Kapitel 2

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Luna Pov.
"Ich habe mit deinem Onkel Kontakt aufgenommen. Er lebt in Buenos Aries und wäre damit einverstanden, dass du zu ihm kommst. Jetzt bleibt nur noch die Frage, ob du das auch willst" erklärte mir die Dame vom Jugendamt. Ich musterte sie skeptisch.

Es sind vier Tage vergangen, seit die Kripo vor meiner Tür stand. Ich kam vorübergehend in ein Heim, die Schule besuchte ich momentan nicht.

Ich habe niemandem erzählt was passiert war, nicht einmal meinen Freunden. Mit Lilli hatte ich seit dem Telefonat nicht mehr geredet. Sie hat mir viele Nachrichten geschrieben, mich oft angerufen, doch ich ignorierte es.

"Ich denke es wäre die beste Option, vielleicht sogar eine grosse Change. Du könntest vollkommen neu anfangen, neue Leute kennen lernen. Vielleicht ist ein Ortswechsel im Moment genau das Richtige für dich. Schlussendlich ist es aber deine Entscheidung" schwafelte die Frau weiter und schaute mich durch ihre Brille erwartungsvoll an. Ich zuckte nur mit den Schulter.

"Luna, ich bin mir bewusst, dass das ganze eine schwere Situation ist, aber du kannst dich nicht einfach in deinem Schneckenhaus verkriechen".
"Sie wissen nicht, wie gleichgültig mir das ist. Ich kenne meinen Onkel nicht, ich kenne seine Familie nicht, ich kenne Argentinien nicht... und im Heim, im Heim kenne ich genauso wenige. Egal was ich mache, meine Familie werde ich dadurch nicht wieder bekommen".

Ich schaute die blonde Dame kalt an, sie verstand mich nicht. Sie konnte mich gar nicht verstehen. Wahrscheinlich konnte das niemand.

Die Frau schaute mich verzweifelt an, weshalb ich genervt aufstöhnte.
"Dann gehe ich halt zu meinem Onkel" sagte ich schliesslich und sah wie die Frau erleichtert ausatmete.

Wahrscheinlich interessierte es sie garnicht. Es war ihr egal, was mit mir passierte, wie es mir ging. Für sie war ich doch nur eines von diesen Problemkindern, das nur Schwierigkeiten mit sich brachte. Für sie war das alles nur ein Job. Heute Abend wird sie nachhause gehen und ihr Leben leben. 

Vielleicht hatte sie Kinder, vielleicht einen Mann. Vielleicht aber auch nicht. Wie auch immer ihr Leben aussah, etwas war gewiss. Sie hatte ihre vollkommen eigenen Probleme, da hatte sie keinen Platz für die Probleme von Fremden. 

"Gut, ich werde ihm das mitteilen. Ich würde sagen, dass du übermorgen abreist. Bis dahin kannst du deine Sachen zusammen packen und dich von deinen Freunden verabschieden" erläuterte mir die Dame und ich zuckte bloss mit meinen Schultern.

Meinen Freunden. Sie würden mir helfen. Ich müsste mich ihnen nur anvertrauen, jedoch war dies verdammt schwer. Ich konnte nicht einfach zu ihnen gehen und sagen 'Hey, ich zieh übrigens nach Argentinien und werde euch wahrscheinlich nie mehr sehen. Warum? Weil meine Eltern tot sind'. 

Es funktionierte einfach nicht und deswegen entschied ich, dass es wohl besser war, wenn Luna Valente einfach so vom Erdboden verschwand. Ohne Erklärung, ohne Verabschiedung. Als hätte es mich nie gegeben.


Zwei Tage später stand ich also vor dem Flughafen von Cancun.

Die Dame vom Jugendamt hatte mir gestern noch mitgeteilt, dass mein Onkel am Flughafen von Buenos Aires auf mich wartete.
Ich sollte einfach nach einem Heeren mit dem Namen 'Christian Perida' Ausschau halten.

Ich ging zum Check-In Schalter und gab meine zwei Koffer ab. 20 Minuten später, sass ich auch schon im Flugzeug.

Da der Flug ungefähr neun Stunden dauerte, probierte ich zu schlafen, was mir auch nach einer Weile gelang. Ich hatte einen unruhigen, unschönen Schlaf. Seit dem Tod meiner Eltern hatte ich das ständig. Die schlimmen Gedanken, die mich den ganzen Tag plagten, begleiteten mich bis tief in meinen Träumen.

Nach Regen kommt Sonne! LutteoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt