Kapitel 3

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Luna Pov.
Ein Klingeln riss mich aus meinem Schlaf. Es kam von meinem Handy, welches auch als Wecker diente. Ich schaltete es aus und stand auf.

Ich hatte noch nie große Probleme damit aufzustehen. Ein größeres Problem war, dass ich überhaupt keine Lust auf Schule hatte.

Nicole hatte mir gestern noch eine Uniform hingelegt, die ich in der Schule tragen musste. Ich zog sie an und musterte mich im Spiegel. Die Uniform war nicht wirklich schön, obwohl sie definitiv besser aussah als die auf meiner alten Schule.

Als ich mich fertig beäugt hatte, ging ich ins Bad und kämmte mir die Haare. Ich putzte mir noch kurz die Zähne, mit der Zahnbürste die mir Nicole gestern extra ins Bad gestellt hatte und ging dann runter.

Dort sah ich schon, wie Gaston mit seinen Eltern am Tisch saß und frühstückte.

"Guten Morgen" begrüßten sie mich im Chor.
"Hallo" murmelte ich leise.

Ich setzte mich an den Tisch und nahm mir ein Brötchen.

"Dort hinten hat es Teller" wies mich Christian zurecht. "Ach, wie schön" sagte ich kalt und biss in das Brot. Ich mochte Christian nicht. Ich wusste nicht, warum er mir so unsympathisch war. Er hatte mir nichts getan und wahrscheinlich wäre ihm jeder andere dankbar, aber ich war nunmal nicht jeder andere.

"Ich weiß nicht was für Erziehungsmethoden deine Eltern hatten, aber bei uns läuft das auf jeden Fall anders" kläffte er mich an. Mit funkelnden Augen blickte ich in sein markantes Gesicht.

"Lass meine Eltern aus dem Spiel" zischte ich Christian an.
"Ach ich soll deine Eltern aus dem Spiel lassen? Warum? Weil sie tot sind? Redet man nicht über Tote?" fragte er mit einem provozierendem Ton.

"Christian" zischte seine Frau, mit einer warnenden Stimme. Die Worte ihres Mannes entsetzten sie sichtlich. 
"Ich hab doch recht. Das Gör ist ungezogen wie nichts"

"Papa" mischte sich jetzt auch Gaston ein und schaute dabei seinen Vater vielsagend an. Ich jedoch schaute Christian böse an. Was hat dieser Kerl eigentlich für ein Problem?

"Wieso hast du mich dann überhaupt hier aufgenommen?" fragte ich wütend.
"Ich? Ich hab dich hier überhaupt nicht aufgenommen. Von mir aus hättest du liebend gern in diesem Heim verrotten können. Du bist aus einem Grund hier und zwar weil meine Frau das so wollte".

Ich schaute Christian geschockt an. Mein Onkel wollte lieber, dass ich in einem Heim wohnte, als bei ihm. Wow, das war irgendwie doch ganz schön hart.

"Christian, verdammt. Du kannst doch nicht so mit ihr reden" verteidigte mich Nicole.
"Nein Nicole, ist schon gut. Ich gehe" sagte ich schnell und stand auf. Ich konnte es nicht ertragen, auch nur noch eine Sekunde mit ihm im selben Raum zu sein. 

Ich griff meine Tasche, die ich neben dem Tisch deponiert hatte und verliess anschliessend das Haus. Ich lief einfach los, ohne zu wissen wohin.

"Luna, jetzt bleib mal stehen" hörte ich plötzlich eine Stimme, doch ich lief weiter.
"Luna" ertönte die Stimme noch einmal. Doch wieder ignorierte ich sie.

Ich lief weiter und weiter, bis ich plötzlich an meinem Handgelenk gepackt wurde.

"Ich möchte einfach meine Ruhe,verdammt. Versteh das doch einfach" fluchte ich und probierte mich gleichzeitig aus dem festen Handgriff zu befreien.

"Luna wir müssen zur Schule. Außerdem weißt du doch gar nicht wo du bist. Du verläufst dich noch" versuchte er mich zu Besinnung zurufen. 
"Währe das denn so schlimm, he? Dein liebenswürdige Vater würde sich darüber bestimmt freuen" sagte ich, mit riesiger Wut in der Stimme.

"Er hat sich echt daneben benommen, aber er ist eigentlich nicht so. Für ihn ist es doch auch eine schwierige Situation. Er hat erfahren, dass seine Schwester tot ist. Wahrscheinlich sieht er in dir immer noch ihr Ebenbild uns kann es nicht ertragen" sprach Gaston mir sanft zu und ließ mein Handgelenk los.

"Weißt du was? Ihr könnt mich alle mal" zischte ich Gaston an und lief davon.

Diese Familie war doch zum kotzen. Ja natürlich, Nicole war eine liebenswürdige Frau, aber der Rest war einfach nur schlimm. Christian war sowieso das größte Arsch und Gaston konnte ja auch nicht viel besser sein, wenn er schon solche Freunde hatte.

Augenblicklich schwebten meine Gedanken zu dem braunhaarigen Jungen. Sein Name war Matteo, was für ein ätzender Name. Genauso ätzend, wie die Person die ihn trug.

"Luna, du kannst doch nicht einfach weglaufen. Heute ist dein erster Schultag, da kannst du doch nicht einfach fehlen." rief Gaston schon wieder.
"Und wie ich das kann und jetzt verschwinde" patzte ich meinen Cousin an.

Er schaute mich für einen kurzen Moment überfordert an, fing sich aber schnell wieder.

"Okay, ich zwing dich nicht zur Schule zugehen, aber ich bleibe hier" sagte Gaston entschlossen. "Gehts noch? Ich möchte alleine sein, außerdem musst du zur Schule" sagte ich wütend.

"Denkst du, du wärst die einzige die Schule schwänzen kann?" fragte mich Gaston, währendem ich nur meine Arme vor der Brust verschränkte.

"Und jetzt machen wir was schönes, du brauchst ein wenig Ablenkung"
"Vergiss es" zischte ich und lief weg.

"Ach man, Luna. Ich will dir doch nur helfen" stöhnte mein Cousin. "Wenn du mir helfen willst, dann lass mich verdammt nochmals in Ruhe"

"Luna..."

"Nein, nichts mit Luna. Versteh doch, dass ich einfach meine Ruhe will" patzte ich ihn wütend an und merkte dabei, wie meine Augen glasig wurden. Ich wollte alleine sein. Alleine mit meinen Gedanken und meinen Erinnerungen. 

"Okay" gab er schließlich nach. "Ich gehe, aber nimm mindesten das mit" sagte er und nahm einen Zettel und einen Stift hervor. Er schrieb etwas drauf und gab mir dann den Zettel.

"Falls du dich verläufst, oder sonst irgendwas passiert, hast du meine Telefonnummer" erklärte er mir und ich verdrehte die Augen.

"Es ist zwar kaum zu glauben, aber ich bin 16 Jahre alt, ich kann selber auf mich aufpassen" sagte ich und lief nun endgültig davon.

Was dachte sich Gaston eigentlich? Ich war keine vier mehr.

Nach Regen kommt Sonne! LutteoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt