2: Die große Schwester

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"Du liebst mich doch, Frank."

~ Franzi

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Geschwister werden in einer bestimmten Reihenfolge geboren, schließlich passt immer nur einer...
Okay lassen wir das.

Ich war die erste und so ist es auch nur richtig, dass ich zuerst ein wenig von mir erzähle.
Ich bin vier Jahre älter als meine jüngere Schwester und habe somit etwas Vorsprung.
Mehr Lebenserfahrung, mehr Weisheit...ne eigentlich nicht.

Ich habe schon vier Jahre lang unsere Eltern für mich allein gehabt, wurde rum getragen und verhätschelt. Viel zu verwöhnt habe ich nur in Mama's Arm oder in ihrer direkten Nähe geschlafen und hatte beim Spielen alles Spielzeug für mich.

Und dann kam meine Schwester.

Plötzlich hatte Mama nicht mehr so viel Zeit für mich und später hatten wir gemeinsames Spielzeug. Ich weiß, dass wir uns sogar ein Zimmer geteilt haben. Meine kleine Schwester im Stockbett und ich in einem normalen ein paar Meter weiter. Ich erinnere mich daran, dass wir über Barbie-Männer und Stofftiere diskutiert haben und abwechselnd abends aufgestanden sind, um die Kassette oder die CD in unserem CD-Player noch einmal zu starten. Das wollte niemand, schließlich war es dunkel und der Lichtschalter vorne bei der Tür.

Anfangs ein wenig irritiert war es schon bald gar nicht so schlimm, dass sich alles nicht mehr nur um mich drehte, als wäre ich die Sonne.
Ich nahm eine viel bessere und weitaus wichtigere Position ein - Die, der großen Schwester.

Bald wurde Franti zu meiner Sonne und ich bin um sie herum gesprungen, habe auf sie aufgepasst.

Eines war schon früh für mich klar und gilt bis heute: Wenn jemand meiner Schwester etwas tut, bekommt er es mit mir zu tun!

Beim Einkaufsgang zum kleinen Laden eine Straße weiter hat meine Schwester mich nun begleitet und meine Hand gehalten, da wir eine Straße zu überqueren hatten. Beim Spielen im Garten oder auf dem Spielplatz habe ich immer darauf geachtet, dass sie nicht von der Schaukel oder der Rutsche gefallen ist und im Sandkasten war es okay, dass sie meine Burgen zerstört hat. Wir haben "Barbiegeld" aus Papierschnippseln gemacht und Knete zu Burgern verarbeitet oder mit den Schleichpferdefiguren gespielt, die meine Schwester schon früh zu sammeln begonnen hat. Wir haben ihre langen blonden Haare und die der Barbiepferde geflochten oder eigentlich zu teure Haarpflegeprodukte bei unseren Barbies angewendet.

Ein paar Jahre später hat Franti mir beim Computerspielen zu gesehen oder wir haben gemeinsam Pokemon gejagt. Nicht draußen an der frischen Luft sondern drinnen im Keller, in dem damals mein Zimmer lag. Wir haben nachts mehr oder weniger heimlich zusammen DS gespielt und Übernachtungspartys veranstaltet. Mit mehreren Litern Spezi versteht sich.

Worauf auch immer meine Franti Lust hatte: ich habe versucht mit zu machen.
Auch, wenn ich manchmal wirklich gar keine Lust darauf hatte. Ich habe es versucht und mich viel zu oft überreden lassen.
Schließlich trägt man als große Schwester Verantwortung und wenn ich ehrlich bin, habe ich jede gemeinsame Stunde doch genossen.

Es war schön.

Auch heute kann ich nicht anders, als mich ins Auto zu setzen und zu ihr zu fahren, wenn meine kleine Schwester anruft und fragt, ob ich herüber kommen will.

Uns trennen nun keine Zimmer oder Stockwerke und nicht nur vier Jahre Altersunterschied, sondern 10 Minuten Autofahrt, die ich mit Freuden in Kauf nehme.

Schließlich bin ich die große Schwester und du liebe LadyFrantiska hast absolut Recht, wenn du mal wieder sagst: "Du liebst mich doch, Frank."

Denn das tu ich.

Die fabelhaften Geschichten der fantastischen FrantiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt