Kapitel 1

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"Ja Mum ich passe schon gut auf mich auf. Ich bin ja schon seit fünf Jahren an der Schule und hab bis jetzt alles gut hinbekommen." "Ich weiß doch meine Große. Sei trotzdem vorsichtig und passe gut auf deinen großen Bruder auf." Ihre Worte, die sie mir noch hinterher rief, verschwanden in dem Rauch und dem Geräusch der Lok. Ich setzte mich in ein bis jetzt noch leeres Zugabteil und holte mein neues Buch raus. Ich begann aufmerksam zu lesen.

Nach einer Stunde Zugfahrt setzte sich mein älterer Bruder Jake zu mir. "Na Kleine. Schon aufgeregt?" Ich sah ihn ohne jegliche Emotionen im Gesicht an. "Wieso sollte ich aufgeregt sein? Ich bin schon seit fünf Jahren an dieser Schule und bis jetzt ist nichts großartiges passiert, abgesehen davon, dass du und deine Freunde mich ärgern." "Ach Luca jetzt schau doch nicht so drein. Du weißt doch, dass das nicht ernst gemeint ist." Ich schwieg und sah nach unten. Seit letztem Jahr behandelte mein Bruder mich so. Er hatte sich verändert. Ich weiß nicht, woran es lag. Ich mein, er war schon immer etwas anders als der Rest der Familie gewesen. So ziemlich alle Magier und Hexen aus meiner Familie waren Hufflepuffs, genauso wie ich, aber Jake wurde zu Slytherin geschickt. Und wir hatten keine Ahnung weswegen.

Ich schlief während der Zugfahrt ein und als ich aufwachte waren wir kurz davor auszusteigen. Ich zog meine Uniform an und holte meinen Koffer herunter. Ich ging zur Zugtür. Dort traf ich meine gute Freundin Jale. Wir umarmten uns und hielten uns lange. Es war nämlich ziemlich schwierig sich in den Ferien zu treffen, da sie in Wales wohnte und ich in Irland. "Wie gehts dir Luca? Ich kann es kaum fassen, dass wir schon in die fünfte Klasse gehen. Krass oder?" Ich lachte kurz auf und öffnete die Tür als wir ankamen. "Mir gehts bestens. Ja ich finde es irgendwie ziemlich merkwürdig, dass wir schon so alt sind." Alt setzte ich mit meinen Fingern in Gänsefüßchen. Wir stiegen aus und machten uns auf den Weg zu den Kutschen. "Wie waren denn deine Sommerferien?" Ich fragte sie, da sie immer so viel sprach und ich ihr so nur zuhören musste, da ich eigentlich eher ein schweigsamer Typ war.

Unsere Koffer wurden in unser Schlafgemach gebracht und wir machten uns auf den Weg in die große Halle, um am Festmahl teilzunehmen und der Einschulung der Erstklässler zuzuschauen. Die großen Tore öffneten sich und Professor MacTavish, ein neuer Lehrer für das Fach Zaubertränke, führte die neuen Schüler hinein. "Ob wir damals auch so ängstlich waren?" Diese Frage stellte mir Jale jedes Jahr und wie jedes Jahr zuckte ich einfach nur mit den Schultern.

Hufflepuff hatte zehn neue Schüler bekommen. Es werden immer weniger, dachte ich mir. Dafür hatte Slytherin sage und schweige 25 Schüler aufgenommen. Ich schüttelte bei diesem Gedanken einfach  nur den Kopf. Professor McGonagall schritt zum Lehrerpult. "Liebe Schülerinnen und Schüler. Willkommen an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei. Wir hoffen, dass dieses Schuljahr ein erfolgreiches und schönes für euch und eure Mitschüler wird. Auf einiges möchte ich euch dennoch hinweisen." Sie holte tief Luft und ihr Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. "Was hat sie denn?", flüsterte ich Jale zu. Sie zuckte mit den Schultern und schaute weiterhin gebannt nach vorne. "Wir haben vom Zaubereiministerium erfahren, dass es eine neue Macht gibt. Die Anhänger nennen sich Secret Hunter. Angeführt von ehemaligen Todessern, wollen sie den Tod des Dunklen Lords rächen. Und ihr erstes Angriffsziel ist diese Schule, oder wird sie sein. Sie versuchen durch Folter immer mehr Anhänger zu bekommen, unter anderem auch unsere Schüler. Deshalb warne ich euch. Seid vorsichtig, wenn ihr am Wochenende nach Hogsmead geht oder in den Ferien, wenn ihr bei euren Eltern seid und raus geht. Zu unserem eigenen Schutz haben wir die Dementoren aus Azkaban wieder herrufen lassen. Sollten sie euch zu nahe kommen oder euch verletzen, benachrichtigt umgehend einen Lehrer, zu eurer eigenen Sicherheit. Diese Vorfälle sollten aber nicht hervortreten. Desweiteren..."

Als McGonagall mit ihrer Ansprache fertig war, erhoben sich die Stimmen in der großen Halle. Neben mir stand ein 6. Klässler auf und rief:" Wie weit sind die Secret Hunter denn gekommen? Sind welche unter uns?" Ein Mädchen aus Ravenclaw rief:" Werden die Bösen irgendwann komplett besiegt sein?" "RUHE!" Professor MacTavish schritt nach vorne. "Das Lehrerkollegium und ich bitten euch Ruhe zu bewahren. Noch weiß niemand wer überhaupt zu den Secret Huntern dazu gehört. Man vermutet nur, dass es sich um ehemalige Todesser handelt, die Voldemorts Tod rächen wollen." Einige Augen wandten sich zu Slytherin. Die, die es bemerkten, schauten grimmig zurück. Ich kannte ein paar aus Slytherin durch meinen Bruder. Sie konnten manchmal ziemlich gemein sein, doch ich wusste, dass unter ihrer harten Schale ein weicher Kern steckte. "Falls ihr noch weitere Fragen habt, wendet euch bitte an das Kollegium. Wir bitten euch jetzt in eure Schlafräume zu gehen und wünschen euch eine sichere erste Nacht in Hogwarts. Die Stundenpläne werden in euren Häusern von den Vertrauenschülern ausgeteilt."

Ich starrte an die Zimmerdecke unseres Schlafsaals. "Worüber denkst du nach Luca?" Die Frage kam von Mi, eine sehr fürsorgliche Mitschülerin, die wollte, dass es allen Mädchen aus unserem Haus immer gut ging. "Ich denke gar nicht nach." Ich setzte mich auf. "Ich habe nur geträumt." Jale betrat den Raum und hüpfte auf ihr Bett. Sie war wohl das größte Energiebündel, dass ich kannte. Immer gut gelaunt und für ein Gespräch offen. "Und?" Sie sah Mi und mich erwartungsvoll an. "Was und?" Mi schaute sie an, sichtlich verwirrt. "Was haltet ihr von den Secret Huntern?" Ich überlegte. "Nun ja, wir sollten uns von ihnen auf jeden Fall nicht einschüchtern lassen, sie aber dennoch nicht unterschätzen. Ich glaube, ihre Macht ist schon ziemlich groß, auch wenn sie noch nicht ausgeartet ist. Sie müssen einen bestimmten Zeitpunkt abwarten um erfolgreich zuzuschlagen." "Wow Luca. So viel habe ich lange nicht mehr von dir gehört." Ich schlug ihr spielerisch gegen die Schulter. "Das ,was du da sagst, klingt logisch. Sie werden erst zuschlagen, wenn es niemand mehr erwartet." Jale sah nachdenklich aus. "Wir sollten, glaube ich, mal schlafen gehen. Morgen wird es anstrengend werden." Ich kroch unter meine Decke. "Gute Nacht Mädels."

Die VergessenenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt