Kapitel 16 - Sonne und Mond

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Der Wald brannte lichterloh. Flammen erhellten die Nacht, Funken stoben auf in die Dunkelheit, Knistern und Knacken durchzog die Stille. Hellgrüne Augen blickten nach oben in die flammenden Baumkronen. Sanft funkelten die Sterne durch die Hitzeschleier, mischten sich mit Funken, verschwanden im Rauch. Eine makabre Idylle. Im Zentrum des Brandes stand eine schemenhafte Gestalt über einer weiblichen am Boden liegenden Silhouette. Eine erhobene Schwertklinge stieß herab. Die Frau löste sich in Blütenblättern auf. Der Mann mit den grünen Augen blickte von der bewaffneten Gestalt weg auf eine Blüte, die auf seiner Hand landete - Kirschblüte. Eine Weile betrachtete er fasziniert die Überreste des Engels der Natur, dann hörte er ein leises Wimmern zu seinen Füßen. Er neigte seinen Kopf leicht nach unten, hin zu der Person, die auf seinem Schoß lag. Ein Dolch steckte in ihrer Brust, Tränen liefen über ihre rußverschmutzten Wangen und tropften auf seine Schenkel. Sanft streichelte er ihr übers Haar. „Shh. Bald ist es vorbei." Er zog die sterbende Frau ein wenig enger in seine Arme, dann blickte wieder nach oben zu den Rauchsäulen, die langsam in den Himmel aufstiegen. So saß er da, auf dem Waldboden, tröstete die Totgeweihte und blickte in die lodernde Nacht, während der magische Wald um sie herum in Flammen aufging und er auf ihren Tod wartete.

 So saß er da, auf dem Waldboden, tröstete die Totgeweihte und blickte in die lodernde Nacht, während der magische Wald um sie herum in Flammen aufging und er auf ihren Tod wartete

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1. Die schwarze Zitadelle von Kreiolan, die auf den Trümmern des alten Tempels der Hoffnung errichtet worden war, war weitestgehend für alle Anhänger ihres dunklen Herrschers zugänglich. In ihrer ganzen Geschichte sollte es auch nur drei Orte geben, deren Betreten unter Todesstrafe verboten war. Der erste Ort war das ehemalige Heiligtum des Engelstempels, in der ein seltsames schwarzes Juwel mit Argusaugen durch die Leibgarde des Ritters um Kommandant Arno bewacht wurde. Beim zweiten Ort handelte es sich um die Privatgemächer des Tyrannen von Yunyianna selbst, in die nur sein Begleiter, eine ausgewählte Dienerschaft und er selbst Zutritt hatten. Der dritte Raum war im Moment noch nichts anderes, als ein unbedeutendes Kellergewölbe unter der Festung, in dem Wein gelagert wurde und die Ratten ihre Nester bauten. In dem zweiten Ort jedoch gab es noch einmal ein besonderes Zimmer, welches nur der engste Vertraute des Herrschers betreten durfte und eben jener Raum war der einzige Ort auf der Welt, an dem der Heilige Ritter noch Siras sein konnte. In diesem Zimmer in der Spitze des höchsten Turms der Festung saß nun Siras, der gefallene Engel am Fenster und blickte mit seinen goldenen Augen auf sein Reich. Hinter ihm, die Hände hinter dem Rücken gefaltet stand Maereth, ebenfalls ohne Maske und betrachtete mit einem leicht wehmütigen Lächeln das, im Abendlicht golden glänzende, unmaskierte Gesicht seines Freundes. Manchmal glaubte er hier noch einen Schimmer des hoffnungsvollen Wanderers zu sehen, der mit den armen Kindern sein Brot teilte. Dann wandte der König von Yunyianna seinen Kopf um und blickte Merry fragend an: „Was denkst du?" Der Blonde lächelte und erwiderte leise: „Ich denke an die Welt, an unsere Freundschaft und an den Frieden." Der Schwarzhaarige nickte leicht: „Bald. Bald haben wir es vollbracht und es wird wahrer Frieden sein." - „Ich muss immer wieder an den Wald denken. Ich habe die Person, die ich selbst umgebracht habe in den Armen gehalten und getröstet, bis sie starb, während um uns herum alles, was sie ihr Leben lang wertgeschätzt hat in Flammen stand." - „Ein Opfer, das wir bringen mussten. Und keinen schöneren Tod kann ich mir für sie vorstellen, als den, den du ihr gegeben hast. Du hast ein großes Herz, Merry. Das hattest du immer. Und dennoch bleibst du stets treu an meiner Seite auf meinem blutigen Pfad." - „Wie versprochen, Siras. Welchen Weg wir auch immer beschreiten mögen, wir gehen ihn zusammen!" Der Engel legte ihm eine Hand auf die Schulter, ein stummes Danke in seinen Augen: „Sieben sind bereits tot. Vier müssen wir noch vernichten." - „Wen jagen wir als Nächstes?" Zwei der vier Engel widerstrebten Merry. Schaudernd musste er an Jerec denken. Ein Moment, der so sicher kommen würde, wie der Schnee im Winter und den er doch mit allen Mitteln zu vermeiden suchte. „Unser nächstes Ziel sind zwei Engel." - „Zwei auf einmal?", warf Merry überrascht ein. Siras nickte. „Ja, zwei, die sich nie und unter keinen Umständen voneinander trennen werden. Also steht es vier gegen zwei. Zunächst kein Umstand, der für uns ein Problem darstellen sollte. Allerdings handelt es sich bei den beiden und Helyx und Omilion, die Engel der Sonne und des Mondes." - „Und worin besteht darin unser genaues Problem?" - „Du weißt, je mehr er in seinem Element ist, desto stärker wird ein Engel. In unserem Fall bedeutet das, dass zwei unserer Gegner bei Tag und zwei unserer Gegner bei Nacht besonders stark sein werden." Merry verstand immer noch nicht ganz: „Und wenn schon, wir haben den Engel des Feuers mitten in einem brennenden Vulkan bezwungen..." - „In der Tat, doch naja, wie soll ich es ausdrücken? Tag und Nacht sind allgegenwärtig. Und genau aus diesem Grund bleiben diese zwei Engel immer zusammen. Sie sind vorsichtiger und vorausschauender, als die anderen vor ihnen. Solange sie beisammen bleiben, sind unsere Gegner immer, egal wann wir sie bekämpfen im Vorteil. Und glaub mir, in einem äußerst Immensen!" - „Mit anderen Worten, wir sind die sicheren Verlierer in diesem Kampf. Du würdest mir das Ganze doch nicht erzählen, wenn wir keine Chance hätten oder nicht? Also, was ist unser Plan?" Siras lächelte amüsiert: „Eine Sonnenfinsternis." - „Eine Sonnenfinsternis?" - „Ganz genau. Sie sehen sich jederzeit im Vorteil. Eine Sonnenfinsternis ist das Letzte, was sie erwarten und der Moment, in dem sie plötzlich beide machtlos werden." Merry schüttelte ungläubig den Kopf: „Wie viel Zeit haben wir?" - „Sieben Minuten." - „SIEBEN MINUTEN?!", Siras nickte wieder, „Das ist ein Himmelfahrtskommando!" - „Vielleicht, aber es ist die beste Chance, die wir kriegen können." Merry war immer noch nicht überzeugt: „Na schön, wo befinden sich die Engel?" - „Kentos. Sie sind auf meiner Insel. Merry, wir kommen nach Hause!"

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