Nach einer halben Ewigkeit waren wir dann endlich da.
Ich wollte es ja nicht zugeben, aber das Haus der Simon's war prächtig. So prächtig, dass ich fast schon mein schönes, schmuddeliges Heim vergaß.
„Das ist unser Haus, wir hoffen es gefällt dir.", sagte John Simon.
Ich nickte und ich war mir sicher, dass ich ein funkeln der Freude im Auge hatte, denn Diane und John schauten mich überglücklich an.Wir beschlossen ins Haus zu gehen, welches mich dann noch mehr umhaute. Alles war auf dem neusten Stand und diese edlen Holz Kommoden waren der letzte Schrei!
Ohne mich weiter umsehen zu können wurde ich ins Zimmer geschoben, was in der nächsten Etage lag.
Es war nicht sonderlich groß, aber größer als das meine im Heim... Welches ich mir ja auch noch teilen musste.
Der Boden war ebenfalls aus Holz und die Wände hatten ein schönes Blumenmuster. Der Raum war Lichtdurchflutet und es roch so schön. Es doch frisch und blumig. Sofort fragte ich mich ob alle reichen Menschen gut rochen. Sie konnten sich ja sowieso alles kaufen, also sicher auch einen schönen Geruch.
Ich stellte meine abgewetzten und alten Koffer auf den Boden. Sie kamen mir so unglaublich billig vor. In diesem Zimmer sahen sie so blöd aus.. Das passte nicht.John Simon schien meinen peinlich berührten Blick zu sehen, denn er fasste mir auf die Schulter und sagte: „Es ist alles okay. Das alles gehört jetzt auch irgendwie dir. Du kannst dich hier erstmal ein wenig einleben und mir machen in der Zeit Frühstück. Herrje, es ist ja noch so früh am Morgen.", dann ging er und seine Frau aus dem Zimmer und lächelten noch einmal. Sie schlossen sogar die Tür für mich.
Ich starrte noch einige Sekunden auf die schöne Holztür und drehte mich dann um. Da stand ich, in einem übergroßen Mädchenzimmer.
War das ein Plan gewesen? Sie machten das damit ich nett war. Wahrscheinlich hatte Mrs. Danton ihnen von mir erzählt.
Plötzlich wurde ich wieder traurig und wütend.
Ich wollte das nicht. Warum musste das mir passieren?
Plötzlich wollte ich wieder ganz grausam zu den Pflegeeltern sein.Die durften mich doch nicht einfach wegholen. Weg von meinen Freunden, von meiner Schule, meiner Heimat...
Ich setzte mich auf das Bett und strich mit meinen Händen über die Tagesdecke. Fühlte sich samtig an.
Da musste ich wieder lachen. Ich in einem Bett mit Samtbettwäsche war sowas wie eine Wildsau, die in einem 4-Sterne Restaurant aß.Ich legte mich hin und fühlte. Ich fühlte alles um mich herum.
Die Samtbettwäsche, das Licht, der Blumenduft, sogar die Blümchen Tapete spürte ich....
Jemand rüttelte an mir. Es war ein leichtes rütteln.
Langsam öffnete ich meine Augen und sah Diane Simon vor mir hocken. Sie lächelte.
„Wir wären dann soweit für's essen. Hast du Hunger oder willst du lieber weiterschlafen?", fragte sie.
Ich blinzelte, „Ich komme mit essen."
Dann stand ich auf und wartete bis sie vorlief, immerhin hatte ich ja keine Ahnung wo die Küche war.Schon im Flur roch es nach dem typischen englischen Frühstück, welches sich serviert wurde. Frisch von John Simon.
Ich setzte mich und sagte nichts. Nur Danke und Bitte.Irgendwann fragten sie mich dann aber aus, und das passte mir nicht immer so wie sie es sich gedacht hatten.
„Susan, Mrs. Danton hat uns schon einiges über dich erzählt, aber es wäre schöner wenn es von dir kommen würde, denn du kennst dich selbst am besten.", sagte John Simon. Ich musste lachen, denn ich kenne mich selbst nicht immer. Aber das war eine andere Geschichte.
Ich zuckte mit den Schultern, „Mein Name ist Susanne Piper, ich bin Sechzehn - bald Siebzehn - Jahre alt und ja, den Rest hat euch sicher Mrs Danton erzählt."
Sie lächelten beide.
„Susanne ist ein schöner Name.", sagte Diane Simon.
„Danke Diane Simon,", sagte ich, wie ich alles auf meine Art sagte, „das war der Zweitname meiner Mutter und der Name meiner Großmutter. Wie ihr sehen könnt war meine Mutter sehr kreativ, was meinen Namen angeht."
„Diane Simon? Liebes, du brauchst mich nur Diane zu nennen."
„Ich mag eure Namen. Werdet ihr es mir übel nehmen, wenn ich euch mir Vor- und Nachnamen anspreche?"
„Aber nein!", lächelte John Simon.Das erste Mal fühlte ich mich wie in einer richtigen Familie. Wir lachten gemeinsam und sie lachten sogar über meine Witze...
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Wilde Augen (David Bowie FF)
Fiksi PenggemarMan hört immer schöne Dinge über Heime. Zum Beispiel, dass die Kinder und Jugendlichen alle keine Manieren haben, rebellieren und sogar schon mit vierzehn anfangen zu rauchen und zu trinken. Das trifft natürlich nicht auf jedes Heim zu, aber auf uns...