Kapitel 7

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Wir fuhren zu Bobbys Anwesen und dort wurde Anna in den Bunker gebracht, der vor Dämonen zu hundert Prozent sicher war. Hier musste ich damals Tage für Tage ausharren, bis das Dämonenblut, welches ich all die Zeit getrunken hatte, aus meinem Körper gewichen war.
Sam betrat das Haus mit einigen Unterlagen in der Hand, und sah sich um. »Wo sind die anderen?«
»Unten im Keller und Bobby ist grad unterwegs. Hat irgendeinen Auftrag zu erledigen.«
»Darf ich dich etwas fragen?«, fragte Sam mich.
»Genau genommen, hast du das gerade«, meinte ich schmunzelnd. Ich zuckte mit den Achseln. »Aber, ja, klar.«
»Du kannst mir nicht erzählen, dass du drei Wochen auf der Jagd warst und dann plötzlich mit Castiel und Uriel auftauchst. Cat, was läuft hier?«
»Nichts«, gab ich zurück. »Es war nur 'n Zufall.«
»Ich hab' gesehen, dass Annas Zauber dir Schmerzen bereitet hat. Ich war nicht mal einen Meter von dir entfernt und ich habe nichts gespürt. Was ist los?«
Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Körper. Zu gern wollte ich die Wahrheit erzählen, doch ich hatte es Castiel versprochen.
»Hör zu, Sam, ich steckte in Schwierigkeiten und Castiel hat mich gerettet. Ich sagte, ich muss zu euch und er brachte mich zu euch. Das ist alles.«
Sam nickte langsam, dann hielt er die Unterlagen hoch. »Hab' was gefunden. Hey, Dean!«
Kurz nach Sams Ruf kam der ältere Winchester in die Küche.
»Wie geht's meinem Wagen?«, fragte er sofort.
»Keine Sorge. Dem geht's blendend«, beruhigte Sam ihn.
»Was Neues über Anna?«
»Nicht viel.« Sam schlug die Unterlagen auf. »Ihre Eltern waren Rich und Amy Milton - ein Kirchendiakon und eine Hausfrau.«
»Wie spannend«, meinte Dean ironisch.
»Ja, aber in dem Bericht steht auch, dass ihr letzter psychischer Zusammenbruch nicht ihr erster gewesen ist. Als sie zweieinhalb war, wurde sie jedes Mal hysterisch, wenn ihr Vater in ihre Nähe kam. Sie war überzeugt davon, dass er nicht ihr echter Dad sei.«
»Wer dann?«, fragte Dean. »Der Klempner? Der wieder mal ein Rohr verlegen wollte?«
»Du verwechselst schon wieder mal Realität und Pornos«, meinte Sam. »So hat sie es nicht gemeint. Sie hat nur immer wieder wiederholt, dass ihr richtiger Vater verrückt sei, sehr verrückt. So verrückt, dass er sie umbringen will.«
»Schräg für 'ne Zweijährige.«
»Na ja, sie ging viele Jahre zu 'nem Kinderthera«peuten und ihr Zustand hat sich verbessert.«
»Und jetzt das? Was hat sie zu verbergen?«
»Warum fragt ihr mich nicht einfach?«, erklang plötzlich Annas Stimme. Sie war zusammen mit Ruby hochgekommen.
»Das verstehst du also unter aufpassen«, sagte Dean.
»Ich pass' doch auf«, rechtfertigte sich der Dämon.
»Ja, du hast recht, Anna. Gibt es denn etwas, was du uns sagen willst?«, fragte Sam.
»Was sollte das sein?«
»Die Engel behaupten, du hast Schuld auf dich geladen. Wieso sagen sie das?«
»Erklärt ihr es mir!«
Ich musterte die Frau. Sie konnte die Engel sprechen hören, ihr richtiger Vater wollte sie anscheinend umbringen und Castiel und Uriel suchten nach ihr.
»Anna, darf ich dir eine Frage stellen?« Ich trat einen Schritt vor und sie sah mich an. »Wurdest du adoptiert?«
»Was?« Entgeistert starrte sie mich an. »Nein, ich ... nein. Wie kommst du darauf?«
»Was auch immer es ist, was hier los ist, es hat mit Engeln zu tun«, sagte ich. »Sie scheinen dich zu kennen, Anna. Also muss es irgendwas geben, was du getan hast. Kannst du dich an irgendwas erinnern?«
»Nein. Nein. Ich verstehe das alles nicht und, ich schwöre, ich würde alles tun, um es herauszufinden.«
»Okay, dann finden wir's raus«, versprach Sam.
»Wie?«

Dean holte Pamela ab und brachte sie herunter in den Keller. Sie trug eine große schwarze Sonnenbrille, welche die leeren Augenhöhlen verdeckte, und Dean führte sie langsam die Treppe hinunter.
»Pamela, hey!«, begrüßte Sam sie.
»Sam?«
»Ja, ich bin's Sam.« Er stellte sich vor ihr und berührte sie an der Schulter.
»Sam, bist du's wirklich?«
»Ja, ich steh' vor dir.«
Ich musterte die Frau und sie so zu sehen, gab mir einen Stich ins Herz. Castiel hatte sie erblinden lassen, unseretwegen, und weil das noch nicht schlimm genug war, war ich auch noch zur Hälfte eines dieser Wesen.
»Weißt du woran ich dich erkenne?«, fragte Pamela. »An deinen strammen kleinen Hintern.« Sie schlug Sam auf das Hinterteil und er schnappte leicht empört nach Luft. »Damit kannst du doch ganz sicher Nüsse knacken. Natürlich weiß ich, dass du's bist. So wie ich weiß, dass sie ein Dämon ist«, sie nickte Ruby zu, »und dieses arme Mädchen ist Anna. Und dass du mir auf den Busen gestarrt hast.«
»Äh, aber ...«, stammelte Sam und Pamela lachte.
»Nur keine Aufregung, Junge. Ich nehm' immer noch mehr wahr als viele andere.« Sie lief auf mich zu und blieb vor mir stehen. »Wie geht's dir, Cat?«
Pamela fuhr mit ihren Fingern über meine Wange, und auch wenn sie keine Augen hatte und man daran nicht ihre Gefühle erkennen konnte, so zeigte es ihr Mund. Ihr Lächeln war verschwunden und langsam ließ sie die Hand sinken.
»Mir geht es gut«, sagte ich schnell, bevor sie etwas erwidern konnte.
Kurz blieb sie noch vor mir stehen, dann wandte sie sich an Anna.
»Hey, Anna, wie geht's dir? Ich bin Pamela.«
»Hi«, begrüßte die rothaarige Frau sie.
»Dean hat mir erzählt, was passiert ist. Ich kann dir sicher helfen.«
»Oh, das ist nett von Ihnen.«
»Na ja, nicht wirklich. Einem Engel was auszuwischen, ist mir ein Vergnügen.«
»Wieso?«, wollte Anna wissen.
»Sie haben mir etwas gestohlen.« Pamela nahm die Brille ab und zum Vorschein kamen zwei weiße Augäpfel. »Dämonisch, ich weiß, aber die sind nur aus Plastik. Ist gut fürs Geschäft. Meine Übersinnlichkeit wirkt dadurch noch besser, findest du nicht?« Die Frau lachte und setzte sich die Brille wieder auf. »Also. Wie wär's, wenn du mir erst mal erzählst, was mit dir los ist.«
Wir betraten alle, bis auf Ruby, den Bunker. Anna legte sich auf das Bett und Pamela setzte sich neben sie auf einen Stuhl. Dean, Sam und ich hatten ebenfalls irgendwo platz genommen und sahen dem Medium aufmerksam zu.
»Schön entspannen«, sagte es. «Also. Ich werde jetzt von fünf herunter zählen. Wenn wir bei null sind, wirst du dich bei einem tiefen Stadium der Hypnose befinden. Während ich zähle, gehe ich immer tiefer in dich hinein, okay? Fünf, vier, drei, zwei, eins ... tiefer Schlaf.« Pamela schloss Anna die Augen. »Tiefer Schlaf. Jeder Muskel ist ruhig und entspannt. Kannst du mich hören?«
»Ich kann dich hören«, antwortete Anna mechanisch.
»So, Anna, jetzt sag mir: Wie ist es möglich, dass du die Engel hörst? Wie schaffst du das?«
»Ich weiß es nicht. Einfach so.«
»Dein Vater, wie ist sein Name?«
»Rich Milton.«
»Sehr gut. Aber ich möchte, dass du noch weiter zurückschaust. Als du noch sehr jung warst, erst ein paar Jahre alt.«
»Ich will nicht.«
»Es ist nicht schlimm, Anna. Nur ein ganz kurzer Blick. Das reicht schon.«
»Nein.« Anna begann sich unruhig zu bewegen.
»Wie ist der Name deines Vaters? Deines wirklichen Vaters? Wieso ist er wütend auf dich?«
»Nein, nein. Nein!« Sie schrie unaufhörlich und das Licht begann zu flackern. »Er wird mich umbringen!«
»Beruhige dich, Anna, du bist hier sicher«, sagte Pamela.
In diesem Moment schloss sich die Tür des Bunkers wie von Geisterhand. Die Lampen explodierten und Anna richtete sich mit einem langen Schrei auf. Dean wollte die Frau festhalten, doch wehrte sie sich und er wurde nach hinten geworfen, als wäre er leicht wie eine Feder.
»Wach auf. Eins, zwei, drei, vier, fünf«, sagte Pamela und Anna beruhigte sich. »Anna? Anna? Alles in Ordnung?«
Die Frau erhob sich und sah das Medium mit einem leichten Lächeln an. »Danke, Pamela. Das hat mir sehr geholfen. Ich erinnere mich jetzt.«
»Du erinnerst dich woran?«, wollte Sam wissen.
»Wer ich bin.«
»Und wer?«, hackte ich nach.
»Ich bin ein Engel.«
Kaum hatte sie dies ausgesprochen, stolperte ich einige Schritte nach hinten und entgeistert starrte ich sie an.
»Ich muss hier weg«, flüsterte ich, doch Anna hielt mich zurück.
»Warte, Cat. Hab' keine Angst. Ich tu dir nichts.«
Ich spürte Sam und Deans verwunderte Blicke auf mir liegen und ich versuchte sie zu ignorieren. Anna lächelte mir leicht zu und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich ihr vertrauen konnte.
»Okay«, sagte ich schließlich und nickte.
Wir gingen nach oben in das Wohnzimmer und erzählten Ruby, dass Anna ein Engel war. Der Dämon lehnte im Türrahmen und sah die Frau abweisend an.
»Hab' keine Angst. Ich bin nicht wie die anderen«, versuchte Anna sie zu beruhigen.
»Ich finde das nicht besonders beruhigend.«
»Ich auch nicht«, meinte Pamela.
»Also, Castiel und Uriel, die sind meinetwegen hier«, sagte Anna und schritt auf uns zu.
»Du kennst sie?«, fragte Sam.
»Wir stammen sozusagen aus demselben Stall.«
»Heißt was? Waren sie etwa deine Bosse, oder so was?«, wollte Dean wissen.
»Versuch es andersherum.«
Dean zog die Augenbrauen hoch. »Sieh einer an.«
»Und jetzt wollen sie dich töten?«, fragte Pamela.
»Befehl ist Befehl. Ich bin sicher, dass ich zum Tode verurteilt wurde.«
»Wieso?«
»Ich habe nicht gehorcht. Für einen Engel ist es das Schlimmste, was man tun kann.« Anna sah zu mir und ich ließ den Kopf sinken. »Ich bin gefallen«, meinte sie und wandte sich wieder ab.
»Bedeutet?«, hakte Dean nach.
»Sie ist auf die Erde gefallen«, erklärte Pamela. »und wurde ein Mensch.«
»Augenblick mal, das versteh' ich nicht«, meinte Sam. »Engel können also einfach Menschen werden?«
Anna nickte. »Es tut weh. Versuch deine Niere mit einem Brotmesser herauszuschneiden, das tut weh. Ich hab' meine Gnade rausgerissen.«
Dean runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
»Meine Gnade ist Energie. Ich hab' sie rausgehakt und bin gefallen. Meine Mutter Amy konnte nicht schwanger werden. Sie hat mich immer ihr kleines Wunder genannt. Sie hatte keine Ahnung, wie recht sie hatte.«
»Du hast also einfach vergessen, dass du Gottes kleine Zinnsoldatin warst?«, fragte Dean.
»Ja, je älter ich wurde, umso länger war ich ein Mensch.«
»Ihr scheint nicht zu verstehen, dass wir jetzt total aufgeschmissen sind«, meinte Ruby leicht aufgebracht.
»Ruby hat recht. Der Himmel will mich tot sehen.«
»Und die Hölle lechzt nach ihr«, fügte der Dämon hinzu. »Ein Engel aus Fleisch und Blut, den man ausfragen und foltern kann, der blutet. Schwester, du bist der Hauptgewinn - und früher oder später werden Himmel oder Hölle dich finden.«
Mein Herz stockte, als mir meine Lage klar wurde. Nicht nur Anna befand sich in Gefahr, auch ich. Das Spiel von Himmel und Hölle würde auch mich einholen. Wenn erst einmal herauskam, wer ich wirklich war, war ich nirgends mehr sicher.
Drei Engel hatten sich meiner bemächtigt, um mich in die Knie zu zwingen, und schon dem konnte ich nicht standhalten. Was geschah, wenn die Hölle davon erfuhr? Sie würde mich alle als Ganzes wollen, als Halbdämon-Halbengel, doch ich wusste nicht wie ich die himmlische Seite zum Vorschein bringen sollte. Ich wollte es nicht.
Ich wollte nur ein Mensch sein, bei meiner Familie bleiben und jagen - ich wollte nicht die Gejagte sein.
Solange ich lebte, war meine Familie in Gefahr. Castiel hatte recht, ich war eine Gefahr für die Menschheit, denn ich brachte sie Gefahr. Meinetwegen würde zwei Fronten gegeneinander fallen. Früher oder später musste ich für eine Seite entscheiden und egal, welche das war, ich würde von der jeweils anderen Partei gejagt werden.
»Cat?« Annas Stimme riss mich zurück in die Gegenwart.
Ich schüttelte benommen den Kopf und sah sie verwundert an. »Was ist?«
»Hast du überhaupt zugehört?«, verlangte Dean zu wissen.
»Ja, Anna ist ... ein Engel«, gab ich zurück.
»Wir müssen ihre Gnade wiederfinden. Erst dann kann sie sich gegen die anderen Engel behaupten.«
»Ja. Ja, klar. Das wusst ich.«
Dean zog die Stirn in Falten und musterte mich verwundert.
»Ist alles okay bei dir? Du bist ganz blass«, bemerkte Sam.
»Sie muss sich nur etwas hinlegen«, erklärte Anna, bevor ich antworten konnte. »Ich werde sie ins Bett bringen.«
Völlig überrumpelt sah ich sie an, erhob mich aber dennoch und ging mit ihr hoch in mein Zimmer. Anna schloss die Tür und ließ ihre Hände locker in der Hosentasche versinken.
»Du musst es ihnen sagen, Cat.«
»Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Castiel hat mich gebeten, nichts zu erzählen, und ich halte mein Versprechen.«
»Was bist du ihm schuldig?«, fragte Anna mich.
»Er hat mich gerettet«, gab ich zurück. »Er mag mit dir nicht froh gestimmt sein, aber er hat mein Leben gerettet. Du weißt nicht, wie das war …«
»Nein, das weiß ich wirklich nicht, aber ich bin mir nicht sicher, ob man Castiel vertrauen kann. Denkst du nicht, die Engel hätten bereits nach dir gesucht, als sie bemerkt haben, dass du fort bist?«
Ich stockte.
»Cat, du hast Angst, das weiß ich, aber du musst Dean und Sam vertrauen. Sie können dir helfen.«
»Du wirst ihnen nichts erzählen«, sagte ich leise, aber bestimmt.
»Nein. Ich denke, das wirst du ganz alleine können.«
Anna lächelte mir ein letztes Mal aufmunternd zu, bevor sie mein Zimmer verließ und mich mit all der Last alleine zurückließ.

2156 Wörter

Ich denke, ihr habt schon bemerkt, dass dieser Teil etwas finsterer ist und mit weniger Freude xD

Würde mich wirklich über Kommentare freuen :D

Würde mich wirklich über Kommentare freuen :D

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Danke Clove74 für die ganzen Bilder xD

Wenn ihr #destiel mögt, schaut mal bei ihr vorbei ⇧

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