Mein Leben ohne Vergangenheit #wattys2017

5. Kapitel

Wir sind wie Peter Pan - kein Stück erwachsen, aber derbe cool.

"Hey Thomas und wer bist du?", fragt das Mädchen, von dem ich denke, dass es Robin heißt.
"Ich bin Gwendolyn, aber nenn mich Gwen."
"Ok, ich bin Robin, bist du neu hier?"
"Ja", schaltet sich Thomas ein.
"Von wo kommst du denn?", fragt Robin.
"Aus Kanada.", antworte ich schlicht. Außerdem hoffe ich dadurch auch, dass Robin keine Fragen mehr stellt.
"Interessant. Ich hätte es wissen müssen ..."
Diesmal bin ich diejenige die fragt: "Warum?"
"Natürlich wegen deinem kanadischen Akzent.", antwortet Robin, als wäre es einleuchtend. Ok, eigentlich ist es das auch. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken kann, fragt Robin weiter: "Bist du mit deiner Familie hierhergekommen?"
Zu meiner Überraschung antwortet Thomas für mich: "Nein, sie ist zu ihrer Mutter gezogen."
"Sind deine Eltern geschieden?", fragt Robin und guckt mir dabei interessiert ins Gesicht.
"Ähm ja, also mein Vater ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen und dann bin ich hierher zu meiner Mutter gezogen.", sage ich und versuche dabei traurig auszusehen. Thomas antwortet zu erst:
"Das tut mir leid"
"Mir auch, dass muss schrecklich für dich sein", sagt Robin und man kann in beiden paar Augen Mitgefühl sehen. Ich hasse Mitgefühl, deshalb sage ich kühl: "Ich verstehe nicht, warum die Menschen sich immer für Dinge entschuldigen, an denen sie gar keine Schuld tragen. Außerdem bin ich darüber hinweg." Darauf herrscht erst einmal Schweigen. Bevor Robin sagt: "Is ja gut. Die Pause ist gleich zu Ende. Tavis du hast jetzt Spanisch oder?"
"Ja", antwortet Thomas kurz. Ich glaube er ist immer noch geschockt von meiner Reaktion, aber ich kann dieses scheiß Mitgefühl halt nicht leiden. In meinen Gedanken versunken habe ich gar nicht gemerkt, dass Robin mich etwas gefragt hat. Aber jetzt sieht sie mich auf eine Antwort wartend an.
"Sorry,  hab gerade nicht zugehört.", murmel ich.
"Ich hab dich gefragt, ob du kommst. Es hat geklingelt und ich habe auch Bio und Politik & Wirtschaft.", antwortet sie leicht genervt.
"Ok, lass uns gehen. Bis dann, Thomas", sage ich.
"Jo, ciau Gwen. Ciau Robby.", antwortet er während er sich schon umgedreht hat.
"Ciau Tavis.", ruft Robin Thomas hinterher. Auch wir gehen los.
"Warum nennst du Thomas《Tavis》?", frage ich. Sie hat ihn schon zweimal so genannt.
"Das ist ein Spitzname. Im Norden ist das ein Name der von Thomas abstammt und ich komme aus dem Norden.",antwortet sie. Irgendwie hab ich ich das Gefühl, dass sie immernoch sauer auf mich ist. Deshalb entschuldige ich mich: "Asso. Und Robin ..." bevor ich zu Ende sprechen kann unterbricht sie mich.
"Was denn?", wahrscheinlich dachte sie, ich würde warten bis sie mir ihre Einverständnis gibt oder sowas.
"Es tut mir leid, dass ich Thomas und dich eben so angefahren habe. Ich hasse es nur einfach, wenn Leute Mitleid haben."
"Entschuldigung angenommen" Danach kommen wir auch schon am Bioraum an und treten ein. Der Lehrer ist nett und macht guten Unterricht. Die Stunde geht zum Glück schnell rum. Ganz im Gegenteil zu Politik & Wirtschaft. Robin und ich spielen Stuhlrennen, das heißt das wir versuchen sooft wie möglich unauffällig um den Stuhl zu gehen. Wer am Ende am öftesten um den Stuhl gelaufen ist, darf sich eine Strafe für den anderen ausdenken. Ich hab echt Schiss, das ich diejenige ist, die verliert. Keine Ahnung wie gemein Robin sein kann. Ich weiß auf jeden Fall, dass sie ziemlich schadenfreudig ist (nicht gut), denn als so ein möchtegern Badboy in Bio beim Kippeln vom Stuhl gefallen ist, hat sie ihn voll ausgelacht. Okayyyy, ich hab auch einen Lachflash bekommen. Ja, ich habe auch mega Schadenfreude. Naja, ich muss mich jetzt darauf konzentrieren zu gewinnen, obwohl ich gerade am gewinnen bin. Man weiß ja nie ....

Es musste ja so kommen. Robin hat natürlich gewonnen. Wir haben vereinbart, dass sie mir die Strafe erst nächste Woche sagt. Sie sagt, ich solle erstmal die Schule und die Leute besser kennenlernen. Als sie das gesagt hat, habe ich echt mit der Angst zu tun bekommen. Es muss was echt fieses sein, was sie sich da ausgedacht hat. Ich habe zum Glück noch die ganze Woche Schonfrist. Oh mein Gott, nur noch zwei Stunden. Ich mag es zwar hier zu sein, aber es langweilt mich auch. Naja, wenigsten habe ich schon mal zwei echt gute Freunde gefunden.