Kapitel 1

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        "Hey" sagte eine laute Stimme und kurz danach spürte ich schon einen leichten Boxhieb in meiner Seite. Erschrocken drehte ich mich um und sah in die verärgerten Augen meiner besten Freundin. "Du hörst mir überhaupt nicht zu" " Doch das tue ich" sagte ich sofort um sie zu beruhigen. Auch wenn ich wirklich keinen Moment zugehört hatte. Es war nicht so als dass ich es nicht versucht hätte, ich konnte mich heute nur einfach auf nichts konzentrieren. Es war heute Morgen in der Schule sogar noch schlimmer, was im Endeffekt dazu geführt hatte, dass ich nichts wissend vorne an der Tafel stand und eine Komplizierte Mathe Aufgabe von der ich nichts Verstand vorrechnen durfte. Yay. Ein weiterer Boxhieb holte mich aus meinem Gedanken. Meine Freundin sah jetzt eher enttäuscht als verärgert aus. "Sorry" sagte ich vorsichtig und setzte zu einer Erklärung an welche sie jedoch sofort unterbrach. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, aber da mit dir grad nicht zu reden ist sollten wir vielleicht lieber was anderes machen. Wir könnten  zum Beispiel einen Film gucken oder eine Serie." " Das ist gar keine so schlechte Idee" sagte ich und grinste sie an. Ich zog sie ins Wohnzimmer und wir ließen uns auf die Couch fallen. "Wie wärs mit Supernatural ?"  , fragte ich sie. Ich brauchte ihre Antwort gar nicht abzuwarten denn ich sah schon die Begeisterung in ihrem Gesicht. Schnell ging ich auf Netflix und machte wahllos eine Folge an.
Später am Abend hatten wir uns dann verabschiedet und sie ist dann nach Hause gegangen, es ist wirklich sehr praktisch, dass sie nur zwei Straßen weiter wohnt, dadurch macht man viel öfter etwas zusammen. Man muss sich auch keine Sorgen machen wie man nach Hause kommt, da man einfach schnell laufen kann. Meistens treffen wir uns jedoch bei mir. Da meine Eltern fast nie Zuhause sind haben wir immer viel Platz und Freiraum. Es ist schon fast so als ob sie bei mir wohnen würde. Sie weiß wo alles steht und sie fragt schon lange nicht mehr wenn sie etwas möchte. Sie nimmt es sich einfach. Bei ihr Zuhause ist das Ganze etwas anders, ihre Eltern sind immer da und falls es unwarscheinlicherweise nicht so ist, sind mindestens 2 ihrer Geschwister Zuhause. Sie hatte nämlich 4, und so kommt es dass in ihrem Haus immer etwas los ist, und man wirklich nie alleine ist. Was für mich sehr ungewohnt ist da wie gesagt meine Eltern fast nie zuhause sind und ich auch keine Geschwister habe. Es war schon 23 Uhr und morgen war Schule, also beschloss ich mich schon mal umzuziehen und Zähne zu putzen. 15 Minuten später saß ich im Schlafanzug und frisch geduscht auf meinem Schreibtischstuhl mit einem guten Buch in der Hand. Ich bin eine absolute Leseratte und lese wirklich alles. Egal ob Krimi oder historische Romane! Jedoch bevorzuge ich eindeutig Fantasy. Ich liebe einfach solche Dinge und wünschte mir es würde sie in der Realität geben. Es wäre einfach mega cool besondere Kräfte zu haben und das Böse zu bekämpfen. Obwohl... Wenn man mal genau hinsieht ist das Böse gar nicht mal so schlecht. Ich wette ich könnte ein richtig guter Superschurke werden oder so etwas in der Art. Ich seufzte einmal. Zu gerne würde ich in meine Bücher und Lieblingsserien schlüpfen und ordentlich für Stimmung sorgen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits zwei Uhr morgens war. Meine Eltern waren noch immer nicht da. Trotzdem beschloss ich mich schon mal in mein gemütliches Bett zu kuscheln. Was gab es schöneres? Ich las noch ein paar Kapitel, dann legte ich das Buch schweren Herzes weg und driftete langsam in den Schlaf.

Ein rauschendes Geräusch weckte mich. Es war das Geräusch von Meeresrauschen. Ich hatte ein Lächeln auf den Lippen, denn ich liebte das Meeresrauschen. Ich könnte ihm stundenlang zuhören. Doch das, was ich dann sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Eine riesige Welle kam auf mich zu. Ich drehte mich um und stolperte in die andere Richtung davon, bemüht dieser Flutwelle zu entkommen. Im nächsten Moment war sie auch schon verschwunden, so schnell wie sie gekommen war. Ich wollte schon erleichtert aufatmen, doch dann züngelten überall Flamen aus dem Boden meterhoch in den Himmel und ich hatte das Gefühl bei lebendigem Leibe zu verbrennen. Plötzlich wuchsen aus den Flamen heraus genauso große stachelige Monsterranken und krochen auf mich zu. Sie zerrten an mir und meiner Kleidung und wanden sich immer weiter nach oben. Verheddert wie ich in ihnen war, zogen sie mich mit. Je größer der Abstand zum Boden wurde, desto stärker wurde der Wind. Es war wie ein Hurrikan, der mich aus den Fängen der Pflanzen befreite, aber dafür wirbelnd durch die Luft wehte und ich betete, dass dieser Albtraum bald ein Ende haben würde... Plötzlich flachte der Wind ab und trug mich immer schneller in Richtung Boden. Ich wollte schreien, doch irgendetwas in meinem Mund hinderte mich daran. Der Boden kam unaufhörlich näher und näher.  Ich werde sterben. Dieser Gedanke schoss mir durch den Kopf als ich immer weiter hinab fiel. Ich hatte zwar keine Ahnung wie ich in diese Situation gelangt bin, doch sterben wollte ich keineswegs. Der Kampfgeist flammte in mir auf. Meine Augen schlossen sich wie von selbst, während nur dieser eine Gedanke meine Sinne beherrschte. Insgeheim wartete ich jedoch auf den unvermeidlichen Aufprall. Doch dieser kam einfach nicht. Nach einer Weile öffnete ich meine Augen wieder. Das erste was mir auffiel war, dass ich endlich nicht mehr fiel. Nein, ich schwebte ganz sanft in der Luft. Unter mir konnte ich einen Flusslauf entdecken der sich durch die Finsternis der Höhle in der ich mich befand, schlängelte. Wie ich in die Höhle gekommen war wusste ich nicht. Auch nicht wie ich nun wieder herauskommen sollte. Daher beschloss ich einfach mal dem Fluss zu folgen und zu sehen was dabei herauskam. Wer weiß, vielleicht führte der Fluss ja ins Freie! Doch je weiter ich ihm folgte je mehr verwarf ich diesen Gedanken wieder. Der Fluss führte auf keinen Fall ins Freie, er führte viel mehr immer tiefer in die Grotte hinein. Mit jedem weiteren stück das ich schwebte wurde es immer kälter und es ging schon seit einiger Zeit nur noch bergab. Zuvor war es ein stetiges auf und ab, doch das hatte jetzt anscheinend aufgehört. Auch das Schweben fühlte sich jetzt nicht mehr so gut an und kurz darauf landete ich mit einenem harten fall auf dem Boden. Ich rappelte mich wieder auf und rieb mir mein schmerzendes Hinterteil, kurzdarauf musste ich lachen. "Hinterteil" wer sagte oder vielmehr dachte denn sowas? Mein Blick richtete sich auf eine große Ansammlung von wunderschönen Kristallen. Sie schimmerten in einem weiß Blau und waren einfach nur beeindruckend. Als ich sie näher betrachtete merkte ich voller erstaunen das sie ein Tor zu bilden schienen. Die Kristalle waren in einem Rundbogen aneinandergereiht und reichten bis zu den dunklen kahlen Felswenden auf denen kleine Lichtreflexionen der Kristalle tanzten. Nach einigen Minuten in denen ich nur die Lichtreflexe bewunderte fiel mir ein dass so etwas eigentlich gar nicht sein konnte. Ich war bestimmt Hunderte Meter unter der Erde, hier sollte es so etwas wie Licht gar nicht geben. Doch auf den ganzen Weg bis hier hin hat nie vollkommene Dunkelheit geherrscht.  Auf der Suche nach der Lichtquelle bemerkte ich noch etwas. Wann hatte ich aufgehört dem Fluss zu folgen? Und hab ich nicht eben noch vor dem Kristallbogen gestanden? Langsam wurde das ganze etwas unheimlich, doch irgendwie wollte ich die Grotte auch nicht verlassen. Ich konnte mich ja jetzt nicht einfach umdrehen und heraus spazieren, ich spürte den unglaublichen drang weiter in die Höhle zu gehen. Mit langsamen Schritten bewegte ich mich auf das leichte pulsierende glühen am Ende der riesigen Grotte zu. So auf das Licht gerichtet bemerkte ich nicht wie die eben noch weit entfernten Felswände immer näher rückten und einen Korridor bildeten. Einen Korridor in Richtung Licht.

Ich schreckte in hoch und sah in gähnende schwarze leere. Panik und Verwirrung breitete sich in mir aus, wobei die Verwirrung überraschenderweise überwog. War ich nicht eben noch in der Grotte gewesen? Oder war ich nicht doch an einem Fluss? Als es mir klar wurde musste ich den Kopf schütteln, wie dumm musste man sein. Ich griff neben mich und drückte aus den dort befestigten Knopf an der Wand. Mit einem leisen Klick ging meine Nachttischlampe an. Es war alles nur ein Traum gewesen. Doch ich musste zugeben dass sich alles unnormal Realistisch angefühlt hatte. Danach brauchte ich erst mal frische Luft. Nachdenklich stand ich auf und öffnete mein Zimmerfenster. Schade dass ich so schnell aufgewacht war, ich wäre gerne länger dageblieben. Vertieft in meine Traumwelt sah ich nur am Rande wie sich ein winziger Kristallsplitter aus meinem Haar löste und vom Wind davongetragen wurde. Der Mond stand hoch am Himmel und ich hielt es für bloße Einbildung.



Von si so und ya

Dreamed SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt