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P.O.V. Andrew

Sorgenvoll starrte ich noch ein Mal auf den Bildschirm meines Handy's, das ich dann in meiner Hemdtasche verschwinden liess. Ash hätte sich schon längst melden müssen. Okay, vielleicht übertrieb ich etwas, aber meine Kleine meldete sich immer zurück und es waren jetzt schon 1 1/2 Tage wo sie sich nicht gemeldet hatte. Ich warf meine Tasche auf das Bett und begann die Fensterbank mit Salz zu bestreuen. Alte Hasen lernten nie aus. Ich versah den Boden vor der Tür mit einer Teufelsfalle aus Kreide, schliesslich musste ich den Kram wieder weg bekommen wenn ich hier wieder raus ging. Ich sah mich kurz in dem kleinen Raum um. Das Four Season war es nicht, aber ich hatte ein Dach über dem Kopf und ein Bett, was wollte ich mehr? Ich setzte mich neben meine Tasche und zog das Handy erneut heraus. Sollte ich mal anrufen? Nein, dann würde ich wirklich wie ein überbesorgter Vater rüberkommen und das musste ja nicht sein. Also legte ich das Handy auf den Nachttisch und packte meinen Laptop aus, die Tasche verfrachtete ich auf den Boden. Da das Motelzimmer keinen Tisch hatte, musste ich mich mit meinem Bett zufrieden geben und meinen Oberschenkeln. Die Kiste startete langsam und ich trommelte mit den Fingern auf dem Bord herum. 'Na los, mach hinne du blödes Ding' dachte ich und wartete, das die Kiste sich hochfuhr. Für meinen Geschmack machte sie es etwas zu langsam. Als der Startbildschirm endlich zu sehen war stiess ich ein Schnauben aus. Ich klickte auf den Explorer und öffnete das Internet. "Okay, wollen wir doch mal sehen..." murmelte ich und öffnete den Routenplaner. Ja, ich konnte es einfach nicht auf sich beruhen lassen. Ich gab di letzten Koordinaten ein, die ich von ash hatte und gab dann das Ziel ein. Sie wollte nach Arizona, wo ihr letzter Job gewesen war. Soweit so gut. Der Routenplaner berechnete wie lange es dauern müsste bis meine Kleine dort ankommen würde. Ich starrte auf den Bildschirm und wartete. Langsam begann sich die Karte zu materialisieren. Von Colorado nach Arizona würde sie 12 Stunden benötigen. Ich rechnete kurz aus. Selbst wenn sie mehrere Pausen einlegen würde, wäre sie eigentlich schon längst dort angekommen. Es war halb 5 gewesen als ich ihr die SMS geschrieben hatte, das war vor genau 1 1/2 Tagen. Ich klappte wütend den Laptop zu und nahm mein Handy. Mein Gefühl sagte mir das da etwas nicht stimmte. Ash war alles was ich noch an Familie hatte. Auch wenn wir nicht miteinander Verwandt waren, so war sie für mich in den letzten 2 Jahren wie meine eigene Tochter geworden. Ich weiss noch wie dieses kleine schüchterne Ding mir begegnete und als sie herausfand, das ich ein Jäger bin, wie sie mich angebettelt hatte ihr alles beizubringen. Ich hätte es mal lassen sollen. Oberste Jägerregel: Lass niemals zu, dass Dir jemand zu nahe kommt. Aber ich hatte es zugelassen. Ich hatte nachgegeben und ihren Wunsch erfüllt.

Ich war richtig stolz auf meine Kleine, sie hatte schnell gelernt und war zu einer richtig guten Jägerin geworden. Ich hatte ihr noch nie einen schweren Fall gegeben, die übernahm ich. Ihr überliess ich kleinere Aufträge, da ich nicht wollte, das ihr was passiert. Aber wie das nun mal so ist, irgendwann werden die Kinder nun mal flügge und man muss sie schweren Herzens in die Welt ziehen lassen. Doch wenn es um einen Auftrag ging, dann meldete sie sich immer, pünktlich wie ein Uhrwerk. Es muss ihr also etwas passiert sein. Ich spürte es. Ich wählte ihre Nummer und rief sie an. Das Freizeichen in meinem Ohr hörte sich eher wie ein Schuss nach dem anderen an. Mit jedem "Tuuut" den ich hörte, spannte ich mich mehr und mehr an. "Ihr wisst was zu tun ist" erklang ihre Stimme und ein weiterer Ton war zu hören. Ich schluckte: "Ash, ich bin's. Ruf mich zurück wenn Du das hier abgehört hast." mehr sagte ich nicht. Mehr brauchte ich nicht sagen. Ich legte auf und sah auf den Bildschirm. Meine Stirn legte sich in Falten und es viel mir schwer das Handy wieder wegzulegen. Meine Hand zitterte richtig, doch ich zwang mich dazu ruhig zu bleiben. Ich legte mich auf das Bett, angezogen wie ich war, nur die Schuhe landeten auf dem Boden. Ich legte meine Waffe unter das Kopfkissen und verschränkte dann die Arme als ich endlich zum liegen kam. Ich schloss grimmig die Augen und atmete ein Mal tief ein und wieder aus. Bestimmt war alles Okay bei ihr. Ich machte mir einfach zu viele Sorgen. Ich werde alt. Und wenn man alt wird, wird man sentimental. Morgen würde bestimmt eine Nachricht von ihr kommen. Ich versuchte etwas schlaf zu finden. Schliesslich lag vor mir auch noch ein sehr weiter Weg bis nach Hause. Dieses Wort war vielleicht nicht ganz richtig, aber es war das, was uns ein Dach gab und ein Bett, sowie eine warme Mahlzeit. Es war unser Rückzugspunkt. Ich würde lieber schon dort sein, als wie hier in diesem verrotteten Loch, das sich Zimmer nennt, für heroische 69 Dollar die Nacht. Diese Abzocker. Mein Körper entspannte sich langsam und ich glitt in einen traumlosen Schlaf.



Call me a "Winchester Babe" [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt