And every single promise....

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Ich rannte durch den Wald. Meine Schuhe rutschten auf dem nassen Boden. Es hatte die ganze Nacht geregnet. Durch den Schleier meiner Tränen erkannte ich kaum den Weg vor mir. Es war mir egal wohin ich rannte, Hauptsache weg. Weg von meinem Zuhause. Weg von meiner Familie, von meinen Freunden. Aber vorallem weg von ihm.

Licht schien durch mein geöffnetes Fenster. Durch die Tür strömte der Geruch von frischen Pfannkuchen und leise hörte ich das Radio aus der Küche. Verschlafen rieb ich mir die Augen und räkelte mich wie eine Katze. Weniger geschmeidig rollte ich mich aus dem Bett und schlurfte die Treppe hinab. "Guten Morgen Spätzchen. Na, hast du du gut geschlafen? Setz dich doch schonmal." Vergnügt summte meine Mutter vor sich her. Wie kann man nur früh am Morgen so gute Laune haben. Ein lautes Krachen durchbrach die morgendliche Idylle, gefolgt von einem lauten Fluchen und Glächter. Im nächsten Augenblick polterten meine beiden Brüder die Treppe hinunter. Nicht viele Minuten später stand mein Vater im Türrahmen, seine dunklen Haaren waren verwuschelt und die Brille hing schief auf seiner Nase. Meine Mutter konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie mit dem Teller voller Pfannkuchen zum Tisch geschlendert kam. Liebevoll strich sie meinen Brüdern und mir über die Haare und drückte unserem Dad einen Kuss auf die Wange. Dann ließ sie sich nieder und wir begannen zu essen.

Immer tiefer rannte ich in den Wald. Plötzlich fiel ich über eine Wurzel die aus dem schlammigen Boden ragte. Der Länge nach fiel ich mit dem Gesicht in den Schlamm. Ich rollte mich auf den Rücken und kalter Regen mischte sich mit heißen Tränen. Ein Schluchtzen ließ meinen Körper beben und ich schloss sie Augen.

Glücklich sah ich ihm entgegen. Konzentriert balancierte er die Gummibärchen auf einem Arm und 2 Waffeln mit Eis in den Händen. Als er fast bei mir angekommen war sah er auf und lächelte mich an. Dabei verlor er kurz die Konzentration und er stolperte. Zwar fing er sich noch ab, aber das Eis klatschte ihm aufs T-shirt. Erschrocken sah er an sich herab und versuchte mit einem Taschentuch wild den Fleck zu entfernen. Ich musst laut los lachen, er sah einfach zu niedlich aus. Lachend ließ ich mich nach hinten auf die Decke fallen. Als plötzlich ein Schatten über mir auftauchte. " Na warte." Schon wurde ich über die Schulter geworfen und Richtigung See getragen. Noch ehe ich protestieren konnte, landete ich im kühlen nass und nun war er es der am Ufer stand und laut lachte. Dabei leuteten seine Augen und die Sonne ließ sein hellbraunes Haar leicht leuchten. Ich wollte gerade wieder ans Ufer gehen um mich in die sonne zu legen, als er sein beflecktes T-shirt auszog und auf mich zu gerannt kam. Mit einem lauten Platsch landete ich unter ihm im Wasser. Wir lieferten uns eine wilde Wasserschlacht. Bis er mich plötzlich an sich zog und mich küsste. "Ich werde dich nie mehr hergeben.", flüsterte er. " Versprochen?" " Versprochen."

Mein Atem beruhigte sich langsam. Die letzten Regentropfen rannen mein Gesicht hinab. Wärend mir noch eine letzte Träne aus dem Auge lief, starrte ich auf den Sternen übersäten Nachthimmel der über den Wolken zum Vorschein kam. Mondlicht schien in mein Gesicht. Wie damals an dem Abend wo dieser Albtraum begann.

"Tut mir schrecklich leid mein Schatz. Aber nur geht es heute nicht so gut, können wir das Kino verschieben?" ,seine Stimme klang traurig am anderen Ende der Leitung. "Kein Problem. Wir gehen einfach wann anders. Werd schnell wieder gesund. Ich liebe dich." "Ich liebe dich auch." Dann legte er auf. Im nächsten Moment klingelte es an der Tür und noch bevor ich im Flur war. Drehte sich ein Schlüssel und meine beste Freundin stand vor mir. Sie strahlte mich an. "Lust auf Mädelsabend?" Ich musste lachen und nickte. Als wir auf der Couch saßen, erzählte ich ihr das sie Glück habe.
"Na wenn du nicht mit ihm ins Kino kannst. Dann gehen wir eben ins Kino", ihre Augen leuteten und ich konnte nicht anders als lachend zu zu zustimmen. Im Kino angekommen kauften wir uns eine Familienpackung Popcorn und 2 Karten für eine Liebesschnulze.
Unsere Plätze waren in der allerletzten Reihe. Im Saal waren noch nicht viele Leute, nur zwei Pärchen und vier Mädchen. Kurz bevor der Film begann, öffnete sich die Tür und zwei Gestalten traten ins Dunkle. Ein Junge und ein Mädchen. Sie zog ihn an der Hand zu unserer Reihe und entschuldigte sich, wärend sie sich durch zwängte. Alles war in Ordnung, bis der Junge an mir vorbei wollte. Als ich sein Gesicht sah, zuckte ich zusammen. Er schien genauso erschrocken. Denn er blieb vor mir stehen. "Aha, scheinbar hast du jemanden gefunden, der dich gesund pflegt.", flüsterte ich mit Tränen in den Augen und eilte aus den Kinosaal. Kaum aus der Tür raus, ließ ich den Tränen freien Lauf.

Langsam erhob ich mich. Mit zitternden Beinen lief ich weiter. Mein Oberteil klebte an mir und ich begann langsam zu frieren. Ich lief weiter, die Arme um den Oberkörper geschlungen. Mein Blick wanderte über die Bäume und Büsche, den Weg entlang. Es kam mir so bekannt vor. Als wäre ich schon einmal hier gewesen.

Das Telefon klingelte. Einmal. Zweimal. Ruhe. Meine Mutter hatte abgehoben. Ich hörte nicht was sie sagte, laute Musik dröhnte in meinen Ohren. Gerade als das Lied wechselte hörte ich ein lautes Krachen, darauf folgte das Geräusch eines zersplitternden Gegenstandes und Schluchzen. Schnell zog ich die Kopfhörer aus den Ohren und rannte die Treppe hinab. Im Flur stand meine Mutter gebückt und hob die Scherben eines Tellers auf. Fein säuberlich wickelte sie sie in ein Tuch ein. Vorsichtig näherte ich mich und legte ihr eine Hand auf den Rücken. " Mom? Was ist denn passiert?" "Es ist wegen Cedric." Mein Bruder, er musste wieder im Krankenhaus sein. Sie nickte, ihre Schultern zuckten und sie sah mich mit glasigen Augen an. Ihr Blick ging zu dem Bild was an der Wand neben mir hing. 2 Mädchen. Eines mit braunen liebevollen Augen und dunklem Haar. Eins mit grauen Augen und blonden Haaren. Die erste schien älter zu sein und hatte den arm um die kleine gelegt. Es musste vor 6 Jahren aufgenommen wurden sein. Das kleine Mädchen bin ich, mit 10 und das größere war meine Schwester mit 12. Wir waren glücklich auf diesem Bild, wir waren glücklich bis vor 3 Jahren. Als ihre Probleme begannen.

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