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P.O.V. THE STRANGER

Oh wir Engel sind nur ein schwacher Abglanz seiner Heiligkeit. Wir sind nichts ohne unseren Vater. Wie verächtlich. Wenn ich ein Mensch wäre, so würde ich jetzt sagen das mir allein bei diesem Gedanken die Galle hochkommt. Aber das geht nun mal nicht, da ich eben kein Mensch bin. Nur ein Engel in einer fleischlichen Hülle. Und diese Hülle passt ausserordentlich gut zu mir. Oh, diese Hülle ist genau wie für mich geschaffen. Sie spiegelt alle meine Eigenschaften und meinen Charakter wieder. Genau jetzt kann man es sehen, wie meine Augen die Strasse ansehen und den Impala beobachten. Während meine Lippen zu einem dreckigen Lächeln verzogen sind und in meinen Augen dieser Glanz erscheint, dieser Ausdruck, den Menschen vielleicht als Sadistisch bezeichnen würden. Wer weiss, vielleicht bin ich das über all die unzählige Zeit geworden?!

Ich setze den Blinker und folge dem Impala so unauffällig wie möglich. Jetzt wo mehr Autos auf der Strasse sind, fällt es nicht mehr auf, dass ich ihnen folge. Ich habe mal einen Wagen, mal zwei zwischen uns gesetzt. Anscheinend wollen sie zum Einkaufscenter. Das Schild über der Strasse bestätigt mir meine Vermutung. Lebanon Mall.

Oh, Kansas ist schon ein netter Bundesstaat. Mit all seinen Geschichten. Wie einfallsreich die Menschen doch sein können. Man bemerke meinen Sarkasmus. Es erstaunt mich, dass in diesem Staat immer noch Häuser aus Holz gebaut werden. Die Menschen haben nichts dazu gelernt. Dieses Land versucht sie seit geraumer Zeit wieder los zu werden und schickt Jährlich ein oder sogar mal fünf Wirbelstürme über das beschauliche Land. Aber die Menschen bauen immer wieder neu alles auf. Egal wie viele Tote sie zu beklagen haben, sie beissen sich wie ein Floh fest und lassen nicht wieder los. Nun, sei es drum, mich kümmert das Ganze nicht mehr.

Ich habe es satt und nach Gottes Pfeife muss ich auch nicht mehr tanzen, seit dem er weg ist. Nun bin ich mein eigener Gott und ich habe beschlossen unsere Brüder und Schwester ausfindig zu machen, die es nicht verdient haben wieder erweckt zu werden. So wie unsere kleine süsse Anna... oder wie sie wirklich heisst: Anael.

Nun, sie kann ja nichts dafür. Sie hatte beim Aufprall ihr Gedächtnis verloren und wurde von Menschen gefunden, die ihr diesen Menschlichen Namen Anna gaben. Wie sehr sie dabei an ihren wahren Namen waren ist einfach nur amüsant. Aber sie liess sich auch nachdem sie ihr Gedächtnis und ihre Gnade wieder hatte, weiterhin Anna nennen. Anscheinend konnte sie ihre Menschlichkeit nie ganz ablegen. Einfach nur widerlich, solche Engel, die Menschlich sind. Ach, vergessen wir dabei nicht unseren guten alten Freund Castiel. Es ist schon erniedrigend, wenn einer aus derselben Rasse zu einem Menschenliebhaber wird. Denn das ist er. Er hat anscheinend zu viel von Gott abbekommen.

Castiel teilt die Liebe zu den Menschen offensichtlich. Aber sei es drum. Ich muss mich um wichtigere Dinge kümmern. Seit dem Naomie tot ist und Metatron nun ein Mensch ist, hat keiner sich bisher gewagt den Platz Gottes einzunehmen. Und sind wir mal ehrlich, er wird nicht zurück kommen. Ich jedenfalls bezweifele, dass er jemals wieder zurückkommen wird. Aber wer will schon meine Meinung hören? Eben, niemand.

Gott hat damals nicht auf meine Meinung gehört und der kümmerliche Rest meiner Schwestern und Brüder hört ebenfalls nicht auf mich. Die machen alle genau das Selbe wie ich... oder zumindest fast das Selbe wie ich. Sie folgen ihren eigenen Regeln, die sie sich aufstellen, um es mal so auszudrücken. Ich gehe nur ein Stückchen weiter und bringe das Chaos wieder in Ordnung das Metatron angerichtet hatte indem er aus versehen einige Engel wieder belebt hatte.

Nun, das kann eben passieren wenn man mal eben den Himmel verschliesst und wieder öffnet. Schliesslich ist Metatron nur ein Schreiber Gottes. Und obwohl er mit mir und einigen wenigen, einer der ältesten Engel ist, so ist er doch nur ein Engel von niederem Rang. Gott hatte schon immer seine Lieblinge unter den Engeln gehabt. Deswegen viel es ihm ja auch so unsagbar schwer Lucifer zu verbannen und ihn in einen Käfig zu sperren von dem aus er die Hölle regierte.

Wie enttäuscht Vater war, als sein Lieblingsengel ihn betrogen hatte. Die Ewige Leier. Und es dann so hinzustellen das Lucifer der Böse ist, der Teufel, der deine Seele für sich haben will. Ohne Gut kein Böse und andersrum. E Voila, Gott hatte das Böse erschaffen und damit hatte die Menschheit ihren Teufel. Satan. Nur damit die Menschen immer schön fleissig ihn anbeteten um in den Himmel zu kommen. Würg.

Genug mit der Schwafelei, ich habe besseres zu tun als in Erinnerungen zu schwelgen. Der Impala fährt gerade in ein Parkhaus hinein. Ich zähle langsam runter von 10 auf 0. Als ich bei null bin biege ich ebenfalls in das Parkhaus und fahre gemächlich die Stockwerke hoch. Ich sehe noch im Augenwinkel die Rücklichter des Impalas und fahre ein Stockwerk höher. Der Motor erlischt und ich steige aus. Meine auf Hochglanz polierten Schuhe klacken leise auf dem Betonboden. Ich zupfe meinen grauen Anzug zurecht und knüpfe ihn zu.

Ich bleibe vor den Aufzügen stehen und beobachte ganz genau wo der Fahrstuhl halt haben wird. Die Anzeige bleibt im 3. UG stehen. Ich lächle süffisant und drücke auf den Knopf. Während ich auf den Aufzug warte, lockere ich die Krawatte ein wenig. Ich überprüfe ob alles auch sitzt. Als die Tür aufgeht blicke ich in mein Spiegelbild. Oh, mit diesem Lächeln im Gesicht könnte ich selbst meinem Bruder Lucifer Konkurrenz machen. Ich wäre der Teufel in Person, jedenfalls sehe ich gerade so aus. Ich betrete den Fahrstuhl und drehe mich um. Ich drücke auf den Knopf und die Türen schliessen sich.

Mit einem leisen 'Pling' bei jedem Stockwerk, setzt der Fahrstuhl seine Fahrt fort. Als er mit einem lauten 'Pling' im 3. UG hält steige ich aus und sehe mich erst ein Mal um. Mein Gespür sagt mir das sie hier irgendwo sein müssten. Ich kann Anna's Gnade förmlich schmecken. Ich gehe gemächlich den Gang herunter. Um mich herum Schaufensterpuppen, Garderoben, Kleiderstangen, Regale und Menschen. Es wimmelt hier nur so von Menschen. Jeglichen Alters und jeglicher Grösse. Alles ist vorhanden. Asiatisch. Afrikanisch. Oh und siehe da, sogar Touristen von Übersee. Ach, ist die USA nicht ein herrliches Urlaubsziel. Kommen sie nach Kansas. Erleben sie eine Reise, wie Dorothy sie erlebt hat. Welch ein genialer Werbeeinfall. Ich würde kotzen, wenn ich könnte.

Ich tue so als würde ich etwas stöbern, während ich versuche Anna und den Winchester ausfindig zu machen. In einer Ecke dann sehe ich sie. Sie hat eine weitere neue Fleischhülle gefunden. Es ist jedoch nicht die, in der sie sich versteckt hat. Nun angesichts dessen was mit ihrer alten passiert ist, kann ich dies nur nachvollziehen. Wer möchte schon als geröstete Frau umherlaufen ohne gleich die Aufmerksamkeit zu erwecken?

Ich gehe langsam weiter. Behalte meinen Blick immer wieder auf sie. Sie unterhalten sich, schon seit dem ich sie in dem Wagen verfolgt habe redet sie. Oh, ich kann mir gut vorstellen worüber. War es doch nicht so gewesen, dass sie etwas mit dem Winchester hatte? Welch törichtes Ding sich mit einem Menschen einzulassen. Aber nun gut, wer will es ihr auch verübeln. Gott hat ganze Arbeit geleistet bei dem Gen-Pol des Winchester Jungen, das muss man ihm lassen. Bestimmt musste sie ihm so einiges erklären. Ich frage mich wo ihre andere Fleischhülle ist. Nun, sei es drum, ich habe keine Zeit mich auch noch darum zu kümmern. Ich weiss ja das Castiel es war die diese Frau, in der sich Ana versteckt hielt, wieder zu erwecken. Immer wieder unser Freund und Helfer in der Not.

Castiel. Pah. Als hätten wir Engel nichts besseres zu tun als Menschen die für die Zukunft wichtig sind wieder ins Leben zu holen, weil sie aus unerklärlichen Gründen früher getötet wurden als ihr Schicksal es eigentlich vorgesehen hatte. Aber wie schon erwähnt, habe ich andere Prioritäten. Und mir ist es ehrlich gesagt vollkommen Schnurz ob diese Frau, die Castiel zurück geholt hat noch lebt oder nicht. Sie ist nicht von Belang. Ich habe es allein auf Anna abgesehen. Und wenn ich sie in ihrer jetzigen Hülle töte, dann werde ich dem Schicksal auch noch einen Gefallen tun. Wie überaus freundlich von mir, nicht wahr? Ich verschone die Frau, die Castiel zurückgeholt hat und töte dafür die, in der Anna sich nun versteckt hält. Ich bin wirklich grosszügig heute.

Call me a "Winchester Babe" [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt