~Kapitel 94~

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Die ersten zwei Stunden habe ich damit verbracht Musik zu hören und etwas zu schlafen.

Doch dann wurde ich durch mein Handy geweckt.
Melina.

"Hey. Hab ich was vergessen, oder was ist los?", frage ich etwas verschlafen ins Handy.

"Ne hast du nicht. Ich wollte nur deine Stimme hören.", sagt sie.

"Was? Die hast du doch gerade erst gehört. Was ist los?", frage ich und setze mich aufrecht hin.

"Viktor ist wieder da. Und Andre ist aufgewacht und ist mega verwirrt und sad und etc.", sagt sie mit einem Seufzen.

"Was macht Vik denn bei euch? Und ist Ju schon wach?"

"Er wollte sich nochmal ein Longboard ausleihen... Und jetzt reden sie schon seit ner Stunde. Und nein... Ju schläft immer noch."

"Hmm okay."

"War er das eigentlich?", fragt Melina plötzlich.

"Was war wer?"

"Julien und deine Wange."

"Er war betrunken. Und es ist nichts."

"Hmm."

"Wirklich."

"Ja schon okay... Das ist wohl deine Sache.", sagt sie.

Schweigen.
Unangenehmes Schweigen.

"Ich vermisse dich hier. Ich habe hier niemanden, mit dem ich reden kann, wenn was ist. Und das Zimmer ist so leer.", sagt Melina schließlich traurig.

"Ich vermisse dich auch. Und mir geht es doch genauso wie dir. Aber ich konnte nicht mehr bleiben.... Du hast ja alles mitbekommen.", sage ich niedergeschlagen und schaue aus dem Fenster.

"Ja ich weiß... Ich kann dich auch verstehen."

"Wer bekommt jetzt eigentlich das Zimmer?", frage ich, um das Thema zu ändern.

"Keine Ahnung. Die Jungs haben mir angeboten es zu nehmen. Aber ich wollte erst dich fragen...ich meine es war ja deins.", sagt sie leicht schüchtern, was ihr gar nicht ähnlich sieht.

"Du willst mich noch erst fragen? Soll ich etwa nein sagen? Klar darfst du... Ich würde mich sogar freuen. Sehr freuen.", sage ich erfreut.

"Ich danke dir."

"Aaaber... Mein Klavierbild bleibt dort, wo es ist!", sage ich lachend.
"Echt jetzt? Muss das sein?"
"Oh ja..."
"Hm okay.", lacht sie.

•••

Mittlerweile schaue ich wieder aus dem Fenster und lasse die Welt an mir vorbei ziehen.

Es ist, als würde ich stehen bleiben, doch die Welt dreht sich weiter.
Wie ein Traum.

Ich denke an Ju.

Als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Ich saß auf dem Sofa und er hat sich zu mir gesetzt.
Wie ich das erste mal nach seiner Hand gegriffen habe.

Wie wir Freunde wurden.
Und ich mich verliebte.
Und er sich auch.

Der erste Versuch eines Kusses, als ich einen Rückzieher gemacht habe.
Und dann in der Küche auf den Barhockern, als ich das erste Mal seine zarten Lippen auf meinen spürte.
An diesem Tag haben sie etwas Früchte geschmeckt, da es Erdbeeren gab.

Unser Date im Restaurant.
Und dann der Versuch von Ju zu kochen, aus den dann doch nichts wurde.
Doch das war egal, da ich an diesem Tag meine schönste Nacht im Leben hatte.

Der Unfall von Ju, als ich solche Angst um ihn hatte und kein Auge zu bekam.
Ich hatte Angst ihn zu verlieren.

Dann unser Urlaub, wo wir Joon und Vince trafen und mit ihnen immer noch Kontakt haben.
Unser Streit, der dann doch wieder vergessen war.

Das Feuerwerk hinter dem Hotel am Hafen. Wie er die Decke um mich legte und ich in seinem Arm lag.

Die wundervollen Minuten, Stunden und Tage, die ich mit ihm verbrachte.

Dann die Schwangerschaft.
Mein Unfall und wie Ju tagelang an meinem Bett saß und meine Hand hielt, bis ich wieder nach Hause konnte.

Die letzten Tage mit ihm.

Und dann das mit Andre.
Es hat alles kaputt gemacht.
Alles.

Und jetzt sitze ich auf den Weg nach Hause.
Nach Hause zu meiner Mutter.
Dort, wo mein ganzes Leben begann.

Und ja...

Ich hätte mir gerne ein besseres Ende gewünscht.

«Trust me» - Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt