Am Morgen stand ich von ganz alleine auf, den ich wollte nicht wieder an gebrüllt werden. Auf dem Übungsplatz sollten wir uns erst mal aufwärmen, denn dann "können wir uns besser bewegen", so Mr. Schlimann. Nach einer Runde um dem Platz - mit 5kg Marschgepäck - war ich völlig aus der Puste. Leo war nicht ganz so erschöpft wie ich.
Schweiß rann mir über das Gesicht. Mein Atem ging schnell und flach. Die Muskeln schmerzten. Stehen zu bleiben kam aber nicht in Frage, denn Mr. Schlimann stant neben der Strecke und hatte einen Lederrimen in der Hand. Weitere 5 Minuten schwitzte ich wie ein Marathonläufer, der soeben das Ziel erreicht hat. Dann kam der erlösende Satz:" Ihr könnt aufhören!" Neben unserem Lehrer brach ich zusammen.
Rote Punkte tanzten über meine geschlossende Lieder. Etwas feuchtes, erfrischend Kühles berührte meine Lippen. "Trink!", befahl mir eine unbekannte Stimme. Ich gehorchte. Das Gebräu rann meine Kehle hinab. Es Schmeckte widerlich. Ich öffnete meine Augen und blickte in das runde Gesicht eines Mannes. Er hatte Lachfalten, aber im Moment war seine Stirn vor Sorge gerunzelt. Blaue Augen zierten sein braun gebranntes Gesicht.
"Und jetzt steh auf!", sagte der Mann mir. Ich erwartete zusammen zu klappen, aber nichts der Gleichen geschah. "Wie..?", fing ich an, doch der Mann unterbrach mich:" Ich bin Heiler. Ich habe dir einen stärkenen Trank gegeben. Er wird dir für vielleicht zwei Stunden Kraft geben. Mach jetzt mit dem Unterricht weiter." Er drehte sich um und verschwand. "Nun werdet ihr im Peitschen unterrichtet. Fangen wir erst einmal theoretisch an. Was glaubt ihr, macht eine Peitsche aus? Oder sagen wir so: Woraus besteht eine Peitsche?" "Aus einer Schur", sagte Leo nach kurzem Nachdenken. "Aber wie willst du denn die Peitsche festhalten?", warf ich ein:" Mann braucht also noch einen Griff"
"Sehr gut", lobte Mr. Schlimann uns:" Jetzt werdet ihr üben, die Peitsche richtig zu schwingen." Er holte aus einem Karton zwei Holzstücke, die sehr gerade waren. "Die Stöcker ersetzen den Griff einer Peitsche. Ihr schwingt den Griff so" Er machte eine elegante Handdrehung. "Immer schön aus dem Handgelenk heraus", meinte er und über gab uns die Stöcker.
Der Lehrer ließ uns nicht aus den Augen, bereit bei dem kleinsten Fehler uns zu korrigieren. "Nicht so fest, Hannes. Brech nicht den Stock entzwei!" Ich lockerte den Griff. Der Stock fiel mir aus der Hand. Streng dich mehr an, Hannes dachte ich mir.
Nach einer halben Stunde erfolglosem Übens hatte ich die Hase voll. Leo durfte schon mit einer echten Peitsche auf einen Strohsack eindreschen. Wie mich das aufregt! Vor Wut machte ich eher ruckartige Bewegungen, was nicht gerade gut ist, wenn man in die nächste Stufe aufsteigen will.
Ich war in Stufe 1. Das bedeutet, ich bin einer, der noch nie eine Kampfpeitsche in der Hand gehalten hat. Leo ist schon Stufe 2, was bedeutet, dass er mit einer echten Peitsche trainieren darf. Es gibt insgesamt 4 Anfängerstufen. Zwei hat uns Mr. Schliemann noch nicht erklärt.
Nach der Stunde ging ich - nein, ich schleppte mich - in mein Zimmer und lege mich auf das kuschlige Bett. Kurz darauf war ich eingeschlafen. Ich träumte von Rucksäcken, Stroh, Mr. Schliemann und Peitschen. Die Peitschen gingen auf mich los. Ihre Lederriemen schwenkten angriffslustig in der Luft herum. Und dann schlugen sie mich, jede einzelne. Sie riefen:" Du wirst uns nie bändigen können."
Schweißgebadet wachte ich auf. Mein Herz raste. Meine Gliedmaßen zitterten unkontrolliert. Da fasste ich einen Entschluss.
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Schicksal
AdventureAls Johannes mit seinem besten Freund Leo eines Tages eine streng geheime Versammlung belauschen, werden die beiden von den Männern und Frauen, der Versammlung, in eine andere Galaxie gebracht. Dort erfährt Leo sein Schicksal ...