Starr blickte er nach draußen. Durch das Fenster. In den Wald hinein. Alles um ihn herum blass. Bis auf diesen einen Baum. Schon seit einer Stunde blickte er auf ihn. Bestimmt einer Stunde, ehrlich gesagt wusste er nicht wie lange er schon da stand.
Eine raunende, tiefe Stimme rief nach ihm. Doch keine Reaktion.
Die Stimme wurde lauter. Endgültig drang sie zu den großen Ohren durch.
In die Realität zurück geholt schnellten sie fast schon nach oben.
"Dipper!", wiederholte sich die Stimme noch einmal.
Der braunhaarige Junge blickte fragend zur Seite.
"Kommst du kurz?", sein Großonkel grinste ihn mit seinen spitzen Zähnen zumutend an.
Doch ihm lief nur ein kleiner Schauer über den Rücken, bei dem Anblick dieser Reißer. Aber es war Familie! Kein Grund zur Panik.
Dipper setzte sich noch leicht verträumt in Bewegung. Natürlich muss er immer Angst bei diesem Anblick bekommen, dachte er sich und sah zur Seite. Verdammt er wird schon nichts tun! Warum sollte er-
Mit einem Mal spürte er etwas glitschiges. Sein kleiner Huf rutschte aus. Er hörte noch gerade so ein:"Vorsicht!"
Er kam ins straucheln und merkte wie es ihm die Beine wegzog. Mit einem dumpfen Aufprall landete er schließlich vor den großen Pfoten von Ford.
"Stanley! Das war jetzt wirklich nicht nötig!",fauchte er seinen Bruder an.
Doch der lachte nur hämisch. Anscheinend hatte er Dipper in der Not auch noch ein Beinchen gestellt, was die dünnen Beine des Jungen wirklich nicht gebraucht hatten.
Seufzend stemmte er die Arme auf den Boden und entwirrte seine Rehbeine.
"Macht doch immer wieder Spaß!", hörte man Stan noch leise den Raum verlassen.
"Ist alles in Ordnung?", wandte Stanford sich schließlich dem Reh-Jungen zu.
"Ja...passt schon", grummelte er vor sich hin. Beleidigt blickte er zu Boden und konnte selbst seine Ohren nicht davon abhalten nach unten zu zeigen.
Skeptisch setzte sein Großonkel ihm seine geliebte Kappe auf.
Dipper jedoch gab keine Reaktion darauf. Er hasste es. Er war immer der Schwächste. Ständig machte man sich über ihn lustig. Natürlich hat niemand aus der Familie mit zwei extra Beinen zu kämpfen! Er verschränkte die Arme.
"Wie...wie wärs...wenn...du mal in den Wald gehst?", versuchte Ford ihn aufzuheitern und vergaß glatt dabei den eigentlichen Anlass, der gerade von Nöten gewesen wäre.
"Was soll ich da?", grummelte Dipper.
"Da bist du von uns allen im Vorteil! Mabel besiegt dich im Wasser, Stan in der Härte und Stärke, wenn du verstehst was ich meine", er räusperte sich," aber im Wald...? Du bist wendiger und schneller, zum Beispiel!"
Der junge Pines war immer noch nicht begeistert.
"Versuch doch wenigstens dort Spaß zu haben...."
Seufzend umringte er schließlich die kleine Pfütze, die seine Schwester wohl verursacht hatte, und drückte die Haustür auf.
Er war lange nicht mehr draußen gewesen. Doch als ihn die frische Waldluft erreichte spielte sich ein Lächeln auf seine Lippen.
Doch nicht nur das wartete im Wald auf ihn.Er spürte die Erde unter sich, wusste wo welche Wurzel war. Hörte den Wind in den Ohren.
Sah so viele Dinge auf einmal und verschlang alles neue.
Es fühlte sich so toll an. Endlich hatte er etwas gefunden was ihm Spaß machte.
Dipper wurde langsamer und lief auf eine Lichtung. Die Sonnenstrahlen schienen durch die Blätter. Das Gras hatte hier die perfekte Länge und allgemein sah es dort einfach nur magisch aus.
"Sieh an, an, an...ein Reh-Junge!"
Dipper blieb wie angewurzelt stehen. Ein mulmiges Gefühl machte sich breit.
Zitternd drehte er sich um. Doch was er erblickte ließ ihn noch mehr schaudern.
Panisch riss er die Augen auf:"Mensch!"
Verwundert blickte die von einem Ast hängende Person den jungen Pines an.
Dippers Herz pochte und er versuchte so schnell wie möglich herauszufinden, was für ein Mensch es war.
"G-gelbe J-jägerskleidung, g-gelber H-hut mit..eh..ro-roter Feder...G-gewähr- JÄGER!", ungeschickt sprang er noch weiter weg, an den Rand der Lichtung.
Der Jäger fing an zu lachen. Allgemein war es seltsam, dass er gelb gekleidet war, aber noch was anderes war komisch.
"Blitzmerker! Aber keine Sorge-", er schwing am Ast hin und her, bis er wieder auf festem Boden stand und kam einige Schritte näher," ich tu dir nichts! So einen wie dich hab ich schon lange!"
Ängstlich drückte sich Dipper immer mehr an den Baumstamm hinter sich.
"Hübsche Kappe hast du da...darf ich raten? Eine Kiefer soll das darstellen? Davon gibt es hier viele!"
Der Junge atmete immer panischer und wollte gar nicht antworten, nur hier weg! Er wollte weg! Doch er konnte nicht aufstehen. Seine Beine zitterten viel zu sehr um ihn tragen zu können.
"Ich könnte dich Pinetree nennen, das ist einfach nur Kiefer auf Englisch, weißt du? Der Name ist lustig...!", der Jäger kam immer näher, langsam, aber für Dipper schon viel zu schnell.
"I-ich heiße Dipper! N-nicht Pine...tree..", brachte er schüchtern heraus.
"Na also! Ich bin Bill, Bill Cipher.
Komm ich helf dir auf!", Bill grinste ihn an.
Doch darauf achtete der am Boden liegende gar nicht. Sein Blick blieb bei den Augen hängen. Ein strahlendes gelb und eine schlitzförmige schwarze Pupille in der Mitte.
Der junge Mann hielt abwartend eine Hand in einem schwarzen Handschuh hin.
Zögerlich griff Dipper nach ihr und wurde hoch gezogen.
"Schön mit dir Bekanntschaft zu machen! Aber...was machst du so alleine im Wald?", der Blonde beugte sich neugierig herunter.
"Eigentlich hat man mir verboten mit Menschen zu reden...aber...das selbe könnte ich dich fragen!", gab Dipper als Antwort.
"Ich bin ein Jäger...was soll ich sonst im Wald tun? Und keine Angst: Ich bin nicht so wie die anderen!", Bill grinste.
Aber auch der Braunhaarige fing an zu lächeln.
Doch da schien ihn die Sonne ins Gesicht und er schrack auf:"Ich muss nach Hause!"
"Kommst du morgen wieder hier her?", fragte Bill mit einem leicht enttäuschten Blick.
"Ich schau mal!", hallte es von Dipper noch durch den Wald, bevor er hinter Bäumen verschwand.
Nachdenklich schloss er die Tür hinter sich. Diese Begegnung ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Bill war ganz anders als die anderen. Er passte einfach nicht auf die Beschreibungen von Gronkel Ford. Nach ihm wären alle Menschen Monster, hinterlistig, gehässig, von Grund aus böse. Doch dieser nicht, er war so nett zu ihm gewesen. Als könnte er keiner Fliege etwas zu leide tun, klar er war ein Jäger und sollte das tun können, aber solange er nicht das Gewähr in der Hand hält...scheint er ganz nett zu sein. Dipper hör auf! Du darfst niemanden vertrauen, vergessen? Menschen sind abscheuliche Kreaturen. Auch wenn er wie ein Freund scheint.
"Dipper wo warst du? ", riss ihn Mabel aus seinen Gedanken.
"Im Wald...", antwortete er noch etwas perplex.
"Im Wald!? Aber..."
"Ist schon gut, ich hab ihn geschickt", verteidigte Ford seinen Großenkel.
Müde fing er an sich zu strecken und breitete seine Flügel aus.
Er sah so unglaublich majestätisch aus. Das helle Braun und die Federn, die sich zum Ende hin blau färbten.
Naja als Sphynx kein Wunder. Ford hatte es schon gut, er war ein so unglaublich seltenes Wesen, Dipper seufzte.
"Alles in-"
"Alles gut, ich geh schonmal aufs Zimmer...", wimmelte Dipper ihn ab und stapfte die Treppe nach oben.
Er wollte zurück in den Wald. Da war er ungestört. Naja nun irgendwie ja doch nicht mehr.
Der Junge ließ sich auf sein Bett fallen. Von draußen hörte man etwas aufs Dach prasseln. Scheint zu regnen. Die Bäume gaben ein lautes Rauschen von sich und mit einem Mal sprang das Fenster auf.
Eilig rannte Dipper dahin und schloss sie wieder. Ohne hinzuschauen ließ er die Holztüren zuknallen, damit der Wind das Fenster nicht noch einmal aufreißt.
"Dipper...etwas bedrückt dich"
Die angesprochene Person schreckte auf. Mabel stützte sind auf den Rand des Aquariums. Er vergisst immer wieder, dass die mit Rohren verbunden sind, damit sie überall hin kam.
"Nein, ist nur das Wetter. So elendig nass!"
"Also ich mag Nässe!", grinste die kleine Meerjungfrau.
Sehr witzig, dachte er sich nur und wandte ihr den Rücken zu.
Fehler. Im nächsten Moment spürte er nur wie ihn nicht gerade wenig Wasser überschüttete.
"MABEL!", fauchte er Wut entbrannt und sprang auf das Glas zu.
"Du siehst so süß aus, wenn du sauer bist! Das sieht sooo männlich aus! Damit kriegst du Wendy alle mal, haha!", kicherte sie nur.
Schlagartig wurde er rot und ließ die Ohren hängen. Nicht schon wieder.
Immer kam sie damit, aber was konnte er denn dafür? Schließlich war es nicht seine Entscheidung halb Reh zu sein.
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Monster Falls-Altes geht und Neues kommt
FanfictionGroßonkel Ford hasst Menschen. Als Sphynx kein Wunder. Das lehrt er auch Dipper und Mabel. Doch als er den Reh-Jungen in den Wald schickte, um ihn ein Lächeln zu "schenken" trifft er auf eine bestimmte Person. Dass diese ihm nicht nur glückliche Mo...