Der Marmeladenglas-Moment

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Die Sonnenstrahlen kitzeln auf meiner Haut. Langsam werde ich wach und Spüre einen leichten Windzug. Ich strecke mich ausgiebig und richte mich langsam im Bett auf. Sofort fällt mir auf, dass die Schiebetür zur Terrasse leicht geöffnet ist. Auch Ryan kann ich nicht auffinden. Vermutlich sitzt dieser auf der Bank hinterm Wald. Ich summe meinen Lieblingssong vor mir hin und gehe in die Küche. Vorerst binde ich mir die Haare wieder etwas ordentlicher hoch, was aber vergeblich ist, denn meine Locken fallen in jegliche Richtungen. Immerhin ist es ein Messidutt geworden. In der Küche orientiere ich mich erst, finde dann aber schnell Teller, Besteck und etwas Aufschnitt, koche zwei Tassen Kaffee und stelle dies alles auf ein Tablett um es dann nach unten zu tragen. Die Sachen auf dem Tablett versuche ich über die Terrasse, den Rasen, das Unterholz und den federnden Waldboden bis den Hang hinunter zur Bank zu balancieren, auf welcher wie ich vermutet hatte Ryan sitzt. Der Weg dort hin ist etwas urig, immer wieder hängen Gräser, Fahnen und Sträucher im Weg. Wilder Fingerhut wächst mal hier mal dort, auch wild Rosen kann ich entdecken. Ryan sieht mich sofort und strahlt mich förmlich an. Bevor ich was sagen kann, nimmt er mir das Wort und spricht zu mir mit seiner tiefen Stimme, bei welcher ich wirklich daher schmelzen kann:

"Guten Morgen Grace!"

"Morgen", flüstere ich kurz und knapp und hänge noch hinten dran: "Frühstück". Da es heute morgen ziemlichen Tau gibt, habe ich schon etwas nasse und dreckige Füße, da ich wieder einmal barfuß den Weg bewältigt habe. Ich strecke mich kurz, so dass meine Gelenke alle einmal knacken, dann stelle ich das Tablett auf die Bank neben Ryan und Blicke mich um. Auf der Lichtung ist hohes dickes, dickes Gras mit vielen wilden Blumen. Bunter Blumen, sogar ein zwei Sonnenblumen kann ich entdecken. Auf allem liegt ein Schleier von Tau aus abermillionen Tropfen. Alle schimmern wie verrückt durch die orange-roten Strahlen der Sonne, welche durch die Bäume auf der anderen Seite der Lichtung aufgeht. Herrlich ist dieser Morgen. Meine beste Freundin meinte immer, dass die Natur ein Geschenk Gottes sei und das man diese genießen muss, man muss sie förmlich aufsaugen und mit einer Erinnerung füllen und dann in ein Glas tun und es öffnen wenn man die Erinnerung mal wieder gebrauchen kann. Bevor ich weiter drüber nach denken kann laufe ich durchs dicke Gras, es reicht mir bis über die Hüfte und streicht an der Shorts und an dem Pulli, bis beides nass ist. Ich summe ein weiteres Lied und tanze,hüpfe und drehe mich wie verrückt im Kreis, ich kann davon gar nicht genug bekommen, es macht mich so glücklich. Vlt ist es sogar merkwürdig und Menschen meinen sowas sei merkwürdig,sie meinen es sei naiv und kindisch und nicht meinem Alter gemäß, ich finde es aber wunderbar. Die Sträucher und das Gras streifen an meinen Beinen und die nassen Tropfen des Tau's laufen an meinen ihnen hinunter. Ich drehe mich und summe und singe das Lied vor mir her. Ich habe seit ungefähr drei Tagen nicht mehr so viel Glück empfunden. Ich reiße Gras aus und schmeiße es in die Luft während ich mich immer weiter drehe und singe und hüpfe und lache.Ich fühle mich wieder so selbst, so lebendig, so frei und wild. Aber auch so verbunden mit der Natur. Ich schmeiße meinen Kopf in den Nacken und drehe mich immer weiter. Es sieht so aus als ob die Wolken im Kreis fliegen und immer schneller und schneller...plötzlich steht Ryan direkt vor mir. Ich halte ruckartig inne und muss mich kurzfristig vor lauter Gedrehe an ihm festhalten. Zwischen uns sind nur ganze drei Zentimeter Platz. Ich spüre sein Atem, dieser im Gegensatz zu meinem völlig ruhig ist. Ich kann gut beobachten wie sich seine Unterkiefermuskelatur an und abspannt. Bevor ich ihn weiter beobachten kann nimmt er meinen Kopf zwischen seine Hände und zieht mich zu seinem heran. Doch er hält eine Haaresbreite bevor sich unsere Lippen berühren inne. Er blickt mir tief in die Augen. Die Luft zwischen uns scheint so heiß zu sein und meine Gefühle spielen völlig verrückt. Mein Herz rast und rast und dann schließe ich einfach meine Augen und warte ab was passiert. Eine Weile stehen wir so da und die Luft zwischen uns scheint zu brennen und mein Herz beruhigt sich gar nicht mehr. Sein atmen ist plötzlich auch viel schneller geworden, was ich gar nicht von ihm kenne. Er streicht mir Strähne für Strähne aus dem Gesicht und ich spüre wie er sein Blick nicht von meinem Gesicht löst. Wir stehen so eng aneinander, dass nichts mehr zwischen uns passt. Die Spannung in diesem Moment lässt gar nicht nach und plötzlich überwindet er die letzten Millimeter und küsst mich.


Es ist kein normaler Kuss, es ist der intensivste Kuss den ich je gehabt habe. Es kribbelt furchtbar in meinem Bauch und meine Gefühle laufen auf Hochtouren. So vorsichtig wie dieser Kuss ist, so intensiv ist dieser und so gefühlvoll. Sein Hand wandert von meinem Gesicht an meinen Hinterkopf und streicht mir durchs Haar. Auch ich lege meine Hand vorsichtig in seinen Nacken. Langsam lehnt er sich über mich und der Kuss wird noch intensiver als er schon ist. Meine Gefühle sind am übersprudeln und ich kann mich kaum halten, doch er legt ein Hand an meiner Taille entlang an dem Rücken und stützt mich. Jede seiner Berührungen sind so intensiv. Ich mag sie einfach doppelt und dreifach spüren und sie nehmen gar kein Ende. Jeder Atemzug, jede Bewegung, jede Berührung, jeder einzelne Gedanke ist ein riesen Feuerwerk für sich selbst. Ein Feuerwerk der Gefühle, meiner Gefühle. Er löst sich von meinen Lippen so das wieder nur wenige Millimeter Platz zwischen uns ist. Ich öffne erst ein wenig später meine Augen um ihn zu betrachten. Sein Blick ist so anders, er guckt mir zwar noch immer so tief in die Augen aber irgendwie noch inniger und weicher als vorher. Dann beiße ich mir aus irgendeinem Grund verlegen auf die Lippen.

"Das hätte ich schon gestern Abend tun sollen", flüstert er. Dann hebt er mich überraschenderweise seitlich hoch. Er dreht sich ein paar mal um sich selbst und ich lasse meinen Kopf fallen und schmeiße die Beine hoch und runter. Dabei kann ich nicht aufhören zu lächeln. Es ist ein wunderschöner Moment.Ein Moment, welchen ich niemals vergessen möchte, ein Moment, der sich für immer bei mir einbrennt, ein Moment voller schöner und einzigartiger Gefühle. Dieser Moment ist mein Marmeladenglas-Moment. Ich möchte ihn immer wieder aufrufen können, er soll immer bei mir bleiben. Ein Moment zwischen Ryan und mir.

Er setzt mich ganz vorsichtig wieder ins nasse Gras ab und blickt mir wieder tief in die Augen, dabei streicht er mir zum wiederholten male die Strähnen aus dem Gesicht und fährt dann mit seiner Hand über meine Wange. Nun stehen wir dort in einander verschlungen, halten uns gegenseitig in den Armen und denken an nichts anderes außer an hier und jetzt. Sein unglaublicher Geruch verbreitet sich in meiner Nase. Die Umarmung ist so weich, warm und geborgen. Ich wünsche er lässt nie wieder los.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 08, 2016 ⏰

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