Kapitel 5

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Was wusste dieses Mädchen nicht?
,,Ich habe dich beobachtet.",murmelte sie.
Ah, sie war ein Stalker... kein Wunder dass sie so viel über mich wusste.
,,Du kämpfst voll gut.",fuhr sie fort.
,,Hättest du dich mir gestellt, könnte ich vielleicht das selbe über dich sagen.",kurrte ich ein wenig.
Ich wollte eigentlich nett sein, aber in meinem Hirn prangte nur ein Wort.
Schisser.
,,Mars vernachlässigt die Mädchen ziemlich in der Ausbildung... Ich bin nicht... Ich..."
Sie brach ihren Satz ab, ihr schien es peinlich zu sein.
Ich verengte meine Augen.
,,Gott, der Typ hat echt ein Ameisenhirn. Den werde ich mir erstmal vorknöpfen...",zischte ich und wandte mich von Teddy ab.
,,Warte kurz.",lächelte ich zuckersüß.
Dann stampfte ich zu Mars, der gerade reinkam. Ich schubste ihn zurück in den Gang, zum Teil auch damit niemand uns sah.
,,Was-"
,,Reden. Ich will reden.",unterbrach ich ihn kühl.
Er sah mich herausfordernd an.
,,Was ist passiert, Reecey."
Kann ihm bitte jemand sein Maul stopfen?! Wenn er mich noch ein Mal so nennt, ist er einen Kopf kürzer.
,,Du bildest die Mädchen nicht aus?!"
Meine Stimme hörte sich schrill an.
Sein Blick wurde neutral, sogar ein wenig angepisst.
,,Misch dich nicht in meine Angelegenheiten an."
,,Verflucht nochmal!",knurrte ich und schubste ihn zurück als er gehen wollte.
,,Weißt du, wie sich das anhört?! Es ist so als würdest du sagen, dass Mädchen beziehungsweise Frauen nur dazu da sind um Kinder zu gebären und viel zu schwach sind, um auch nur einer Fliege etwas zu tun!",rief ich wütend. Er blickte mich ums zehnfache finsterer an, als ich es tat.
Dann gab Mars einen verächtlichen Laut von sich und drückte mich an die feuchte Wand.
,,Du kapierst das echt nicht.",zischte er.
,,Ich bin der Anführer, ich habe das sagen und übrigens habe ich auch immer Recht. Solange du nicht mehr bist, als ein von der Straße aufgegabeltes Mädchen hast du mir so viel zu sagen, wie alle anderen in meinem Club. Nämlich garnichts. Und falls es dir hier nicht gefällt, kannst du gerne wieder gehen.",meinte er wütend, aber trotzdem mit ruhiger Stimme.
,,Arroganter Sack.",fauchte ich, riss mich los und ging davon.

Teddy stand noch an der selben Stelle. Nur leider war ich gerade so auf Hochtouren, dass ich sie nicht gebrauchen konnte. Ich wollte alleine sein.
Ohne sie auch nur einer Blickte zu würdigen, ging ich an ihr vorbei.
Teddy rief meinen Namen und hielt mich am Handgelenk fest. Ich sog scharf die Luft ein, versuchte irgendwo aus meinem Körper noch ein wenig Nettigkeit zu suchen und drehte mich zu ihr um.
,,Du bist echt nett, aber ich brauch gerade ein bisschen Zeit für mich."
Meine Stimme vermasselte alles, ich hörte mich an, als sie mich total nerven.
Teddy lächelte nur milde, ließ mich los, und sagte:,,Geht klar."
Ich ging vorbei, schaute mich nach meinem Onkel um, konnte ihn nicht sehen und stellte so fest, dass er sicher schon längst gegangen war.
Schlecht gelaunt bog ich in den Nebenraum ein, schaute mich um. Das musste die Küche sein, die Frauen kochten hier, warfen Gemüse und Fleisch in einen Suppentopf.
Ich verließ den Raum wieder, und begegnete Dean.
Meine Laune hob sich ein wenig, ich lächelte ihn milde an.
,,Hey."
,,Hallo."
,,Ich kann's nicht fassen, dass wir endlich hier sind.",wisperte ich und ging zusammen mit ihm zur anderen Richtung des Raumes.
,,Ja.",stimmte er zu, ,,Ich auch nicht."
,,Mars ist ein Arsch. Er lässt die Mädchen hier nicht ausbilden, die haben so gut wie null Kampferfahrung. Sind wohl nur dazu da, um zu kochen und Kinder auf die Welt zu bringen.",schnaufte ich.
,,Er ist ein Trottel. Ich habe Lion gefragt, ob er nicht ein bisschen zu jung ist, um die Verantwortung für einen ganzen Club zu übernehmen.",erzählte Dean und schaute in die Luft.
,,Und? Was hat er gesagt?"
,,Sein Vater hatte nur einen Sohn, von daher musste Mars den Club übernehmen. Aber alle zeigen Mars den nötigen Respekt."
Außer ich, fügte ich in Gedanken hinzu.
,,Warte, ich rate Mal wie Mars' Vater hieß! Saturn? Oder vielleicht doch Jupiter?",lachte ich. Dean stimmte ein.
,,Und seine Mutter Venus.",fügte er lachend hinzu.
,,Seine Mutter hieß Luci.",knurrte mir eine Frau zu.
Dean hatte sie nicht gehört, daher beschloss ich, sie zu ignorieren.
Trotzdem konnte ich nicht weiterlachen, denn mit wurde bewusst, dass Dean und ich uns nur unbeliebt machen würden.
Nachdem wir eine Weile schweigend umhergelaufen sind, tippte ich einen Jungen an.
,,Kannst du uns zeigen, wo wir hier schlafen können?",fragte ich freundlich. Er nickte.
,,Klar. Kommt mir nach."
Er ging in den dunklen Gang, Treppen führten herunter. Dann erschien ein Flur mit mehreren Zimmern.
,,Lion hat ein Bett für dich machen lassen, Reece.",teilte der Junge mit.
Wir betraten einen Raum, darin stand ein schlichtes Bett aus Holz, das Laken bestand aus mehreren Schichten Wolle, ebenso die Kissen und Decke.
Sehr wahrscheinlich waren Kissen und Decke mit Stroh gefüllt.
,,Lion hat einiges an Faves bezahlt, damit Grien ihm das Bett zusammenbauen konnte.",grinste der Junge.
,,Wo schlafe ich?",fragte Dean, während ich mich schon auf dem Bett gemütlich machte.
,,Keine Ahnung. Betten muss man sich selber machen, außer man bezahlt. Waschen könnt ihr euch im Fluss, er ist einige Meter nördlich vom Eingang.",sagte der Junge.
Dann verließ er schleunigst den Raum.
Dean sah mich an.
Was sollten wir jetzt machen?
Ich warf ihm die Bettdecke zu.
,,Du kannst da drauf schlafen.",meinte ich. Er nickte leicht.
,,Kannst du mir helfen?",fragte er und deutete auf den Rollstuhl.
Sein Blick tat mir weh.
,,Ich... verflucht! Du schläfst bei mir in Bett, aber das ist einmalig, hast du verstanden?",knurrte ich.
Dean grinste leicht.
Ich stand auf und schmiss die Decke zurück aufs Bett.
Dann fuhr Dean mit dem Rollstuhl so nah wie möglich an das Bett, und  krabbelte mit ein wenig Hilfe auf dieses.
Ich zog mir schnell meine Hose und den Pullover aus, dann zog ich das Nachthemd, das auf dem Kissen lag an, und Dean entfernte seine Klamotten bis auf die Unterwäsche ebenfalls.
Ich drehte mich zur Seite.
,,Gute Nacht, Idiot.",knurrte ich.
,,Gute Nacht, blöde Kuh.",antwortete Dean, ich konnte wetten, dass er schmunzelte, genauso wie ich.

,,Gute Nacht, Reece.", sagte jemand kühl, beinahe hasserfüllt.
Ich zuckte zusammen, das war nicht Dean. Das war Mars.
Er musste an der Tür stehen, ich vergrub mein Gesicht nur weiter in den Spalt zwischen Wand und Bett, damit er nicht sah, wie rot ich war, weil mir das unglaublich peinlich war.

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