Endlich angezogen ging ich in den Speisesaal und suchte nach Alexis. Ich hab sie nirgends gesehen also setzte ich mich an einen leeren Tisch so nah wie möglich an der Tür und fokussierte sie. Ich dachte daran wie Alexis vorhin mit mir geflirtet hat. Ob sie es ernst gemeint hat? Ich könnte mir vorstellen mein erstes mal mit ihr zu verbringen aber ich möchte meine Gedanken eigentlich nicht daran verschwenden, da ich erstens noch nicht bereit dazu bin, glaub ich, ok ich weiß es nicht, egal. Zweitens wäre es sowieso viel zu früh und drittens weiß ich nicht wie Alexis zu all dem steht. Wie auch immer, mir reichte auch nur ein Kuss. Ich wollte sie seit der ersten Begegnung küssen. Ihre Lippen drängen einen beinahe dazu. Als ich hörte wie sich die Speisesaaltür öffnete drehte ich mich rasch um.. Wie ein Vollidiot, der sehnsüchtig auf das eine Mädchen wartet, ohne die er nicht leben kann. Ich hätte mich beinahe geohrfeigt, weil ich nicht wollte, dass Alexis denkt, dass ich besessen von ihr wäre und ich sie am liebsten 24 Stunden am Tag um mich haben wollte. Das ist zwar alles wahr, sie sollte es trotzdem nicht wissen. Als ich dann zu der Person hinaufsah, die durch die Speisesaaltür ging, atmete ich auf. Es war zum Glück nur Liz.
"Ruhe bitte, meine Lieben" sagte sie, "Ich hab tolle Neuigkeiten"
Sofort brach Stille in den Raum. Ich fand es erstaunlich, wie Liz immer alles unter Kontrolle hatte. Wie sie anderen Mut machte und wie alle auf sie hörten. Man fühlte sich bei ihr geborgen und sicher. Ein letztes mal schaute ich mich im Raum nach Alexis um. Sie war immer noch nicht hier.
"Also, einige von euch sind ja schon eine ganze Weile hier. Das heißt, sie können nicht zur Schule gehen. Also haben wir beschlossen, dass" Ich wollte gar nicht, dass sie weiterredet denn ich wusste worauf sie hinauswollte allerdings werte ich dies nicht als 'tolle Neuigkeiten'.
"Wir haben beschlossen, dass wir einen Privatlehrer engagieren, der euch alles nötige beibringt. Allerdings erst in ungefähr 6-8 Monate, da wir noch einen Klassenraum für euch errichten wollen. Die, die sich dazu bereit fühlen, können sich bis Dezember bei mir melden."
Ich denke, das es eigentlich eine ziemlich gute Idee ist. Nur leider verbinde ich keine gute Erinnerungen an meine Schule. Es war schrecklich dort, weshalb ich auch den Großteil meiner Schulzeit meine Stunden geschwänzt habe. Ich hab mich dort einfach immer so unglaublich dumm gefühlt aber im Gegensatz zu den anderen, wusste ich, dass ich trotz allem der schlauste in der Klasse war. Das hat den anderen aber nicht gefallen und das haben sie mir auch deutlich zu spüren gegeben, psychisch sowie physisch.
"Du dämlicher Bastard" sagten sie "Spring doch von 'ner Brücke. Damit würdest du deinen Eltern und uns ein riesen Gefallen tun" Irgendwann dachte ich einfach sie hätten Recht. Alles was sie sagten war wahr. Ich war nutzlos und dumm und bei meinem Selbstmordversuch hätte ich alle entlastet, inklusive mir. Es.wäre alles vorbei. Plötzlich wurde ich beim nachdenken unterbrochen. Mir flüsterte jemand hinter mir in's Ohr. Alexis.
"Schade, ich hatte gehofft du würdest nackig kommen. Mir hätte das gefallen, würde meinen Augen sicherlich gut tun"
"Nächstes mal" versprach ich ihr mit einem leicht beschämten Grinsen. Auf der einen Seite war es mir unangenehm so mit ihr zu reden aber auf der anderen Seite hatte es mir gefallen.
"Wo warst du?" fragte ich sie, ohne mir anmerken zu lassen, dass ich sehnsüchtig auf sie gewartet habe.
"Ist das denn wichtig?" fragte sie. "Ist es wirklich so wichtig zu wissen, wo wir waren? Warum beschäftigen wir uns nicht mit der Frage wo wir sein werden?"
Ich mochte, dass sie so tiefgründig war, auch wenn ich kaum verstand, was sie mir sagen wollte. Aber ich denke genau das, dieses geheimnissvolle, ist was sie ausmacht. Sie ist wie eine Landkarte, die man erkunden möchte.
"Gut", sagte ich "Wo werden wir denn sein?"
"Wenn ich es weiß, bist du der erste, der's erfährt" antwortete sie mir. Ich war so froh, dass sie hier war. Jemand der mich von meinen Gedanken ablenkt, die manchmal echt grausam sind. Es ist wie eine Überschwämmung, irgendwann hast du einfach keine Kraft mehr zu schwimmen und die Schatten, die dich plagen, die einfach viel stärker sind, holen dich ein.
"Warum hast du dir nichts zu essen geholt? Bist du auf Diät?" fragte sie, während sie ihren Cheeseburger isst.
"Natürlich, ich hab' nichts besseres zu tun"
"Ach, davon bin ich sogar überzeugt" sagte sie und gab mir mit ihrer Faust einen leichten Schlag auf die Schulter.
"Ich bin auch auf Diät. Wir stehen das schon gemeinsam durch"
"Ja, ich sehe es. Hab gehört, dass Cheeseburger neuerdings kalorienarm sind" bemerkte ich mit einem Hauch von Ironie.
"Naja ein ganzer nicht. Aber ein halber" sagte sie, während sie ihren Cheeseburger halbiert und dabei Karatebewegungen macht, "Ein halber ist, wie du schon gesagt hast, tatsächlich kalorienarm." Sie legte den halben Cheeseburger auf eine Servierte und reichte ihn mir rüber. Ich bedankte mich und aß den ach so kalorienarmen Cheeseburger. Dabei lachten wir die ganze Zeit, weil wir uns gegenseitig Grimassen zeigten. Ja, das war schon ziemlich kindisch aber das war uns egal. Mir war es egal und es hat mir Spaß gemacht. Mit Alexis hatte ich bisher immer Spaß und ich genoss jeden Moment mit ihr.
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Glück
Teen FictionNoah ist ein sechzehnjähriger Junge,dem Depression diagnostiziert wurde. Er ist nun schon eine Weile in einer Psychiatrie, wo jeder Tag den selben Alblauf hat und er sich jeden Tag nach einem Abenteuer sehnt. Als wenn seine Rufe erhört wurden, traf...