Kapitel 34: Negla ♡

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Diese Zeit gibt uns die Möglichkeit über alles nach zu denken und so kann jeder von uns zu einem Schluss kommen, ohne dass dieser von etwas äußerem beeinflusst werden kann.

Ein Jahr später...

Neglas Sicht:
Noch eine Woche und wir haben dann endlich unser Abitur in der Tasche. Alhamdulillah. Mit Sevgi habe ich es endlich geschafft. Wir haben unser Abitur mit einem sehr guten Notenabschnitt bestanden. Alhamdulillah! Zwischen mir und Tamer hat sich nichts geändert. Wir reden normal, wie zwei normale Freunde. Talha ist immer noch mein großer Bruder. Ich kann ihm alles erzählen, ohne dass es irgendjemand erfährt. Wichtig für mich ist es, dass meine Gefühle für Tamer immer noch vorhanden sind. Nein, nicht nur das. Sie sind nicht nur noch vorhanden, sondern wachsen von Tag zu Tag weiter. Ich konnte keine Änderung in unserer Freundschaft erkennen. Der Abstand zwischen mir und ihm wurde auch von Tag zu Tag größer, so dass meine Sehnsucht nach ihm auch imer größer und größer wurde.
Innerhalb dieses Jahres hab ich mich zwei bis drei Mal mit Nihat getroffen, der endlich seine Traumfrau gefunden hat. Seine Hochzeit findet in vier Monaten statt. Ich werde insha Allah versuchen auf der Hochzeit anwesend zu sein. Mein Leben läuft gerade Berg auf. Ich habe einen Studienplatz und eine Unterkunft, sowie auch einen Job. Ich werde für zwei Semester nach London ziehen, um dort mein Englisch zu verbessern. Ich will weg von dieser Stadt, raus aus diesem Land. Ich will etwas neues erleben. Es sind viele die so eine Chance suchen und sich wünschen, diese aber niemals erhalten. Ich schätze diese Möglichkeit.
Es gibt viele Leute die um meine Hand angehalten haben, jedoch habe ich jedem abgewiesen. Mein Traummann ist und bleibt Tamer. Meine Entscheidung ist dazu da, dass ich mich befreie von allem und um etwas Neues starten zu können. Ich habe mich für ein Englisch-Studium beworben, mit dem Nebenfach Philosophie, natürlich auf Lehramt.
I

ch möchte später einmal dem Platz unserer Lehrer an dem Technischen Gymnasium in Hamburg einnehmen, da ich gesehen habe, wie viel Unrecht sie uns angetan haben. Bei einem unserer Klassenkameraden, waten die Depressionen auf Grund des Schulstresses schon so schlimm, dass er nach dem zwölften Jahrgang abgegangen ist, weil er Suizidgefährdet ist. Seit seinem Abgang von der Schule, hat keiner Metropole etwas von ihm gehört. Jeder von uns hat gelitten, vor allem Sevgi und ich, warum ich die beiden anderen noch erwähnt habe, also Zehra und Maria, das fragt ihr euch bestimmt. Zehra und Maria haben nach der Fachhochschulreife aufgehört, weil beide keinen Nerv mehr auf diese Schule und den rassistischen Lehrern haben. Find ich verständlich, aber das wäre mir persönlich zu schade, da ich an Stelle des praktischen Jahres einfach mein Abitur gemacht habe und somit mehr freie und offene Möglichkeiten habe. Ich habe mehr Freiheiten in der Auswahl meines Studiums und somit habe ich sogar die Möglichkeit erhalten, nach London zu fahren und dort einen Erfolg für meine Zukunft zu starten. Es macht nicht nur mich glücklich sondern auch meine Eltern stolz. Sie wollen, dass wir alle eine angemessene Zukunft haben und eigenständig werden können, auch wenn wir verheiratet sind. Eine Frau sollte eigenständig sein und nicht von irgendjemandem abhängig sein. Sei es auch nur der Ehemann und insha Allah wird mein Ehemann kein Geizkragen sein. Insha Allah wird es auch nie soweit kommen, dass ich meine Hand zu meinem Mann hin halten muss, nur um mir dann etwas gönnen zu können. Das bin ich nicht. Und so werde ich auch insha Allah niemals sein. Ich will für mich und für meine Kinder etwas Taschengeld haben. Das ist meine Einstellung zu dem Thema Arbeit und Frauen im Berufsleben, sowie auch die Bildung von Frauen. Wir leben im 21. Jahrhundert und deswegen sollte meine Einstellung nicht all zu falsch sein.
Die Koffer für London sind schon gepackt. Davor fahr ich aber mit meiner ganzen Familie nach Tunesien, weil wir da die Hochzeit meiner Schwester feiern werden. Dann muss ich nach Hause, nach Hamburg und von da aus fahre ich dann in mein neues vorübergehendes Zuhause, nach London. Ich freue mich megaaa auf die Zeit in London. Neue Menschen, neue Traditionen und neue Freunde :). Nicht zu vergessen natürlich, neue Erfahrungen und etwas Ruhe von Allem.

Nach ein und halb Monaten sind wir wieder nach Hause gefahren. Es ist eine sehr schöne Zeit in Tunesien gewesen und alles verlief gut, Alhamdulillah. Saray Hochzeit war der ober Hammer. Sie hat getrennt gefeiert, sprich Frauen alleine und Möbel alleine. Mal in unserer Stadt Tunis und dann noch in der Stadt ihres Mannes, Sfax. Zu den beiden Feiern haben wir uns schön freizügig angezogen und uns schick gemacht. Getanzt und richtig Party gemacht. So viele alte Frauen und Freunde und Bekannte von meinen Eltern waren mal wieder der Meinung, dass ausgerechnet ihr Sohn mein Traummann sein wird. Das ist nicht das was ich mir unter meinen schönen Urlaub vorgestellt habe, aber so ist das Halt wenn man in die Heimat fährt und aus dem Ausland kommt. Die Tanten versuchen dich zu verkuppeln und dabei ihre eigenen Töchter vergessen. Einmal hat meine Tante meiner Mutter den Vorschlag gemacht, einen Antrag von einem 'Arzt' on Frankreich anzunehmen. Dabei frag ich mich, ob ich Ärzte anziehe oder ob er wirklich ein Arzt ist. Das war für ein Moment so lächerlich, dass konnte doch niht wahr sein. Würden Sie sich wirklich um mein Wohlbefinden kümmern, so hätten sie mich schon längst in Ruhe gelassen. So denke ich ebenfalls, aber ich habe eh das Gefühl, dass meine Tanten link sind. Ich kann meinen Tanten nicht vertrauen und dass lass ich mir nur manchmal anmerken, aber nicht direkt. So back to me and London. Heute, eine Woche nach dem Urlaub, fliege ich weiter nach London. Meine Unterkunft ist ein Studentenwohnheim und mein Job ist in einem Inayah Laden ( shop für Hijabis in London, sehr empfehlenswert;) ). Ich freue mich so auf diese neue Erfahrung und das Shoppen, hehehe. Ich teile mir eine WG mit zwei anderen Mädchen. Mit Banu und Melis. Ich habe beide im Internet kennengelernt und mir ist jetzt schon bewusst auf was ich mich einlasse. Sie sind in etwa eine Kopie von Maria und Zehra. Beide scheinen etwas hinterhältig zu sein und dass ist mir erst im Laufeder Zeit bewusst geworden. Nach dem lernen hatte ich meistens Streit mit den Beiden und deswegen habe ich mich dazu entschieden, mir eine neue Unterkunft zu suchen. So dass ich mich besser auf mein Studium zu konzentrieren und jeglichen Stress zu vermeiden. Es ist ja schon schwer genug außerhalb von Zuhause zu leben und keinen in der Ferne zu haben. Dazu möchte ich keine unnötigen Streitereien haben, welche mir diesen Aufenthalt unnötig länger und stressiger machen. Sowas versuche ich geschickt zu umgehen.
Einmal im Monat fahr ich übers Wochenende nach Hause, nach Hamburg. Da bleibe ich bei meinen Eltern für einen Tag und verbringe den ganzen Abend dann bei Tata Negla. Ich treffe da nur leider nie die Jungs, weil sie immer nicht da sind, wenn ich da bin. Den Sonntag verbringe ich dann komplett mit Sevgi, mein Ein und Alles. Ich kann echt nicht ohne die Leben und der Abstand zwischen uns macht mit echt das Leben schwer. Wir schreiben zwar jeden Tag, aber es ist halt etwas anderes, wenn man die Person live sehen kan und sie umarmen kann. Es ist einfach etwas anderes. Ich hoffe sie kommt mich bald in London besuchen. Und Tamer... Ja Tamer, der ist ...


Negla ♡ two bodies, one lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt