Kapitel 6

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Da Brenda und Thomas selbst nach Stunden noch nicht aufgetaucht sind, hat Jorge befohlen, dass wir uns an der nächsten Stelle positionieren müssen, um dort auf sie zu warten. Er hat gesagt, dass wir uns beeilen müssen, denn durch die vielen Stunden, in denen wir auf die beiden gewartet haben und sie schon weitergelaufen sind, sind sie uns ein ganzes Stück voraus. Wenn wir sie dort auch nicht erwischen, wird unser nächster Anhaltspunkt Marcus sein, der wohl wüsste, wo sich der Rechte Arm befindet. Wir haben alle gelernt, dass er ein verrückter Kerl ist, der an Geister glaubt, aber dennoch ist er unsere einzige Chance. Ich hoffe aber, dass wir niemals mit ihm sprechen müssen, er ist einfach nur komisch und ich habe in meinem Leben schon genug mit Verrückten zu tun gehabt. Als wir gerade durch die Wüste laufen, im Moment niemand mit jemand anderem spricht, da wir alle so erschöpft sind, dass wir aufpassen müssen, nicht umzukippen, merke ich ein Brennen an meinem Bein. Es ist mein linkes Bein und das Brennen fängt in der Nähe des Knöchels an. Was ist das denn? Bin ich denn irgendwo hängen geblieben? Was ist passiert? Ich streife meine Hose ein Stück nach oben, um nachzusehen. Ich sehe die Wunde, die der Crank mir zugefügt hat, als wir dabei waren, die Lichter zu begrüßen. Sie brennt höllisch und sieht enzündet aus. Oh nein! Was soll ich denn nun machen? Ich kann nicht riskieren, dass die Entzündung schlimmer wird und ich einfach nichts dagegen machen kann! Wir haben hier keine Möglichkeit, etwas zu tun, um dafür zu sorgen, dass es besser wird. Wird man mir mein Bein amputieren müssen? Was ist, wenn ich wegen dieser Entzündung sterben muss? Dann muss ich einfach nur, weil ein Crank aggressiv war und sich an meinem Bein zu schaffen machen musste, sterben. Das wäre das schlimmste Ableben, was man sich nur vorstellen könnte. Ich fange an, zu zittern, während ich meine Hose wieder nach unten streiche und somit meinen Blick auf die Wunde verdecke. Ich habe das Gefühl, dass mir selbst das wenige Essen, das ich zu mir genommen habe, wieder hochwürge und erbrechen muss. Es ist einfach die Panik, die mich überkommt. „Hey, ist alles okay?", werde ich auf einmal von einer Stimme gefragt. Es legt sich eine Hand auf meine Schulter und ich sehe in Newts braune Augen. Oh nein! Er hat aber nicht gesehen, dass ich diese Wunde habe oder? Ich brauche nämlich keinen Mitleid von ihm und dass er mir sagt, dass ich lieber die nächste Zeit meines Lebens genießen soll? Das könnte ich nämlich gar nicht ertragen. „Es ist alles in Ordnung", wimmele ich ab, schultere meine Tasche noch einmal neu und mache ein paar Schritte weiter nach vorne, um mich zu Minho zu stellen. Ich will eigentlich keine Konversation mit ihm beginnen, doch es ist nunmal das, was passiert, wenn du nicht lange Zeit hast, um nachzudenken und dann einfach reagierst. Er grinst mich mit seinem typischen Lächeln an, das ich in den letzten Tagen öfter von ihm gesehen habe und er fährt sich durch die Haare. „Na, rennst du schön von Newtie weg?", lacht er. „Wie bitte?", antworte ich perplex, „ich renne vor niemandem weg! Wie kommst du denn auf diese Idee?" Er lacht weiter, was mir jetzt schon auf die Nerven geht. „Das war schon auffällig. Du siehst irgendetwas, was dir Unbehagen bereitet und du willst ihn nicht daran teilhaben lassen, da du ihn noch nicht so lange kennst. Jetzt tust du so, als würdest du dich mit mir unterhalten, damit er dich nicht anspricht. Ist schon okay, ich werde dich nicht verraten. Keine Sorge. Aber Newt ist wirklich ein toller Kerl. Als Teresa bei uns auf der Lichtung aufgetaucht ist und anfangs eigentlich jeder Junge über sie geredet hat und ihr hinterhergeschaut hat, hat Newt sich als glaube ich einziger nicht diesen Gesprächen beteiligt. Er hat sich natürlich nett mit ihr unterhalten, aber jeder hat gemerkt, dass er nicht die geringste Absicht hatte, irgendetwas mit ihr anzufangen. Ich habe schon gedacht, dass der Gute schwul sein könnte, doch das hätte ich mir dann auch noch ein bisschen anders vorgestellt. Auf jeden Fall hat er dir, als er dich das erste mal gesehen hat, hinterhergesehen. Er hat angefangen, über Mädchen zu reden und uns in gewisser Weise zu verstehen. Anscheinend hast du seine Ansicht über Mädchen ein bisschen verändert, was ich auch was wirklich gut finde. Was ich damit sagen will: es ist verständlich, wenn du jetzt nicht mit ihm reden willst, aber bitte ignoriere ihn nicht immer. Er scheint dich wirklich sympathisch zu finden und ich als sein bester Freund gebe hiermit das Okay, dass du ihn auch nett finden oder auch mehr darfst." Ist er jetzt komplett durchgedreht? Von was hat er da gerade geschwafelt? Ich kenne Newt nicht, doch jetzt auf einmal so viele Informationen von Minho zu erhalten, ist auch ziemlich komisch, wenn ich ehrlich bin. Ich kenne sie ja schließlich alle nicht. In der nächsten Sekunde muss ich meine Hand nach Minho ausstrecken, da mir total schwindelig ist. Ich weiß nicht, woher das kommt und ich bin total überrumpelt. Alles dreht sich um mich, als wäre ich in einen Sandsturm geraten, der nun alles um mich zum Schwanken bringt. „May, ist alles in Ordnung mit dir?", höre ich ihn fragen und in der nächsten Sekunde spüre ich noch weitere Hände, die mich stützen. Sie gehören zu Newt. Das ist das einzige, das ich bemerke, bevor ich in den Sand der Brandwüste falle und um mich herum alles schwarz wird. Alles von einer Sekunde auf die andere. Ich verstehe die Welt nicht mehr.

The Desert Cranks [The Scorch Trials/ Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt