machte mir irgendwie echt Angst wenn er so gequält dieses Wort auspuckte. Als könnte er damit jemanden erschießen.
,,Nimm's mir nicht übel", sagte er und seine Stimme klang wieder halbwegs normal. ,,Er ist kein guter Mensch."
Ich nickte abwegig und damit war das Thema vorübergehend begraben. Auch, wenn es mich neugierig machte. Irgendwann sagte er es mir ja vielleicht. Und wenn nicht, war das auch okay.

,,Solltest du nicht langsam nach Hause?", fragte Valentine nach einer Weile. Ich hatte in der Zwischenzeit ihm alles aus meiner Familie erzählt. Was ja nicht sonderlich viel war.
,,Wie spät ist es denn?"
Er schaute auf die Uhr. ,,Schon zwanzig nach neun. Ich bring dich heim."
Ich nickte. ,,ähm, okay."
Ich wollte gar nicht abwehren, auch wenn die das in filmen immer so machten. Denn insgeheim hasste ich die Dunkelheit in Städten. Ich war froh über eine Begleitung.

Er hatte mich nur den halben weg zurück gebracht, aber bis hier hin war es völlig okay denn hier waren eine Menge Straßenlaternen.
,,Okay, also dann..." Ich lächelte und wusste nicht wirklich wie ich mich verabschieden sollte.
,,...Also dann", murmelte auch Valentine ohne den Blick von mir zu lassen. Wir schauten uns an und waren beide eher unsicher, so verstrich die Zeit.
Bis er sich vorbeugte und mir einen sanften Kuss auf die Stirn gab.
Dann sagte er: ,,Man sieht sich."
,,Ja... Man sieht sich", antwortete ich.

You won't leave my mind. {boyxboy}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt