Unfinished Kapitel 1

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Ein Zettel auf dem Esstisch: „Sind mal für etwas länger vereist. Kuss, Mutti" Meine Augen könnte man mitWeihnachtsbaumkugeln vergleichen, so groß sind sie, starren aufdiesen Fetzen Papier, der einfach schnell und lieblos von einem dervielen Briefe im Mülleimer abgerissen wurde. Kein Wort kommt ausmeinem Mund. Gut, denk ich mir, ist jetzt eh keiner mehr da, mit demich reden kann. Geschwister? Fehlanzeige! Und auch sonst bewohnen nurdrei Lebewesen dieses Haus. Nein, stopp!

Ich berichtige mich – eins. Mehr als rumstehen und auf diesenFreifahrschein für Partys ohne Ende schauen, kann ich nicht. Nurblöd, dass ich nicht mal wüsste, wen ich einladen würde, denn eineFeier ohne Freunde ist doch ziemlich langweilig, oder? Gut, Mrs.Greens und ihre kleine Fußhupe von Hund würden sich vielleichterbarmen, aber da ist mir ein schlecht geschriebenes Buch vollerRechtschreibfehler lieber. Nachdem ich mich einigermaßen wiedergefasst habe, stapfe ich aus der Haustür hinaus. Mein purpur blauerRucksack auf einer Schulter tragend, merke ich erst nach ein paarMetern, dass meine Zehen liebend gerne ein Lagerfeuer an zündenwürden, um sich daran zu wärmen. „Ach, verdammt!", bringe ichhalb laut hervor. Hab ich wegen der ganzen Sache jetzt auch nochmeine Schuhe vergessen?! Aber irgendein Stimmchen tief, tief in dengrößten Tiefen meines Gedankenurwaldes flüstert mir zu, dass heuteder Tag sei, an dem sich nicht nur meine Eltern aus den Staub gemachthaben, sondern es auch Zeit wird, sich vor der gesamtenMahotakui-Oberschule endlich mal schön zu blamieren. Es wäre janicht so, dass ich nicht schon der größte, weibliche Loser andieser Schule bin, aber durch diese Aktion, lande ich garantiert aufdem wöchentlichen News-Letter, den die Journalisten-AG immer wiederraus bringt. Ein bisschen Fame tut jedem mal gut, aber nicht mitHilfe einer Schlagzeile wie „Loser am Tiefpunkt – Kommt ohneSchuhe in die Schule" Am Ende ist diese Ausgabe so erfolgreich,dass es gleich eine neue Rubrik gibt, mit den aktuellsten News rundum die Versager der Mahotakui. Ach was, ich bin doch so unscheinbarfür alle anderen, die werden es nicht einmal bemerken. Und da ichallgemein eine ziemlich faule Person bin und auch nicht zu spät zumUnterricht kommen will, schlürfte ich nun mit meinen jetzt nichtmehr so wolkenweißen Socken nur so durch die Kante bis hin zumSchulhof. Okay, jetzt wird's ernst! Wird es jemand checken oder binich, wie schon vermutet wirklich nur wie Silicium-Wasserstoff,durchsichtig und geruchlos? Fünfzig Meter vor dem Haupteingang...Von mir wurde noch keine Notiz genommen. Zwanzig Meter... So weit, sogut. Noch einen Schritt und – Gescha... „He, Chiba. Warte dochmal." Ein Ruf, gefolgt von schnellen Schritten. Was ist dennjetzt?, frage ich mich und drehe mich langsam um. Gerade wollt ichmeinen Sieg feiern und jetzt schreit hier irgend so ein Typ meinenNachnamen über den halben Platz?! Als ich meine grazile Bewegungbeende, sehe ich, wie Taka Ichigawa mir, Natsumi Chiba, entgegenrennt. Genau vor mir bleibt er stehen. Taka ist gut fünfundzwanzigZentimeter größer als ich. Ich komme mir albern dabei vor, dass ichso klein bin und meinen Kopf so nach oben recken muss. Er grinst michan, beginnt zu reden: „Wir sind jetzt in einem Team. Komm schlagein!" Seine Unbeschwertheit, dass es ihm völlig egal ist, mit wem er redet und befreundet ist, hätte ich auch gerne. Taka ist so offen und nett, immer gut drauf. Kein Wunder, dass jeder ihn mag. Verwirrtschau ich in sein schönes Gesicht. Wovon spricht der Junge? „Ich wurde zum Klassensprecher gewählt und du bist meine Stellvertreterin. Auf gute Zusammenarbeit!", seine Hand wartetimmer noch. Ich zücke meinen rechten Zeigefinger und tippe in Takas Handfläche, dreh mich um und verschwinde im Laufschritt. Shit, wardas peinlich, denke ich und starre den Finger an.  Aber ich hätte esnie riskiert, vor allen Taka richtig zu berühren. Ich sehe schondiesen Fanclub aus Mädchen, die alle in diesen coolen Typenverknallt sind, vor mir stehen, mit feuerroten, mordlustigen Augen.Für sie ist es ein ungeschriebenes Gesetz: Niemand darf einfach soTaka anfassen, schon gar nicht so jemand wie ich. Aber mal wasanderes! Warum bin ausgerechnet ICH die Stellvertreterin!? Ich wette,dass ist schon wieder so ne dämliche Aktion meiner Klassenkameraden.Sie lieben es, andere zu ärgern und bloßzustellen. Na ja, außerTaka natürlich. Er wäre nie so gemein!






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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 21, 2018 ⏰

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