Mitternacht in der Old Market Street Nr. 13

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Inspiriert von einer wahren Begebenheit ...

" Old Market Street 13 " , ist in alt geschwungener Schrift auf einer Tafel an dem alten rostbraunen Eisenzaun zu lesen . Nein , das muss definitiv ein Irrtum sein . Daneben steht ein Schild " Bed & Breakfast" . Doch kein Irrtum . " Da sollen wir übernachten ? " , frage ich skeptisch , als ich das heruntergekommene Haus mit der alten Fassade sehe . " Du kannst auch in dem schönen Garten schlafen , wenns dir lieber ist " , spöttelt meine Schwester und deutet mit einem Kopfnicken auf den Garten , der voller Steinstatuen ist . Ich schaue sie mit hochgezogener Augenbraue an . " Lasst eure Sachen erstmal im Auto , wir holen sie später " , unterbricht uns unsere Mutter mit strahlenden Augen . Seit wir in Schottland angekommen sind ,ist sie total in ihrem Element . Sie liebt alte Gebäude und geschichtliche Sachen , und geht deswegen mit Freude auf das Haus zu . Mich interessiert altes Zeug nicht die Bohne und ich mache einen großen Bogen darum . Wir stiefeln Mum hinterher , mit unserem Papa im Schlepptau . Das alte Eisentor geht langsam und quietschend auf , sodass man glauben könnte , dass es jeden Moment aus der Angel fällt . Es gehört dringend mal geölt. Die Suche nach einer Klingel bleibt erfolglos , stattdessen müssen wir mit einem Alten Türklopfer aus Messing klopfen . Das dumpfe Geräusch hallt durch das Haus , und wir hören wie sich langsam und schlurfend Schritte nähern . Schleifend öffnet sich sie Türe und ein hochgewachsener Mann mit grauen zerzaustem Haar sieht uns durch seine Professorenbrille schief an . Ich mustere seinen Kleidungsstil , und muss mir das Lachen verkneifen . Ich wechsle einen kurzen belustigten Blick mit meiner Schwester , die den Mann auch kritisch gemustert hat . Er trägt einen roten Pullover mit Rautenmuster , kombiniert mit einer minzgrünen Hose und das beste : Neonpinke Socken in gelben kaputten Flip Flops . " Hello ?" , gibt der Mann von sich , und meine Eltern wechseln ein paar Worte mit dem Mann , bevor er uns eintreten lässt . Zusammengedrängt stehen wir in einem kleinen Flur voller Porzellan , und einem Bild von einem alten Schloss . Ich muss wohl länger auf das Bild gestarrt haben , denn der Mann meint , als wäre es das normalste der Welt " Das war unser Schloss , aber wir haben es verkauft " . Jaa ist ganz normal , dass die ein Schloss haben , und es einfach mal schnell verkauft haben . Eine Glastür mit einem Rosenmuster führt uns in den nächsten Teil des Hauses , der mich erschaudern lässt . An den altmodisch tapezierten Wänden hängen Bilder von Toten die in diesem Haus gelebt haben , und vermutlich auch dort gestorben sind , und diese Personen starren und förmlich an . Mit einer Geste deutet der Hausherr auf einen Raum zu unserer linken . Es ist ein altes Kaminzimmer mit unendlich vielen anderen Bildern von verstorbenen Vorfahren . Dieser Raum ist auch gleichzeitig das Esszimmer . Die anderen Türen sind geschlossen . Eine Wendeltreppe schlängelt sich aus dem Keller zum Erdgeschoss , und führt weiter in den ersten Stock . Der Mann führt uns in den ersten Stock , in das erste Zimmer .Ein normal großer Raum mit einem großen Eichenschrank . Die Einrichtung ist relativ düster gehalten , und die Grundgestelle der Betten sind mit einem schottischen Stoff überzogen . Durch eine Schwingtür gelangt man in das Badezimmer , das mit Engelsstatuen geziert ist . Der Hausherr meint an meine Schwester und mich gewandt :" Euer Zimmer habe ich vergeben , ihr müsst auf dem Boden schlafen " . Damit wollte er wohl witzig sein . " Was haben wir doch gelacht " , raune ich meiner Schwester zu , froh darüber , dass der Mann uns nicht versteht . Kurz darauf stellt sich aber heraus , dass der Mann keinen Witz mit dem Zimmer gemacht hat , denn es wurde wirklich vergeben ... Aber wir müssen nicht auf dem Boden schlafen , denn der Mann führt uns zu einer... Schränktür ? Die Schranktür stellt sich als Zugang zu einem dunklen Dienstbotenaufgang heraus . Wir folgen dem Mann nach oben , an vielen Marilyn Monroe Bildern vorbei . Wer auch immer hier oben wohnt : Derjenige ist eindeutig Marilyn Monroe Fan . Am Ende des Aufgangs sind zwei Türen , und eine der beiden ist verschlossen . Wir gehen durch die geöffnete Tür in einen blauen Raum mit zwei Betten und einer Wohnwand mit Fernseher. Das komische ist , dass es in diesem Zimmer kälter als draußen ist .

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