"So, hier ist das Badezimmer. Oben sind noch zwei weitere. Nach dem Frühstück dürfen wir uns nicht mehr in unseren Zimmern aufhalten, deshalb kannst du dort nachdem du gegessen hast auch nicht auf Toilette gehen."
Sie nickte, um mir verständlich zu machen, dass sie mich verstanden hat und wir liefen stillschweigend nebeneinander her.
"Tut mir Leid, dass ich dich vorhin so angeschrien habe und dir eventuell eingebildet oder gemein erschien. Vielleicht bin ich das sogar, darüber musst du dir selbst ein Bild machen. Außerdem wollte ich mich eigentlich nicht rechtfertigen aber ich denke du verstehst, dass ich hier nicht unbedingt sein will und ich ein wenig gereizt war. Wollte nur, dass du das weißt."
"Schon ok, kann ich verstehen, mach dir keinen Kopf darüber." Sie lächelte mich zufrieden an. Ich starrte auf ihre Lippen, ihre wunderschönen Lippen. Ich denke sie hat bemerkt, dass ich sie bewundere und lachte verlegen.
"Ich kenne dich noch nicht gut genug, um mir eine Meinung über dich zu bilden" als ich das sagte, war ich mir nicht bewusst, dass ich sie nie richtig kennen würde "aber selbst wenn du eingebildet wärst, könntest du es dir definitiv erlauben." Ich sah wie ihre Wangen erröten. Ich war mir nicht sicher, ob sie jemals solche Komplimente bekommen hat, da sie eindeutig nicht wusste, wie sie damit umgehen sollte. Das konnte ich mir allerdings nicht vorstellen, sie ist perfekt. Dabei ist Perfekt relativ. Sie ist das, was sich jeder Junge wünscht. Alle Mädchen wünschten sie wären wie Alexis. Wenn ich 'Perfektion' definieren müsste, würde mir sofort ihr Name einfallen.Ich wünschte sie würde niemals aufhören zu lächeln. Ich konnte einfach nicht aufhören sie zu bewundern. Also fragte ich sie, warum sie hier ist. Ihr Lächeln verschwand und in dem Moment wünschte ich mir, ich hätte die Frage niemals gestellt.
"Weißt du", sagte sie "dass Tauben immer dem ranghöchsten Vogel an der Spitze hinterherfliegen? Selbst, wenn die Flugrichtung sich ändert, bleibt die ranghöchste Taube vorne. Genau so ist unsere Gesellschaft."
"Du meinst also wie hässlich kleine Tauben?"
"Genau" sagte sie und fing an zu lachen "Kleine hässliche Tauben, die an eine kranke Gesellschaft angepasst sein wollen"Ich lachte, nicht weil ich es lustig fand, sondern einfach, weil ihre Lache so ansteckend war.
Ich begleitete sie zurück in ihr Zimmer, keiner von uns sagte etwas. Aber diesmals war es anders. Diesmal ist es ein angenehmes Schweigen. Als wir vor ihrer Tür standen, umarmte sie mich.
"Danke für diesen schönen Tag, auch wenn die Umstände es uns ein wenig schwierig gemacht haben. Ich bin froh das wir uns kennengelernt haben." Ich war so glücklich sie halten zu können. Ihr Körper war warm und diese Wärme übertrug sich auch auf meinen Körper. Das war einer dieser Momente, an die ich mich erinnern möchte, wenn ich erneut kurz vor'm Zusammenbruch bin. Liz hat es mir geraten. "Genieße die kleinen Momente im Leben. Genieße das, was dich glücklich macht. Und wenn du denkst, dass du keine Kraft mehr hast, erinnerst du dich einfach an diese Momente und atmest die Sorgen aus, die Zufriedenheit stattdessen ein." sagte Liz zu mir.Alexis löste sich von der Umarmung und lächelte mich ein letztes mal vor dem Schlafen gehen an. Ich sah noch wie sie die Tür hinter sich schließ und machte mich auf den Weg in mein Zimmer.
Als ich vor meiner Tür stand, hörte ich Keegan, der einen lautstarken Streit mit jemandem am Telefon hatte. Ich ging leise zu ihm rüber, damit er mich nicht bemerkte. Dann legte er wütend auf. Anscheinend war seine Telefonstunde vorbei. Jeder Patient hier hatte eine Telefonkarte mit beschränkter Zeit. Man hatte insgesamt eine Stunde am Tag, die man sich einteilen konnte.
"Alles ok?" fragte ich.
"Klang das etwa ok für dich?
"Möchtest du mit mir darüber reden?
"Ich möchte mit ihr reden. Ich brauche keine zweite Liz, Noah."
"Na gut, hier nimm meine" Ich reichte ihm meine Telefonkarte, da ich sowieso nicht so viel telefoniere und der Tag schon vorbei war. Er bedankte sich, lächelte mich an und wünschte mir eine gute Nacht.
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Glück
Teen FictionNoah ist ein sechzehnjähriger Junge,dem Depression diagnostiziert wurde. Er ist nun schon eine Weile in einer Psychiatrie, wo jeder Tag den selben Alblauf hat und er sich jeden Tag nach einem Abenteuer sehnt. Als wenn seine Rufe erhört wurden, traf...