«Aua. Mann wie ich diese Zweige verabscheue.» Bei Nicks Protest muss ich schmunzeln. Es ist nicht das erste Mal, seit wir wieder aufgebrochen sind. Fast jede Stunde, stolpert er über irgendwelche Zweige, Äste oder Steine. Und das schon seit zwei Tagen. Am Tag nach dem Gewitter, gingen wir sofort wieder los, aber durch den Wald. Und seitdem regnet es ununterbrochen. Zwar nicht fest, aber genug, dass man nach einer Stunde bis auf die Knochen durchnässt ist. Es ist kalt, aber mir macht es nicht viel aus. Nick aber schon. Immer wieder murrt er über den,, ach so nervigen Wald,, und jedes Mal muss ich lächeln. Es wundert mich, dass etwas, was für mich zu etwas selbstverständlichem geworden war, jemanden so um den Verstand bringt. «Dann pass halt besser auf wo du hintrittst.» Sage ich gespielt besserwisserisch. Er schaut mich nur schmollend an und läuft dann weiter, nur um gleich darauf wieder zu stolpern und auf seinen Allerwertesten zu fallen. Ich kichere. Es sieht einfach zu lustig aus. «Das ist nicht lustig.» Sagt er und rappelt sich wieder auf, seine Hose ist Schlammverschmiert. «Ich fühle mich so wie ein Tollpatsch, welcher gerade das laufen lernt.» Gerade will ich etwas gemeines erwidern, als mich ein Geräusch innehalten lässt. «Und dann auch noch nichts sagen, das ist...» «Sei mal still.» Unterbreche ich ihn. Irgendwoher höre ich Stimmen. Aber er redet weiter. «Jaja ich weiss aber jetzt lass mich einfach mal sagen das ich...» «Still!» «Ich wollte dir nur kurz erklären das...» «Sei still verdammt nochmal! Ich glaube ich höre jemanden.» Unterbreche ich ihn zum dritten Mal. Endlich ist er ruhig und ich lausche. Ganz in der Nähe höre ich wirklich Stimmen. Und noch etwas anderes. Ich bemühe mich, genauer hinzuhören, blende alles andere aus. Dann erkenne ich es. Und mir wird heiss und kalt gleichzeitig. Das, was ich höre waren Pferde. Und nur jemand trampelt mit Pferden durch den Wald. Königskrieger!
Langsam drehe ich mich zu Nick um, die Stimmen werden lauter. Jetzt kann ich verstehen was sie sagen. «Bist du sicher, dass du jemanden gehört hast? Es könnten auch wilde Tiere sein.» Eine Männliche, älter klingende Stimme hallt durch den Wald. Eine andere erwidert: «Ja ganz sicher. Wir müssen das überprüfen.» «Gut dann lass uns schneller traben, sonst hauen sie noch ab.» Die Pferdeschritte werden lauter. Ich bin wie gelähmt, bis mich Nick anstupst. «Ehm Leo, ich glaube wir sollten hier schleunigst verschwinden.» Ich erwache aus meiner Starre. «Ja, schnell.» Gerade will ich einen Schritt machen, da saust ein Pfeil haarscharf an meinem Kopf vorbei. Ich verschwende keine Zeit mich umzusehen woher der Pfeil kommt, sondern renne los. Nick kommt mir sofort hinterhergerannt. Ein weiterer Pfeil zerreisst die Luft, wieder hätte er mich fast getroffen. Das sind verdammt gute Schützen. «Schneller.» Rufe ich Nick zu. Er beschleunigt sein Tempo, ich ebenfalls. Plötzlich wirkt er nicht mehr so tollpatschig, sondern bewegt sich geschmeidig wie ein Panter durch das Unterholz, springt über Steine und weicht Bäumen aus. Völlig fasziniert beobachte ich ihn. Irgendetwas an ihm erinnert mich an etwas, was ich schon einmal gesehen habe, aber ich weiss nicht mehr was. Ich merke gar nicht, dass ich langsamer werde, bis mich ein dritter Pfeil in die Wirklichkeit zurück versetzt. Der Abstand zwischen mir und den Kriegern ist beträchtlich gesunken. «Leo, komm.» Nick rennt etwa fünf Meter vor mir weiter und ich versuche aufzuholen. Langsam, Meter für Meter hole ich auf, bis mich nur noch wenige Zentimeter von seinem Körper trennen. Ich bin zwar ausdauernd und meine Kondition ist auch nicht so schlecht, aber Pferden zu entkommen, ist fast unmöglich. Auch Nick scheinen langsam die Kräfte zu verlassen und die Krieger holen wieder mehr auf. «Wir müssen anhalten und kämpfen.» Schreit mir Nick zu. «Sonst sind wir verloren.» Ich nicke nur und abrupt bleiben wir stehen. Die Pferde brauchen zuerst einige Sekunden bis auch ihre Reiter begriffen, dass wir angehalten hatten. Sie sind schon an uns vorbei und müssen ihre Pferde wenden. Diesen Augenblick nutzen wir, um unsere Waffen hervor zunehmen. Ich meine beiden Wurfmesser und Nick sein Schwert. «Ergebt euch!» Befiehlt der Mann auf dem Pferd und zielt mit dem Pfeil auf uns, der andere tut es ihm gleich. «Niemals.» Zischt Nick. Man kann sein Keuchen deutlich heraushören. Auch ich bekomme kaum noch Luft, bewahre aber meine aufrechte Haltung. «Dann habe ich keine andere Wahl.» Gleichzeitig schiessen beide auf uns, der eine auf mich und der andere auf Nick. Geschickt weichen wir aus und haben beide die gleiche Idee. Mit einem weiteren Satz stürzen wir uns auf die Pferde und stechen ihn ihre Beine, sie knicken ein und wir weichen den fliegenden Pfeilen erneut aus. Jetzt schmeissen die beiden ihren Bogen auf den schlammigen Boden und zücken ihre Schwerter. Mit dem Gebrüll eines Löwen stürzen sie sich auf uns. Jetzt habe ich keine Zeit mehr, einen Blick zu Nick zu werfen, muss mich darauf konzentrieren, nicht zu verlieren. Ohne Umschweife drescht er mit seinem Schwert auf mich ein, immer wieder und immer wieder parierte ich seine Schläge. Meine Beine fühlen sich wackelig an und ich keuche immer noch von meinem Lauf. Mit meinen Messern habe ich kaum eine Chance, gegen das lange scharfe Schwert anzukommen, so ist es reine Glückssache, als ich es schaffe, mein eines Messer in seine linke Seite zu drücken, was ihn laut aufschreien lässt. Sofort bedankt er sich mit einem Schnitt, welcher über meinen gesamten Unterarm geht. Ich presste meine Kiefer zusammen und unterdrückte den Schmerz. Immer noch schlägt er auf mich ein, und ich weiche aus, er wird aber zunehmend langsamer, das Blut strömt aus seiner Seite. Ich weiss das eine Wunde an der Seite ziemlich schmerzt. Meine Chance sah und ergriff ich sofort, als der Todesschrei seines Kollegen ihn herumfahren lässt, mit letzter Kraft stosse ich ihn zu Boden, wo er sich wie eine Schlange wendet, aber ich kniehe mich über ihn, mit meinen Händen drücke ich seine Handgelenke in die Erde, so dass er sein Schwert fallen lässt. Mit meinem verbleibenden Messer zwischen den Zähnen, ziehe ich mit einen schnellen Bewegung das andere Messer aus seiner Seite. Qualvoll schreit er auf. Als ich es zum Todesschnitt ansetze, blicke ich ihm in seine Augen, die voller Angst sind und blankes Entsetzen spiegelt sich darin. Ein grosser Fehler zu zögern. Denn auch mein Opfer merkt, dass ich zögere, so wendet er den Spiess um und ehe ich mich versehe, liege ich auf dem Rücken, das Messer an der Kehle. Der Grund, warum ich bei Wild immer mit Pfeil und Bogen schiesse. Schaue nie einem sterbenden Wesen in die Augen. Krampfhaft atme ich ein. Leicht drückt er zu, aber nicht so fest, das Blut herausqillt. Plötzlich hält er inne in seiner Bewegung, seine Augen werden Glasig und er bricht auf mir zusammen. Sein warmes Blut läuft über meinen Körper. Ich würge und wende meinen Blick ab. Nick seht neben mir, sein Schwert ist mit Blut verschmiert. Mühsam schiebe ich den Mann von mir runter und Nick hilft mir beim Aufstehen. Über meinen Unterarm hat sich eine blutige dünne Kruste gebildet, welche jetzt wieder aufreisst. Fluchend reisse ich den Stoff von meinem Pulli ab und wickle ich fest um meinen Arm. Währenddessen beobachte ich Nick, scheinbar hat er keine Kampfverletzungen, was mich erstaunt. «Alles klar bei dir?» Fragt er. «Mir wäre nur fast die Kehle aufgeschlitzt worden und mein Unterarm ist offen aber sonst geht's mir super. Und dir?» In meiner Stimme schwingt eine grosse Portion Ironie mit, welche aber meine Erschöpfung und Schrecken nicht verbergen können. Er lacht leise, geht nicht auf mein Frage ein und deutet auf die zwei am Boden. «Wir sollten jetzt gehen. Wenn die nächste Patrouille kommt, sollten wir von hier möglichst weit weg sein.» Ich nicke nur gedankenverloren. Die Pferde sind nirgends zu sehen, wahrscheinlich sind sie abgehauen, in der Angst, ganz zu sterben, aber mit ihren Verletzungen bezweifle ich es, dass sie weit kommen würden. Zerstreut folge ich Nick durch das Gebüsch. Ich hätte Tot sein können. Wenn der Mann nicht langsam mit dem Messer gegen die Kehle gedrückt hätte, wäre ich jetzt Tot. Dieser Gedanke erschüttert mich. Ich habe den Tod schon öfters vor mir gesehen, aber so nahe bin ich ihm noch nie gewesen. Und will es auch nie mehr sein. Hoffentlich treffen wir nicht noch einmal auf Krieger. Wie in Trance tappe ich hinter Nick her, vertraue darauf, dass er wusste wo er hingeht, da es ihn scheinbar nicht kümmert, zwei Menschen umgebracht zu haben. Anderseits haben sie uns verfolgt, also sind sie eigentlich selbst schuld. Trotzdem tun mir die beiden leid, sie hatten sicher Familie und Kinder gehabt. Seufzend laufe ich weiter. Vielleich findet sie bald jemand und rettet sie vor den Füchsen und Bären. Das hoffte ich zumindest. Aber die eigentliche Frage die ich mir stelle, warum sie überhaupt auf uns losgegangen sind? Denn eigentlich beschützen die Königskrieger die Menschen und trachten ihnen nicht nach dem Leben.
--> Dieses Kapitel ist überarbeitet!
DU LIEST GERADE
Waldläuferin -Vorläufig abgebrochen-
Fantasy,,Ich habe dir vertraut!'' Schreie ich. Er schaut mich schuldbewusst an. ,,Verstehe doch...'' ,,Nein!'' Unterbreche ich ihn. ,,Ich dachte du hilfst mir!'' Er will etwas erwiedern aber ich werde jetzt richtig wütend. Trauer durchfährt mich. ,,Verschw...