Call me a "Winchester Babe" [Band 1]

58.

P.O.V. Castiel

Besorgt sitze ich auf der Steinbank, die Hände von mir gestreckt, mein Oberkörper ist leicht nach vorne gebeugt und die Hände habe ich ineinander verschränkt, als wollte ich beten. Ich weiss nicht ob Dean mittlerweile Ashley gefunden hat, aber ich hoffe es. Sie ist wirklich sehr wichtig. Das hat mir die kleine Unterhaltung mit meinem Bruder gezeigt. Nachdem was ich alles herausgefunden habe, mache ich mir ernsthafte Gedanken. Wie soll Ash das nur schaffen? Wie können die höheren Engel erwarten, dass eine einzige Frau all diese Strapazen auf sich nehmen könnte? Ich bin lange genug unter den Menschen gewandelt und habe dabei vieles gelernt und gesehen, das einfach unlogisch für mich erscheint. Menschen tun Dinge einfach und wenn sie dabei Fehler machen, dann tun sie es dennoch wieder. Weil sie meinen, dass wenn man ein Mal einen Fehler macht, ihn nicht ein zweites Mal machen wird und aus seinen Fehlern etwas lernt. Ich verstehe trotz alledem die Menschen noch immer nicht und werde es wohl auch nie. Dazu müsste ich vermutlich unendlich viel mehr Zeit unter ihnen verbringen um sie eines Tages zu verstehen. Sie sind sehr komplexe Wesen und dazu auch noch sehr stur. Vor allem Dean. Wieso muss er nur immer so stur sein? Wieso kann er nicht einfach sein Schicksal akzeptieren? Seufzend blicke ich auf und sehe die goldenen Gitterstäbe an. Wenn ich den Winchesters doch nur helfen könnte. Mit mir an ihrer Seite hätten sie Ashley schon längst befreit... Wenn Crowley sie wirklich hat. Aber ich denke das tut er, sonst wäre mein Bruder nicht extra vor den Rat gegangen und danach zu mir gekommen. Dann hätte er es mir nicht erzählt, wenn es nicht so wäre. Seufzend stehe ich auf und gehe einige Schritte auf und ab. Es wurmt mich... Ein ziemlich merkwürdiges Wort, der Menschen, da ich doch keine Würmer habe... Es wurmt mich, dass ich hier festsitze. Zu Stubenarrest... Noch so ein Menschenwort für ihre Kinder, wenn diese unartig gewesen sind und in ihrem Zimmer bleiben müssen... Zu Stubenarrest verurteilt und hier warten zu müssen, bis der Rat entschieden hat, ob ich wieder in den Dienst gestellt werde oder nicht. Das habe ich mir selber eingebrockt... Wieder eine menschliche Redensart. Ich glaube so langsam, das meine Brüder und Schwestern recht haben mit ihrer Aussage, dass ich zu Menschlich geworden bin. Aber ich kann froh sein, das ich noch existiere. Nach allem was ich getan habe... Ich mag gar nicht daran denken. Dass sie mich immer noch in ihren Reihen haben wollen, grenzt an ein Wunder.

P.O.V. Dean

Ich weiss nicht wie lange ich hier schon sitze, aber mein Freund Jack hat ganze Arbeit geleistet. Ich drehe das Glas in meiner Hand und beobachte, wie die goldbraune Flüssigkeit umherwirbelt. Der kümmerliche Rest an Eiswürfel klirrt leise gegen das Glas. In meiner anderen Hand halte ich immer noch den Ring fest umschlossen. Ich spüre wie das Metall in das weiche Fleisch drückt. Der leichte Schmerz, den ich dabei verspüre ist wie Öl, das man in ein Feuer giesst. Auf eine Art und Weise beruhigend, aber auch selbstzerstöhrend. Ich habe mich schon immer selbst zerstört. Mich selbst manipuliert. Ich bin nicht dazu bestimmt glücklich zu werden, genauso wenig wie Sammy. Gott, Sammy... Ich habe ihn in all den Scheiss reingezogen. Ich Idiot musste ihn ja unbedingt dazu überreden mit zu kommen und Dad zu finden. Und was hat uns das alles gebracht? Nur Tod und Zerstörung. Sam hätte ohne mich sein Studium nicht abgebrochen, wäre vielleicht jetzt Anwalt und hätte Jessica geheiratet... Ich bin schuld an ihrem Tod. Ich bin Schuld daran, das sam dieses Leben führen muss. Das Leben eines Hunters... Ich bin an all dem Schuld, was in den letzten Jahren passiert ist... So viel Blut klebt an meinen Händen... Das von Freunden und Familie... Von Menschen, die mir vertraut haben. Meine Sünden wiegen schwer. Ich werde wohl niemals den Himmel zu Gesicht bekommen. Nein, nicht bei meinen Sünden... Nicht nach all dem, was ich getan habe... Ich bringe nur den Tod... Ich bringe allen, die in meiner Nähe sind den Tod... Auch Sam. Ihm ganz besonders. Ich weiss schon gar nicht mehr wie oft wir unsere Seelen verkauft haben um einen Deal herauszuschlagen... So viele Male, das es mich erstaunt, das überhaupt noch ein Dämon einen Deal mit uns abwickeln will, wenn wir einen rufen. Diese Bastarde können wohl nicht ihre Finger von uns lassen. Bei diesem Gedanken muss ich auflachen und kippe mir den restlichen Inhalt hinter die Binde.