Nachdem Selina gegangen war, war ich allein mit Alexander. Mia schlief oben in ihrem Zimmer und mein Vater arbeitete in seinem Büro. Es war zwar schon spät aber ich war noch viel zu aufgedreht um zu schlafen und Lust dazu hatte ich sowieso nicht. Also entschied ich mich, mich nach oben in mein Zimmer zu verziehen und an meinem Buch weiter zu lesen. Alexander folgte mir wortlos und stellte sich wieder in die Ecke meines Zimmers in der er schon fast den ganzen Tag lang gestanden war. Ich konnte mich dabei beim besten Willen nicht auf mein Buch konzentrieren. Er war viel zu gutaussehend und viel zu still und regungslos für einen Menschen. „Willst du nicht schlafen gehen?" fragte ich ihn nach einer Weile. Er schaute mich verwirrt an. „Solange du nicht schläfst, werde ich auch nicht ruhen." erwiderte er dann. Ich legte mein Buch weg und widmete ihm meine ganze Aufmerksamkeit. „Aber... du warst doch den ganzen Tag über auf den Beinen und hast gearbeitet. Bist du nicht müde?" fragte ich weiter. Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich wurde dafür ausgebildet länger als gewöhnlich zu arbeiten und wach zu bleiben." erklärte er mir. Ich schaute ihn nur verwundert und staunend zugleich an. „Wie lange hältst du sowas durch?" mein Interesse war kaum zu überhören. „Mein Rekord sind bis jetzt 6 Tage. Danach wurde mir schwarz vor Augen und ich bin zusammen gebrochen." erzählte er gefühlslos. „6 TAGE?!" rief ich ungläubig und erinnerte mich daran meine Stimme zu senken, da ich meine Schwester damit aufwecken könnte. Er nickte nur. „Das ist noch gar nichts. Ich bin schwach im Gegensatz zu anderen. Eigentlich hätte ich das viel länger durchhalten sollen." sagte er und schaute beschämt zu Boden. Er tat mir unglaublich leid. Warum um alles in der Welt hatte man ihn so lange arbeiten lassen und das ohne Pause und essen? „Mach dir keine Vorwürfe. Du bist immerhin auch nur ein Mensch." ich versuchte ihm Mut zu machen. Er schaute auf und für einen kleinen Moment konnte man etwas in seinen Augen aufblitzen sehen doch bevor ich es deuten konnte war es auch schon wieder verschwunden. Er starrte mich an und ich wusste nicht was ich als nächstes sagen sollte. „Danke." antwortete er als er bemerkte, das ich nichts mehr zu sagen hatte. Die Stille breitete sich erneut aus und mal wieder hatte ich kein Gesprächsthema. „Willst du dich nicht zu mir setzen?" fragte ich nach einer Weile und klopfte auf den Platz neben mir. Er zögerte, kam aber letztendlich dann doch. Langsam und vorsichtig setzte er sich zu mir aufs Bett, wagte aber nicht mir in die Augen zu sehen. „Warum bist du so oft zurückgebracht worden?" fragte ich ihn. Er schaute immer noch auf seine Hände als er antwortete: „Ich weiß es nicht. Manchmal war ich zu schwach, manchmal zu menschlich und manchmal waren sie einfach nicht zufrieden." erzählte er. Ich verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte man mit einem Diener wie ihm denn nicht zufrieden sein? Darauf wusste ich keine Antwort. Eigentlich war ich noch gar nicht müde aber ich konnte mir ein Gähnen nicht verkneifen. Das bemerkte Alexander natürlich sofort. „Ich denke du solltest jetzt schlafen." schlug er vor und stand sofort auf. „Aber ich bin noch gar nicht müde!" protestierte ich. Auf der Stelle schaute er wieder zu Boden und es sah fast so aus als würde er bereuen was er gesagt hatte. „Tut mir leid, ich wollte nicht..." fing er an als ich bemerkte was eigentlich gerade geschehen war. Er hatte gerade Gefühle gezeigt. Fürsorge! „Nein, nein du musst dich nicht entschuldigen! Du hast recht, ich sollte wirklich schlafen gehen." sagte ich sofort um ihn aufzuheitern. Wirklich fröhlicher sah er zwar immer noch nicht aus, aber immerhin schaute er mir danach wieder ins Gesicht. Schnell krabbelte ich unter meine Bettdecke und wartete darauf dass er das Licht ausmachte. „Ich wünsche eine gute Nacht." flüsterte er als er gerade im Türrahmen stand. „Das wünsche ich dir auch. Ruh dich gut aus." erwiderte ich noch, bevor er die Tür schloss und es dunkel im Zimmer wurde. Auch diese Nacht hatte ich keinen Albtraum. Im Gegenteil, diese Nacht hatte ich einen schönen Traum.
Als ich am nächsten Morgen von meinem Wecker aufgeweckt wurde, stand Alexander bereits in seiner gewohnten Ecke. Ich bemerkte ihn als erstes gar nicht und streckte mich wie immer bis ich einigermaßen meine Augen öffnen konnte. Benommen drehte ich meinen Kopf in seine Richtung und erschrak als ich ihn dann sah. „Guten Morgen." sagte er freundlich. Ich war total perplex. "W-wie lange stehst du schon da?" fragte ich mit plötzlich aufgerissenen Augen. Wie schnell man doch durch sowas wach werden konnte. „Seit einer Stunde." antwortete er. Ich schaute auf meinen Wecker und stellte fest, dass es bereits 9 Uhr war. Für einen kurzen Moment wollte ich schon in Panik ausbrechen da meine Lehrerin normalerweise um 8 Uhr kommt aber dann fiel mir wieder ein, dass der Unterricht heute erst am Nachmittag stattfinden sollte. Langsam setzte ich mich hin und drehte mich in seine Richtung. „Wann bist du aufgewacht?" fragte ich weiter. „Um 6 Uhr." erwiderte er, wie immer absolut emotionslos. Es hörte sich fast ein bisschen an wie die Antwort eines Soldaten. Ich nickte. „Was hast du die ganze Zeit gemacht?" fragte ich neugierig weiter. „Zuerst habe ich Frühstück für deinen Vater gemacht, danach Mia aufgeweckt und diese anschließend zur Schule gebracht. Als ich wiederkam war dein Vater bereits zur Arbeit gefahren also habe ich geputzt. Dann hatte ich nichts mehr zu tun also bin ich hierhergekommen und habe gewartet." Ich war überrascht wie viel er heute schon erledigt hatte. Und das in gerademal drei Stunden. „Wow." war alles was ich darauf zu sagen wusste. Nun schaute er mir endlich ins Gesicht. „Wie bitte?" fragte er als hätte er sich verhört. Ich war mir aber sicher dass er mich verstanden hat. „Du hast schon richtig gehört. Wow! Ich bin überrascht wie viel eine Person in so einer Zeit alles schaffen kann." erklärte ich ihm. Er schien es nach wie vor nicht ganz zu verstehen was an seinen Taten so toll sein soll. Ich seufzte. „Ach, vergiss es." sagte ich dann. Er lenkte seinen Blick wieder auf die Wand vor ihm und sah mit einem Mal ziemlich nachdenklich aus. Ich wollte gerade ins Badezimmer gehen, als ihm etwas einfiel. „Soll ich Frühstück machen während du dich fertig machst?" fragte Alexander plötzlich. Ich hielt an und schaute ihn verwundert an. „Ähm... okay wenn du willst." sagte ich und kaum hatte ich das ausgesprochen war er auch schon aus dem Zimmer. Mit einem Schulterzucken verzog ich mich im Badezimmer und machte mich fertig für den Tag.

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Metal Heart
Teen FictionStell dir eine Welt vor, in der die Armen von den Reichen unterdrückt werden. Ihre Körper sind wertlos und da sie sich wehren freiwillig für die reichen Menschen zu arbeiten, werden sie dazu gezwungen. In einer Welt voller Technik und Elektronik is...