7 Teatime Forever
„Alice!"
„Du bist es wirklich, Alice."
„Sie ist wieder da, sie ist wieder da!"
So empfingen mich meine Freunde, als ich zusammen mit dem Hutmacher am Schloss der weißen Königin eintraf. Bayard warf mich vor Freude beinahe um, Diedeldum und Diedeldei konnten gar nicht aufhören, mich zu umarmen, der Bandersnatch pustete mir mit seinem Freudengebrüll fast die Haare vom Kopf und Mirana trat elegant und grazil wie immer auf mich zu und umarmte mich. Was für eine verrückte, wundervolle Begrüßung...
„Aber sag, wie lange wirst du bleiben?", fragte die weiße Königin, als sich der Trubel gelegt hatte. „Ich habe nicht vor, jemals wieder zu gehen", teilte ich meinen Freunden glücklich mit. Erstauntes Schweigen folgte. „Nun ja, das ist eine lange Geschichte. Wollt ihr sie hören?" „Gerne doch", meldete sich Grins zu Wort, der soeben aus dem Nichts aufgetaucht war. Ich wollte schon anfangen, doch der Märzhase unterbrach mich. „Wir brauchen Tee! Wenn wir jetzt hier eine halbe Ewigkeit nur herum sitzen, können wir auch gleich Tee trinken."
Innerhalb weniger Minuten bog sich der Tisch im Schlossgarten unter einer Vielzahl an Teekannen, Tassen und Gebäck. „Kann ich jetzt anfangen?", fragte ich, als alle Platz genommen hatten. „Ja, bitte. Erzähl doch", bat Mirana.
Und ich erzählte. Wie ich zusammen mit meiner Mutter unser Unternehmen aufgebaut hatte, von meinen Reisen, all den fernen Ländern, die ich besucht hatte, vom Tod meiner Mutter und meiner Entscheidung, diese Welt hinter mir zu lassen. Die Zeit verging wie im Flug, denn als ich geendet hatte war es bereits Nachmittag.
„Jetzt seid ihr dran. Ich möchte alles erfahren, was sich in meiner Abwesenheit zugetragen hat", forderte ich meine Freunde auf. „Also die weiße Königin regiert." „Nein, was erzählst du denn da, die Rote regiert." „Genau genommen sind beide an der Macht." Alle auf einmal, fingen meine Freunde an zu erzählen. „Stopp, stopp. So verstehe ich erst mal gar nichts", meinte ich lachend. „Am besten es erzählen erst einmal nur der Hutmacher und Mirana."
Nun ging es etwas geordneter zu, und ich erfuhr, dass die weiße und die rote Königin tatsächlich zusammen regierten. Auch wenn Iracebeth versuchte, ihre Vergehen wieder gut zu machen und sich – laut Mirana – wirklich gebessert hatte, war ich froh, ihr bis jetzt noch nicht begegnet zu sein. Ansonsten war alles beim Alten, das Land blühte auf in dieser Friedensphase und das Volk war zufrieden. Der Hutmacher war wieder offizieller Hutmacher bei Hofe, seine Geschwister waren in andere Teile Unterlands ausgewandert, um dort ihr Glück zu finden.
„Ich merke also, es hat sich nicht viel verändert", stellte ich glücklich fest und schaute in den – inzwischen sternenübersäten – Nachthimmel. Ich könnte ewig so da sitzen und mit meinen Freunden Tee trinken. „Fast. Es hat sich etwas geändert und zwar, dass du wieder da bist. Und das ist ja das Wichtigste von allen, denn ohne dich war es hier schrecklich langweilig und einsam", verbesserte der Hutmacher mich. Ich lächelte geschmeichelt und musste überrascht feststellen, dass seine Worte ein freudiges Kribbeln in meinem Bauch auslösten.
„Wisst ihr was, eigentlich ist das ein guter Anlass für ein Fest", schlug Grins vor. „Au ja, ein Alice-ist-wieder-da-Fest", freute sich Mally und auch die anderen schienen von dieser Idee begeistert. „Das ist ein guter Vorschlag, doch so ein Fest braucht eine gute Planung und dafür ist es heute zu spät. Außerdem hatte Alice einen aufregenden Tag und möchte sicher nicht mehr so lange auf bleiben", wand Mirana ein. Ich nickte gähnend. Jetzt, wo sich der Glückstaumel gelegt hatte bemerkte ich, wie müde ich war. Doch... wo sollte ich eigentlich schlafen?
„Wenn du möchtest kannst du vorerst hier im Schloss wohnen", schlug die weiße Königin in diesem Moment vor, vermutlich hatte sie mir meine Fragen vom Gesicht abgelesen. Ich stimmte ihrem Vorschlag zu, sah aber aus dem Augenwinkel wie der Hutmacher enttäuscht den Mund schloss, fast wie als hätte er selbst gerade einen Vorschlag machen wollen. Doch dann schüttelte er den Kopf, wie um lästige Gedanken zu vertreiben.
Währenddessen erklärte mir Mirana, wo sich mein Zimmer befand und verabschiedete sich dann mit der Begründung, sie müsse noch mit ihrer Schwester reden.
„Warte, ich nehm dir dein Gepäck ab, du musstest es ja schon den ganzen Weg hier her tragen", erbot sich der Hutmacher, als ich aufstand um mein Zimmer zu beziehen. Verwundert sah ich ihn an, reichte ihm aber dann lächelnd meinen Seesack.
„Ich freue mich auf morgen", meinte ich, als wir in meinem Zimmer angekommen waren. „Ich mich auch." Der Hutmacher legte mein Gepäck neben das Bett und stellte sich – mit dem Rücken zu mir - an eines der geöffneten Fenster. „Und auf jeden weiteren Tag, der noch vor uns liegt."
Lächelnd schaute er mich an, als ich neben ihn trat. „Weißt du, was ein Rabe mit einem Schreibtisch gemeinsam hat?", fragte er, ließ mir jedoch keine Zeit zu antworten sondern sprach weiter: „Ich bin froh, dass du wieder da bist, Alice. Ich... ich habe dich vermisst." „Ich dich auch, Hutmacher."
„Aber... ich lasse dich jetzt allein, es ist schon spät und du willst sicher schlafen."
Nein, bitte bleib doch noch ein bisschen, wollte ich erwidern, doch er war schon zur Tür gegangen. „Gute Nacht." „Gute Nacht. Bis morgen." Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und ich ließ mich auf mein Bett sinken. Wie gerne hätte ich jetzt jemanden, mit dem ich über meine Gefühle reden könnte...
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Alice and the Mad Hatter
FanficDa mir das Ende von "Alice Throught the Looking Glass" zu traurig war habe ich mir Gedanken über eine Fortsetzung gemacht... und hier ist sie: Alice kehrt drei Jahre nach der Handlung in "Alice Throught the Looking Glass" nach Wu...