Das Interwiev

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Ich habe den Nachmittag über einen Plan geschmiedet. Für mich steht es fest, ich möchte mir nicht selber im Weg stehen. Besser gesagt, meine Krankheit darf es nicht. Ich habe mich damit ab befunden, meine Familie hat es, vielleicht bis auf meinem Vater, aber wenn er es so nicht schafft, dann muss ich ihn zwingen. Ich bin eine Person der Öffentlichkeit, mein Leben wird ständig bildlich festgehalten und geteilt. In jedem zweiten Kinderzimmer hängt ein Poster von mir und meinen Brüdern. Wir bedanken uns so oft bei unseren Fans, immerhin wären wir nicht das was wir heute sind, ohne sie. Sie haben ein Recht darauf, den Grund für die Absage einiger Auftritte zu wissen. Es ist keine sehr dramatische Krankheit und nichts ansteckendes. Außerdem wird mein kleines Coming out breitgeschlagen werden, in den Nachrichten, der Zeitung oder auch verbal. Wir werden weiter in Gespräch sein. Das ist es doch, dass mein Vater will. Seine Söhne sollen viel in den sozialen Medien vertreten sein, aber natürlich nur positiv. Und so drastisch negativ, wie bei einer Schlägerrei oder Drogenkonsum ist es nun auch nicht.

Einige Wochen nach unserem Treffen, haben wir ein Interview Termin mit einem Reporter der berühmtesten Teenie- Zeitung in der USA.

Bevor die junge braunhaarige Frau, mit dem Kameramann hinein tritt, lege ich fix mein Blutzuckermessgerät, meine Insulinspritze und etwas Traubenzucker auf den Tisch und hantiere damit herum. Joe knibbelt nervös an seinen Fingernägeln herum und Kevin starrt gedankenverloren an die Decke. Dabei gähnt er einmal verschlafen. Nachdem sie fragt ob wir uns bei dem Vornamen ansprechen und sich mit Leonie vorstellt, entdeckt sie mein kleines Überlebens Pack und schaut verwirrt in die Runde, als sie versteht, um was es sich vor Kevin und mir handelt. Nur aus dem Augenwinkel beobachte ich ihre Reaktion, als ich nach dem Traubenzucker greife und es mir genüsslich in den Mund schiebe, als wäre es Schokolade.

Ihr Mund bleibt offen und auch der braungebrannte Kameramann schaut hinter seinem riesigen Apparat hervor. Jetzt merken es auch Kevin und Joe. Joe nickt mir aufmunternd zu, nur Kevins Blick könnte daran Zweifeln, dass er es schon vorher von dem Diabetes wusste. Er schaut genauso interessiert wie die Reporterin und der Kameramann.

„Interessant", ist das einzige, das durch ihre dünnen Lippen kommt. Ich kläre Leonie auf, berichte wie ich mich gefühlt habe, wie ich jetzt damit klarkomme und wie groß meine Umstellung war. Aber über Liv verliere ich kein Wort. Außerdem erzähle ich ihr, dass sie beruhigt sein kann, denn die Zuckerkrankheit beeinflusst nichts an unserer Karriere. Gut eingestellt wie das in der heutigen Zeit üblich ist, ist so eine Krankheit nicht lebensbedrohlich. Höchstens nervig und umständlich, sich vor jeder Mahlzeit zu messen. Oder auch auf etwas zu verzichten. Aber mittlerweile habe ich mich darauf eingestellt.

Leonie hört mir aufmerksam zu und schreibt eifrig und interessiert mit.

Eine Weile interviewt sie nur mich und erst zum Ende hin spricht sie über unser neues Lied.

Kevin sitzt schief mit verschränkten Armen vor seiner Brust auf dem Stuhl und atmet ruhig. Er döst vor sich hin, mit offenen Augen. Eine Fähigkeit die er über die gesamte Schulzeit hin, verbessert und ausgebaut hat und worauf er heute ziemlich stolz ist. Joe reckt zwischendurch seine Hals um einen Blick im Spiegel zu erhaschen, der an dergegenüberliegenden Wand hängt. Eine schwarze kleine Locke sucht sich ständig den Weg zurück ins Gesicht. Ich merke, wie angespannt er, von Mal zu Mal wird. Das war wohl das letzte Interview für die arme Haarsträhne, die heute Abend radikal abgeschnitten wird. Es läuft dann wie immer, in einem halben Tobsuchtsanfall schneidet Joe sie ab, lächelt für einen Moment, bis er dann die Lücke erkennt, in der die Strähne zu vor war. Ein kurzes leises Fluchen, bevor er sich zum Friseur seines Vertrauens fahren lässt. So ist er, der Joe.

Eine Zeit später, fühlt sich mein Mund schon fusselig an, vom vielen antworten und berichten.

Es werden noch einige gestellte Aufnahmen gemacht, und Leonie Black verabschiedet sich.

Erst beim hinaus gehen, merke ich wie nass geschwitzt ich bin. Peinlich.

Trotz meines Scharms, freue ich mich über den Gesichtsausdruck von meinem Vater, wenn er den Beitrag liest. Joe und Kevin haben versprochen, vorher nichts davon zu erzählen.

Aber ich werde mich noch eine Woche gedulden müssen, bis es veröffentlicht wird.

Leider habe ich beim herausgehen nicht damit gerechnet, dass die Zeitschrift mit meinem Geständnis wirbt. Am nächsten Tag verfasst sie auf ihrer Facebook Seite einen großen Post mit der Überschrift: „Jetzt ist es raus! Das große Geheimnis von Nicholas Jerry Jonas".

Und mit meinem Zweitnamen spricht mich auch mein Vater wütend an, als er es am nächsten Tag liest. Ich werde mich wohl für eine Woche umquartieren müssen. Bevor er mich noch zu Tode starrt. Er weiß um was es sich handelt, also hält er es nicht für nötig mich darauf anzusprechen. Besser gesagt, redet er die ganze Woche nicht mit mir

Be different (Nick JONAS) *beendet* Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt