Die Legende des Sonnenbergs

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Für TrueIsImissYoux3
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"Meine Liebe zu dir ist wie ein Berg. Ein Berg der im Licht der aufgehenden Sonne golden und warm leuchtet, der immer höher und höher durch die Wolken steigt und kein Ende nimmt. Er durchbricht die Wolken, und je höher man kommt, desto mehr erkennt man was man wirklich braucht.
Dieser Berg hat steinige Wege, auf denen es sich nicht immer leicht geht,  aber die Anstrengungen die man auf sich nimmt lohnen sich jedes mal. Wenn die Sonne aufgeht beginnt der Berg erst ganz langsam zu glühen und wird dann immer heller und leuchtender bis er über das ganze Land strahlt."

Dies sind die Worte einer alten Liebesgeschichte, die schon im Land der Elfen, weit vor unserer Zeit existierte und die von der wahren und einzigen, großen Liebe handelt.
Die Legende vom Sonnenberg.

Die Leute, die dort in der Ebene, die am Fuße des Berges liegt, wohnen, nennen diesen Berg auch den goldenen Riesen. An manchen Tagen sieht man nur seinen Fuß, weil die Wolken so dicht über den Boden schweben, aber das goldene Leuchten, das von diesem Berg ausgeht kann keine Wolke überdecken.
In diesem Tal leben viele Menschen, denn es ist ein glückliches Tal. An nichts fehlt es den Menschen und anderen Wesen dort, und jeder ist glücklich.
Um den Berg ranken sich viele Legenden, gute und böse, aber eine war fantastischer als die andere. Eine davon ist die Geschichte eines Mädchens und ihrer großen Liebe, und eben jene Legende will ich dir nun erzählen. Sie scheint fast mehr ein Märchen zu sein als nur eine einfache Geschichte denn es ist eine Geschichte von Hoffnung und Träumen, die das kleine Mädchen immer weiter gehen ließen, bis sie ihr Ziel erreicht hatte, auch wenn sie damals nicht ahnte, was es sein würde.

Dieses kleine Mädchen, mit dem unsere Geschichte beginnt, hatte grüne Augen, wie die Waldelfen, die manchmal ins Dorf kamen und wenn sie mit diesen Augen zum Himmel hinauf und zur unsichtbaren Spitze des Berges blickte, glomm in diesen Augen ein goldener Funke auf, der von der Sonne selbst dort hineingelegt worden war. Ihre Haare waren lang und kräftig und von einem wunderschönen braun, durch dass sich kupferfarbene Strähnen zogen. Egal ob es Sommer oder Winter war, ihre Haare strahlten immer die gleiche Kraft und Freiheit wie der Wind aus, der mit ihnen spielte.
Tagsüber blickte sie fast ununterbrochen auf die golden leuchtenden Steine des Bergs, dessen Strahlen kaum dem kleinen goldenen Funken in den Augen des Mädchens das Wasser reichen konnte, und nachts sah sie zu, wie eben diese Steine ein silbernes Leuchten annahmen. Sie verbrachte viele Sommer und Winter damit ihren Körper zu stählen, und als sie an die 16 Sommer zählte wagte sie ihr großes Abenteuer.

Sie sagte ihren Freunden und Eltern Lebewohl und wanderte zum Fuß des Berges, den sie ihr ganzes Leben lang bewundert hatte. Ihre Eltern hatten sie nie aus dem Haus gelassen, aus Angst die Waldelfen könnten sie für eine der ihren halten und mitnehmen. Was weder das damals noch kleine Mädchen, noch seine Eltern wussten war, dass sie nicht nur eine der Waldelfen war, sondern zusätzlich von den Himmelselfen abstammte und somit die Eine, die Auserwählte war, die dazu bestimmt war, den Sonnenberg zu besteigen.
Durch ihre Abstammung von den Himmelselfen zog sie eine magische Kraft immer wieder unter den freien Himmel und zu den luftigen Höhen des Berges hinauf. Und so packte sie, als ihre Eltern sie nicht länger zurück halten konnten ihre Sachen und machte sie auf den Weg, zu erkunden, was immer da auf sie warten mochte.
Sie erreichte bei Sonnenaufgang den Fuß des Berges und machte sie an den langen und beschwerlichen Weg nach oben. Sie wusste nicht das das Blut ihrer Vorfahren sie als bald höher hinaus tragen würde, als sie sich auszumalen vermochte.

Nicht weit entfernt von ihrem Dorf, auf der anderen Seite des Berges lebte ein Junge, der in diesem Sommer bereits an die 19 zählte und sich sein Leben lang nach der Sonne gesehnt hatte, denn sein Dorf lag im ewigen Schatten des goldenen Bergs.
Und so machte sich auch der Junge voller Hoffnungen und Wünsche auf den Weg nach oben. Er wollte den Himmel berühren, wissen wie der Sonnenschein schmeckte und herausfinden wie weich Wolken waren.

Der Aufstieg war beschwerlich und obwohl der Junge gut trainiert war, ging die Wanderung oftmals bis an seine äußersten Grenzen. Das Mädchen hingegen stürmte den Gipfel geradezu und stand schließlich vor einer Wand aus Wolken. Sie konnte sehen, dass der Berg vor ihr noch weiter in den Himmel stieg, aber sie konnte die Wand aus Wolken nicht überwinden, denn sobald sie in das weiß ebendieser Wand trat ward sie mit Blindheit geschlagen und kam dem Rand des Berges gefährlich nahe.
Sie saß Tage lang dort oben an der Grenze zum Himmel und grübelte wie sie wohl die Spitze des Berges erreichen könnte, doch ihr fiel kein Weg ein und je länger sie darüber nachdachte, desto rastloser und rasender wurden ihre Gedanken. Sie kam weder vorwärts noch konnte sie umkehren bis sie ihr Ziel nicht erreicht hatte.
Es begab sich nun aber in einer sternenklaren Nacht, dass der Junge den Lagerplatz des Mädchens erreichte und jene im Schlaf vorfand. Durch ein Geräusch, dass er unabsichtlich mit seinem Fuß erzeugt hatte, wurde sie aus dem Schlaf gerissen und blickte in ein paar meerblauer Augen. Die Haare des Jungens schimmerten selbst im Mondlicht golden und fasziniert streckte das Mädchen seine Hand aus. Der Junge wich nicht zurück, denn etwas in den grünen Augen des Mädchens, die wie Smaragde funkelten hielt ihn davon ab. Der alte Mond beschien diese Szenerie, die schon lange vor der Geburt der beiden vorhergesagt worden war, und in die Gesichtsbücher des Elfenvolks gebrannt war.

Ihre Hand berührte seine Wange und sein Herz öffnete sich weit für dieses ihm unbekannte Mädchen. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und er sah in den Tiefen ihrer Augen, dass sie spürte wie sich auch ihr Herz öffnete für den ihr Unbekannten. Beide Herzen waren von Angst ergriffen, hatten doch weder das Mädchen noch der Junge jemals so gefühlt. Doch als er ihre Hand ergriff und sie die Wärme seiner Haut spürte, verdrängte die Wärme ihre Angst und mit großen Augen sah sie wie in seinen Augen ein neuer Sonnenaufgang begann.

Sie war sich sicher nie etwas schöneres erblickt zu haben als diesen goldblauen Himmel. Mit einem Lächeln wie die Sonne selbst zeigte der Junge auf den Berg in ihrem Rücken und als sie sich umdrehte  verschwand die Wolkenwand, vor der sie solange gestanden hatte.
Konnte es sein, dass ihr Herz, als es sich geöffnet hatte, die aufgehende Sonne zum öffnen dieser Wand gebracht hatte? Konnte so etwas möglich sein?
Verwirrt fasste sie sich an den Kopf aber als der Junge ihre Hand ergriff und den Berg gemeinsam mit ihr weiter hinauf stieg, wusste sie, es war die Wahrheit. Dieser Junge hatte ihr Herz geöffnet und somit auch den Weg zu ihren Träumen geebnet.

Je höher die beiden stiegen, desto anstrengender wurde der Weg, und Verzweiflung und Mutlosigkeit machten sich immer öfter breit, aber auch ihre Gefühle zueinander wuchsen mit jedem Meter den sie voran kamen und ließen sie nicht aufgeben.
Und als sie den Gipfel erreichten strahlte die Sonne auf sie herab und der junge Mann nahm die Hand des Mädchens in seine, während sie über das Land blickten.
Als die Sonne unterging und der gesamte Berg in goldenes, sanftes Licht getaucht wurde spürte das Mädchen wie die Hand des Jugens durch ihr Haar fuhr und als ein sanfter Wind über den Gipfel wehte, küsste er sie. Eben so flüchtig wie der Wind ihre Wange gestreift hatte, spürte sie seine Lippen auf ihren.
In ihr erblüht ein Gefühl, noch stärker als die, die sie diesen Weg hatten durchstehen lassen, und sie wusste, dass es Zeit für einen neuen Traum war.

Der junge Mann und das Mädchen  erbauten auf dem Gipfel des Sonnenbergs ihr Haus und einen Garten. Sie zogen Kinder groß und lebten glücklich und zufrieden, denn für sie gab es kein Ende ihres Lebens, solange ihre Liebe währte und der Berg unter ihnen von ihrer Liebe golden glühte.
Dies ist die Legende des Sonnenbergs, die seit alten Zeiten dort in diesem Tal erzählt wird und jedes Wort ist wahr.
Wenn du mir nicht glaubst, musst du nur dem goldenen Strahlen der Sonne folgen und den hohen Berg besteigen, den du am Ende des Sonnenstrahls finden wirst.

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