Ich rannte durch das Haupthaus des Klosters, bog scharf um eine Ecke in einen Säulengang und wäre fast auf den Boden gefallen. Doch ich lief im selben Tempo weiter: "Scheiße!" fluchte ich laut. Mein Langes weißen Zeremoniengewand flatterte um meine Beine, die bis zu den Knien geschnürten Römersandalen klapperten auf dem Marmorboden. Ich wurde langsamer und blickte auf den großen Innenhof des Klosters, der vor mir lag. Ich sah die Nonnen, die sich festlich ganz in Schwarz gekleidet hatten und um die 200 Schülerinnen, alle in weißen Gewändern. Dann sah ich nach oben. Der Himmel war noch blau, Verdunkelte sich jedoch merklich. Ich musste mich beeilen. Ich Lief schneller. Meine Schritte wurden hastig und mein Blick glasig, ich sah nur noch das Ende des Korridors vor mir. Dann endlich kam ich an und stürzte durch ein riesiges Eichenportal auf den Innenhof des Klosters. Die Erwählung musste jeden Moment beginnen. Ich rannte die letzten Schritte und stellte mich zu den anderen Schülerinnen. Der Knoten, mit dem ich mein graues Haar elegant nach oben gesteckt hatte, löste sich fast, doch mit ein wenig Mühe konnte ich das größte Chaos beseitigen, bevor mich eine Nonne ankeifen konnte, die schon gefährlich auf mich zu gewackelt kam. Sie drehte wieder um und ich richtete meine Aufmerksamkeit auf den Himmel über mir. Er wurde schnell dunkler und Gewitterwolken, schwarz wie die Nacht, bildeten sich. Diese Zeremonie würde etwas besonderes für mich werden. Ich war vor 2 Monaten 19 geworden. Somit war ich alt genug, um die 4 Söhne zu sehen und somit auch erwählt zu werden.
Ein Blitz ließ mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Die Gewitterwolken brodelten, dann stach ein Strahl des Sonnenlichts durch sie hindurch. Die Wolken öffneten sich und eine goldene Treppe schien vom Himmel hinunter zu schweben. Der Himmel öffnete sich weiter und am Oberen Ende der Treppe konnte man vier Silhouetten erkennen, die aus dem Licht hervortraten. Sie stiegen die Stufen der Treppe hinunter und nach wenigen Augenblicken konnte man vier Männer erkennen. Sie waren alle unterschiedlich groß, auch konnte man in dem diffusen Licht kaum Ähnlichkeit zwischen den Männern erkennen. Sie stiegen die Treppe immer weiter hinunter, bis sie nach und nach immer besser zu erkennen waren. Einer von ihnen, anscheinend der Jüngste, hatte Haselnuss braunes Haar und hellbraune, freundlich blinkende Rehaugen. Sein Gesicht war noch etwas rundlich, seine Wangenknochen waren nicht allzu stark ausgeprägt. Seine Statur war normal und er wirkte freundlich. Er trug einen unauffälligen, marineblauen Blazer und Schwarze Hosen. Der Mann, der neben ihm Stand, war größer und auch Muskulöser als der Jüngste. Er hatte mittellanges, Fuchsbraunes Haar, dass wilde Locken schlug und welches er im Nacken zu einem kleinen Zopf zusammengefasst hatte. Die Augen blickten energisch, sie waren grasgrün und eben mäßig geformt wie Nüsse, aus einem markanten, schmalen Gesicht. Er war anders gekleidet als sein Bruder, mit Waldgrünen Hosen und einer Schwarzen Weste über einem Schwarzen Hemd, dass er bis zu den Ellbogen aufgekrempelt hatte. Außerdem konnte man an seinen Handgelenken ein paar Lederarmbänder erkennen. Der Mann strahlte die pure Schönheit aus. Ich konnte meine Augen kaum zwingen, mich auf die anderen beiden Männer zu konzentrieren. Sein Bruder neben ihm war noch ein Stück größer als er selbst. Sein Haar war von strahlendem Weißblond und seine Augen leuchteten in stechendem Himmelblau. Seine Augenbrauen und Wimpern bildeten einen Kontrast dazu, sie waren dunkelbraun. Sein Gesicht war ebenmäßig wie Porzelan, seine Gesichtszüge perfekt und schmal, jedoch markant und sanft zur gleichen Zeit. Er war fast komplett in weiß gekleidet und stand aufrecht und elegant, die Schultern so gestrafft als fehle ihm ein zusätzliches Gewicht auf dem Rücken. Er sah aus wie ein Engel. Und dann wanderte mein Blick zu dem ältesten Bruder. Er hatte Rabenschwarzes Haar. Seine Haut war bräunlich in dem Licht, dass auf ihn fiel, doch wenn er sich bewegte wurde sie blasser, er schien fast zu schimmern. Seine Augen, Umrahmt von langen schwarzen Wimpern, waren goldgelb und erinnerten mich an eine Schlange. Sein Gesicht war gleichmäßig und er hatte wunderschöne Wangen Knochen. Er trug eine Robuste Lederjacke und eine Schwarze Hose. Er war auch sonst in schwarz gehüllt. Seine Augen blitzen in der Menge der Schülerinnen auf und ab, so wie die eines Raubtiere, dass seine nächste Beute sucht. Die vier wurden von unserer Obersten Lehrerin, Schwester Magdalena empfangen. Sie begrüßte die Männer und wandte sich dann zu den versammelten Schülerinnen. Dann fing sie laut und erhaben an zu sprechen: "Dies, meine Kinder, sind die vier Söhne Gottes. Wir wollen sie herzlich auf der Erde willkommen heißen." Applaus lief durch die Menge. Als dieser verstummt war, fuhr Schwester Magdalena fort: "Diese vier Männer sind die Erben einer mächtigen Dynastie. Ihre Namen sind Abraham, Negliem, Gabriel und Lucifer."
Ich schaute mir die Männer noch einmal an. Der Älteste musste Lucifer sein. Der Herrscher der Unterwelt. Der Teufel. Der zweitälteste, wie mir bewusst wurde, der Erzengel Gabriel. Der Mann, der die Pure Schönheit verbildlichte war demzufolge Negliem und der Jüngste Abraham, der Gerechte.
Die Oberste Schwester hatte weiter gesprochen, doch ich folgte ihrem Monolog nicht mehr. Ich beobachtete erst Gabriel, dann Lucifer. Ich verglich sie miteinander. Zwei so unterschiedliche Männer und doch Brüder. Jetzt konnte ich auf Ähnlichkeiten in der Statur der beiden erkennen. Auch die Augen- und Gesichtsformen ähnelten sich leicht. Dann trat Gabriel vor und riss mich aus meinen Überlegungen. Er sprach: "Wir sind gekommen, eine Schülerin zu erwählen, die würdig erscheint, uns Söhne Gottes kennen zu lernen und sich zwischen und zu entscheiden. Wir haben uns bereits Damit auseinandergesetzt und einen Namen gezogen. Wir werden die Oberste Schwester hiermit bitten, ihn zu verlesen." Damit reichte er Schwester Magdalena eine Kleine Schriftrolle, die Von einem Wachssiegel verschlossen war. Sie nahm diese dankend an, brach nach einer kurzen Pause, in der komplette Stille auf dem Hof herrschte, das Siegel der 4 und entrollt das Relikt. Dann räusperte sie sich geräuschvoll und las dann den Namen vor: " Aurora Lacrimalis. "Aus der Menge trat eine Junge Frau hervor. Ich hatte sie schon im Haus der Obersten Schwester gesehen. Sie war vielleicht 20 Jahre alt. Aurora lief auf Schwester Magdalena und die vier Brüder zu. Sie kniete nieder und die oberste Schwester segnete sie. Dann sprachen die Brüder: "Wir haben unsere Erwählte. Komm mit uns!" und Die Frau wurde von den Brüdern in die Mitte genommen und schritt mit ihnen die Goldene Treppe hinauf.
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Lucifer
Fantasy4 Brüder. Sie gleichen sich kaum. Der Jüngste, Abraham, der in den Menschen immer das beste sehen sieht. Der zweite, Negliem, der die Schönheit der ganzen Welt erkennen kann und sie in sich widerspiegelt. Der dritte, Gabriel, der die Worte Gottes hö...