Kapitel 21

405 30 6
                                    

Ich redete mit ihm. Ich erzählte Jan jede Einzelheit, die ich auch dem Doktor erzählte. Vielleicht nicht die komplette Geschichte und wirklich jede Kleinigkeit, aber einen Großteil. Ich erzählte ihm einen Großteil, das, was ich ihn wissen lassen wollte.

Der Doktor sagte, dass es okay sei, wenn man verschiedene Realitäten hat.,sage ich zu Jan langsam und zögerlich. Ich kann seinem Gesichtsausdruck gleich ansehen, für was er mich hält.

Für eine komplett Verrückte.
Ich hatte sogar noch Hoffnung gehabt, dass er mich vielleicht doch mag. Oder schätzt. Oder vielleicht nur sympathisch findet.

Doch seinem Gesicht gleich kann ich schon denken, was gleich aus seinem Mund kommt.

Ich hätte es dabei belassen sollen, als du deinen Witz gerissen hast. Tut mir leid. Ich sollte gehen., versuche ich mich selbst der unangenehmen Stille zu entziehen und der Stimme in mir nachzugeben, die mir zu ruft, dass ich abhauen soll.

Und diese Stimme schreit immer lauter und lauter, immer weiter und weiter.

Und Jan schweigt weiterhin, sieht nur auf seine Fingernägel, anstatt zu mir. Ich sehe währenddessen zu seinen Narben, die auf dem Rücken, und bin verwundert über die Form der ehemaligen Verletzungen. Man könnte sich sogar Flügel einbilden, die dort einst gesessen haben können.

Aber das wäre unmöglich, oder nicht?

Ich seufze, stehe auf und gehe zur Tür. Jan hat nicht ein mal aufgesehen. Das tut er auch jetzt nicht. Und auch nicht, als ich hinaus gehe und im Gang stehe. Ich höre nur die Stille und sehe das Dunkle draußen, das das Gebäude umhüllt. Das Licht über meinem Kopf erhellt alles ein bisschen. Doch kommt es mir trotzdem so vor, als wäre alles noch immer dunkel.

Samantha, warte!, höre ich Jan's Stimme vom Weiten, nachdem ich bereits einige Schritte gegangen bin.

Ich drehe mich um, sehe zu ihm zurück. Er läuft mit eiligen Schritten auf mich zu, räuspert sich und und sieht auf seine Füße, bevor er zu mir hoch sieht. Seine Augen sind voller Schuld. Sie sehen bedrückt und belastet aus. Augenringe bahnen sich unter seinen Augen an, ganz leicht und blass.

Tut mir leid, dass ich nichts gesagt habe. I-Ich...keine Ahnung. Ich war nur irritiert und musste kurz nachdenken. Das hat nichts mit dir zutun, versprochen., er lächelt mich schwach an, starrt danach in meine grünen Augen und sieht so aus, als wäre er gerade dabei, sich zu verlieren.

Du denkst doch nicht, dass ich, na ja, irre bin, oder? So wie die anderen...

Selbst Susie und Troy glauben, dass ich nicht mehr bei Sinnen bin. Sie können mir noch so oft sagen, dass sie mich für 'normal' halten. Ich kann von ihren Gesichtern jedes mal ablesen, was sie eigentlich denken. Ich würde lügen, würde ich sagen, dass es mich nicht kränken würde. Denn das tut es. Und ich glaube auch, dass ich ein Thema der beiden bin, wenn ich nicht anwesend bin.

Ich glaube mittlerweile, dass ich von vielen hier ein Thema bin. Aber mich stört es nicht mehr so, wie am Anfang. Man gewöhnt sich daran, würde ich sagen. Das Mädchen oder die Frau zu sein, die einen Pakt mit dem Teufel gemacht hat, und sich dann in das Böse verliebte.

Es hat doch irgendwie seinen Reiz, nicht wahr?

Ich denke, dass ganz viele hier eine tolle Person wie dich ziemlich gerne als Freundin hätten. Ich bin wohl die einzige Person, die behaupten kann, mit einer Frau befreundet zu sein, die ein mal den Teufel zu Gesicht bekommen hat., lacht er. Er sieht sogar irgendwie stolz aus, was mein Herz erwärmt.

Pact with the devil | Andre [COMPLETED]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt