Teil 1: Der Brief

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Ich konnte es nicht fassen. Ich starrte auf den Brief, der so eben gekommen war...

Aber fangen wir doch von vorne an:

Ich bin Kate Bennett und ich hatte soeben mein langjährige Ausbildung beendet und arbeitete nun als Krankenschwester in einem kleinem Hospital in Massachusetts. Ich war eigentlich ziemlich zufrieden mit meinem Leben, so wie es im Moment lief. Zwar beklagte sich meine Mutter regelmäßig, dass ich mir nun langsam einmal Gedanken über meine Zukunft hinsichtlich des Heiratens und Familienplanung machen sollte, ich ließ mich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Es war schließlich nicht so, dass ich Probleme hätte einen Mann zu finden, denn ich sah alles andere als durchschnittlich aus, wenn ich das mal so sagen darf. Klein und zierlich, schulterlange gelockte rotstichige Haare und Augen so grün, wie Smaragde. Es lag eher daran, dass diese Männer mich einfach nicht verstanden. Also genoss ich mein Leben...

...zumindest bis zu diesem Augenblick in dem ich diesen Brief bekam, womit wir wieder beim Anfang wären.

Ich laß das Geschriebene noch einmal, doch es ergab einfach keinen Sinn in meinem Kopf. Wieso sollte man mich für die Army verpflichten? Mich, eine kleine zierliche Krankenschwester, die gerade erst ihre Ausbildung hinter sich hatte. Es ergab keinen Sinn! Zudem wollte man mich auch noch in ein Mash Camp verfrachten. Mitten an die Front! In fünf Tagen sollte es schon los gehen! Panik ergriff mich und ich stürzte zum Telefon, um meiner Mutter die schockierenden Neuigkeiten zu überbringen. Meine Finger zitterten als ich die Nummer wählte.

"Hallo?", fragte sie schließlich nach 5 Minuten, in denen ich ungeduldig und völlig panisch durch die Zweizimmerwohnung getigert war. "Mum" schluchzte ich. Ich konnte nicht anders. "Schätzchen was ist denn passiert?!", fragte sie ganz besorgt. Ich begann zu erzählen, dass ich nun Teil des Korea Kriegs sein sollte und ich in ein Mash Camp reisen sollte. Mittlerweile bekam ich mich wieder in den Griff und entspannte mich nun sogar ein klein wenig, nun wo ich meine Mutter hatte, die mir zuhörte und Mut zusprechen würde. Als ich geendet hatte, herrschte eine Weile schweigen und dann begann meine Mutter zu weinen. Erst nur ganz leise, kaum mehr als ein leises schniefen, doch dann immer stärker. Am Ende hatte ich eine aufgelöste Mutter am Hörer, die von Schluchzern nur so geschüttelt wurde. Zwischendurch kamen noch ein paar Wortfetzen von ihr wie: "...einzige Tochter...Korea...Krieg...nicht mehr zurück...ganz allein..." Und dann noch: "...schon ein Kind im Krieg verschollen...mein kleines Mäusschen...noch fast ein Kind...so unschuldig...könnte sterben!". Ich versuchte sie zu beruhigen und nach zehn Minuten hatte ich sie dann endlich so weit. Zwar schniefte sie noch ein wenig vor sich hin, aber wenigstens konnte ich wieder auf einer normalen Ebene mit ihr reden. "Mum. Ich weiß es ist schwer für dich, aber ich habe keine andere Wahl. Ich werde wiederkommen. Das verspreche ich dir!" " Wenn nicht, dann bringe ich dich um, junge Dame!" Wir lachten, doch wussten wir beide, dass dieses Versprechen unmöglich einzuhalten war, da die Entscheidung nicht bei mir lag, ob ich dort sterben oder wieder zu ihr zurückkehren würde. "Ich würde dich gerne noch ein letztes Mal sehen, bevor du gehst. Ich weiß, dass du jetzt viel zu tun haben wirst, aber trotzdem würde ich mich sehr freuen...", meine Mutter brach ab und begann erneut zu schluchzen. Als sie sich von neuem beruhigt hatte, herrschte kurz schweigen. Nach einigem zögern, sagte ich dann zu, sie am letzten Abend zu besuchen. "Wir sehen uns dann pünktlich um achtzehn Uhr zum Essen und wehe du bist nicht pünktlich", beendete sie schließlich unser Gespräch. Ich versicherte ihr pünktlich zu sein und legte dann auf. Die nächsten Tage würden echt nervenaufreibend werden. Wieso musste das alles ausgerechnet jetzt geschehen und dann auch noch so schnell?

Ich seufzte, schmiss mich in mein Bett und tat das einzige, was gegen allerlei Gefühlschaos in meinem Leben half: Ein gutes Buch lesen!

Ich musste wohl dabei eingeschlafen sein, denn als ich irgendwann wach wurde, lag ich mit dem Kopf auf dem Buch.

Zwischen Krieg und Skalpell Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt