3
Vierundzwanzigster Mai 2014
22:37 Uhr SamstagDie Musik in dem Club dröhnte laut in Avas Ohren und lies sie nur mit Ihrem Hüften schwingen.
In ihrer rechten Hand hielt sie ihren Drink und mit der linken Hand fuhr sie sich durch ihr langes Haar.
Nach all dem Stress in letzter Zeit musste sie ihren Gefühlen nachgehen und wieder feiern gehen.
Zwar war Melissa ebenfalls dabei, aber ihre Begleitung war ihre Liaison Luke und sie konnte einfach kaum ihre Finger von ihm halten, so euphorisch fühlte sie sich.
Sie vergaß alles um sich herum, auch Ava.
Dasselbe versuchte sie, alles zu vergessen, doch dies blieb vergebens.
Sie konnte doch nicht einfach feiern gehen, während ihr Bruder im Koma liegt?
Wie konnte es Ava so weit laufen lassen?
Abrupt hörte sie auf zu tanzen, schaufelte sich den Weg aus der Masse hinaus, strich sich zunächst über ihr Gesicht und musste ihre Tränen unterdrücken.
Wo zum Teufel war Melissa?-"SCHÄTZCHEN! DA BIST DU JAA!", schrie ihr plötzlich Melissa in ihr Ohr und Ava hatte das Gefühl ihr Trommelfell wäre geplatzt.
Leicht lächelte sie sie an und sagte ihr Bescheid, dass sie nachhause gehen werde.
-"Alleine? Du weißt, dass du zu Fuß gehen musst.", antwortete darauf hin Melissa und schaute Ava, wie auch Luke stirnrunzelnd an.
-"ich kann dich eben nachhause fahren.", schlug Luke vor und wollte Ava nicht im Dunkeln alleine lassen.
-"Nein, Quatsch, ich ruf gleich einen Freund von mir an und der holt mich ab, viel Spaß noch.", log Ava, gab Melissa ein Küsschen und winkte Luke zu als Abschied.
Reit dich ruhig mehr in Lügen, ist okay. Deine Beste Freundin weiß nicht mal, dass dein Bruder im Krankenhaus liegt.
Was war sie nur für eine miserable Freundin?, dachte sie sich und zog sich ihre Lederjacke drüber.
Draußen war es, trotz Sommereinbruches vor ein paar Tagen, bitterlich kalt und windig, da war ihr sogar die schwitzende Menge am liebsten in dem Moment.
Sei doch nicht so feige.
Sie presste ihre Jacke näher zu sich und traute sich nicht hochzuschauen, in der Angst, sie könne auffallen und irgendwelche Typen könnten ihr 'gefallen'.
Mir gefallen, haha.
-"Hey, Schnecke, haste' dich verirrt, oder warum torkelt hier ein süßes Püppchen umher?", hörte sie jemanden sagen und spürte schon eine flache, große Hand auf ihrem unterem Rücken.
-"Zisch ab!", versuchte sie so drohend wie es ging hinauszubringen, doch leider hörte es sich wie eine jämmerliche Bitte an und Ava verzog ihr Gesicht bei dem Gestank vom Alkohol, der aus dem Mund des Mannes kam.
Plötzlich drückte er sie an eine kalte Hauswand und verteilte, sich brennend anfühlende, Küsse auf ihrem Hals, während seine Hand am Saum ihres kurzen Kleides spielte.
-"Ich könnte jetzt alles anstellen mit dir und keiner würde uns stören weißt du?", sagte er raunend und fuhr die Linien ihres Schlüsselbeines nach.
Ava fühlte sich dreckig und spürte schon die Tränen auf ihren Wangen.
-"Bitte lass mich gehen. Bitte!", wimmerte sie und versuchte dem Mann zu entkommen.
-"Süße, das kannst du vergessen. Du bist ein reines Spiel. Ein reiner Zeitvertreib. Etwas so unschuldiges und junges darf man sich nicht entgehen lassen.", wisperte in ihr Ohr und Ava hatte das Gefühl gleich in Ohnmacht zu fallen. Noch nie hatte sie jemand so angefasst.
Sie schloss mit allem ab, sie akzeptierte ihr Schicksal und wehrte sich nicht mehr, denn ihr fehlte die Kraft.
Sie wollte nicht mehr und ihre Sicht verschwamm.
-"Du Bastard, lass die Fin-", hörte sie nur noch jemanden sagen und verlor sich im Schwarzen.
•
Avas Lider fühlten sich wie tonnenschwere Gewichte an und zunächst gelang es ihr nicht diese zu öffnen. Warme Sonnenstrahlen begrüßten sie, als sie es dann schaffte.
Sie bemerkte, dass sie nicht zuhause war oder bei Melissa und schnell bekam sie Panik.
Mocca farbende Wände, gegenüber ihr ein Plasma Fernseher und sie lag auf einem großen, grauen Boxspringbett.Wo zum Teufel bin ich?
Schnell schleuderte sie die Decke, die sie umschling, zur Seite und stellte fest, dass sie nicht mehr die Sachen von gestern trug, sondern ein weites, blaues Tshirt, welches ihr zu den Oberschenkeln reichte. Nicht mal eine Hose.
Nach der Aktion des ekligen Typens, konnte sie sich an nichts mehr erinnern und stand kurz vorm Weinen.
Wo war ich?
Sie vergrub ihren Kopf in ihre Hände und unterdrückte ihre Schluchzer, die in ihrem Hals brannten und ihren Körper lähmten.
Dann vernahm sie das Geräusch einer, sich öffnenden Tür und spürte wie das Gewicht des Bettes rechts von ihr nachgab.
-"Hey, alles gut, du bist in Sicherheit.", hörte sie eine bekannte Stimme sagen und wurde direkt in eine warme Umarmung geschlossen.
Sie löste ihr Gesicht von ihren Händen und schaute auf.
Direkt erkannte sie ihren Retter, direkt erkannte sie Tom.
Seine grünen Augen strahlten durch die Sonnenstrahlen, die durch die Jalousien drangen, noch stechender und Ava war kurz davor ihre Fassung zu verlieren.-"Warum hast du nicht meine Klamotten angelassen, ich meine du ka-", plapperte sie durch Verlegenheit einfach los, spielte am Saum des T-Shirts herum und wich dem Blick von Tom aus.
Er fing an zu lachen und offenbarte wieder seine schönen Zähne und Ava war sich sicher, seit langem nicht so ein aus dem Herzen kommendes Lachen gehört zu haben.
Es schmiegte sich ihren Ohren an und hörte sich liebliche Musik an, von der sie nicht satt wurde.-"Nicht einmal ein Danke, ich bin enttäuscht. Zunächst habe ich dich nicht umgezogen, das tat meine Schwester, die mich momentan besucht. Erst wollte ich, dass sie Sachen von sich gibt, aber sie ist nur auf Durchreise und braucht diese selber. Ich weiß, ich hätte dich nach Hause bringen müssen, aber ich weiß ja nicht wo du wohnst, also blieb mir nichts übrig. Ich hab auch deiner Mutter per WhatsApp geschrieben. Hast keine Handysperre, deswegen ist alles im Lot. Tut mir leid, dass ich an dein Handy gegangen bin, aber ich wollte deine Eltern nicht in Sorgen schlafen lassen.", erzählte er Ava ehrlich und sie wusste, dass er nicht log, weil er zwischendurch wirklich verlegen wurde.
Als ob sich meine Eltern Sorgen machen würden.
Innerlich musste Ava lachen, aber bedankte sich schnell bei Tom und fragte nach dem Weg zum Bad.
Gezielt wich sie dem Blick zu dem Spiegel aus, denn sie konnte sich selber nicht ertragen.
Sie drehte den Wasserhahn auf, sammelte etwas Wasser in ihren Händen und lies ihr Gesicht dadrin eintauchen.
Was war ich nur für eine Schlampe.
Ich hocke hier einfach bei dem Fast-Mörders meines Bruders.•
-"Danke, Tom, aber es wäre das Beste, wenn ich verschwinde.", sagte Ava leise und wich dem Blick von ihm aus.
-"Findest du nicht, ich hätte es verdient, zu wissen, was passiert ist?", hakte er nach und griff nach Avas knochendünnen Handgelenk, weswegen sie zusammenzuckte und gezwungen war, ihn anzusehen.Er ist schuld am Unfall. Er ist schuld warum Jeremy im Koma liegt.
-"Ich muss gehen.", sagte sie hektisch und lief nach draußen. Sie hörte noch wie er nach ihr rief, doch ihr war es egal.
Ich bin am Abstürzen, doch kann mir niemand helfen.
Nicht einmal ich.
DU LIEST GERADE
Ocean Heart #Wattys2016
Genç KurguAls das junge Mädchen Ava erfährt, dass ihr Bruder Jeremy in ein Unfall verwickelt worden war, bricht für sie eine Welt zusammen. Und als sie auch noch total aufgelöst im Krankenhaus auftaucht, muss sie sich damit abfinden, dass ihr Bruder kein Einz...