Wahrheiten

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Johannes nickte ihr zu und führte sie zum Pferd.
" Wir müssen reiten.  Da mir die Zeit gerade fehlt,  dir alles beizubringen machen wir es anders.  Du wirst hinter mir sitzen.  Mein Gürtel dürfte zum festhalten genügen. "
" Niemand ausser meinem Mann darf mich berühren. "
Johannes fluchte und packte sie einfach in den Sattel. 
" Soll ich dich zurück bringen oder willst du frei sein? "
Sein Ausbruch kam für sie völlig überraschend. Der Hengst hatte sich in Bewegung gesetzt und alles andere wurde nebensächlich.  Oben bleiben etwas anderes war ihr egal.
Johannes führte den Hengst. Solange er laufen konnte, würde er nicht zu ihr in den Sattel steigen.

Der Weg wurde sandiger,  die Luft kühler. Die Sonne sank langsam herab und ließ die Schatten länger werden.  Noch immer stapfte der Templer neben seinem Pferd her ohne sich zu beschwehren, doch sein Schritt wurde angestrengt. Er humpelte, schonte das linke Bein.  Auch wenn er es nie zugeben würde, er litt Schmerzen.
Schließlich wurde es Rawan zu bunt.
" Halte an!  Lass mich dein Bein sehen und uns etwas kochen.  Morgen können wir weiter gehen. "
Der Ritter nickte und führte das Pferd abseits des Weges in eine Senke.  Man würde sie hier nicht so schnell finden.
Rawan rutschte ungeschickt zu Boden, während Johannes mit einem unterdrückten Stöhnen und schmerzlich verzogenem Gesicht das Pferd absattelte und in den Taschen etwas suchte.  Rawan machte Feuer, nahm das Brot und Fleisch das er ihr reichte und begann eine Suppe zu zubereiten. Währenddessen kremplete Johannes  die Hose hoch und besaß sich eine fast verheilt Schnittwunde an Knie und Oberschenkel.
Die Naht war aufgeplatzt. Eiter und Blut hatten einen schlierigen Film auf Haut und Hose hinterlassen.  Wieder fluchte der Ritter unterdrückt und versuchte seine Satteltasche zu erreichen.  Sein Arm war aber nicht lang genug.  Rawan trat hinzu und reichte sie ihm.  Brummig bedankte er sich. Ihr war klar,  das es ihn in seiner Ehre kränkte, vor ihr sein Leiden zu offenbaren.
Rawan brachte ihm Wasser und Tücher.  Diese hatte sie aus ihrem Schleier gefertigt.  Vorsichtig wusch er die Wunde aus und wurde etwas blass. Seine Hände zitterten nicht, als er noch einmal nähte.  Sehne und eine Nadel aus Knochen kamen dabei zum Einsatz.  Geübt vernähte er den Schnitt und wusch ihn dann aus. Als er die Wunde verbunden und das Bein hochgelegt hatte, brachte Rawan die Suppe.  Fleisch, verfeinert mit Gewürzen, etwas Wein und Zimt. Schweigend aßen sie, dann fragte Rawan :
" Was ist passiert... mit deinem Bein? "
Schweigend schluckte er den letzten Löffel hinunter.

" Ich habe den Fehler gemacht unserem Orden zu sehr zu vertrauen.  Gott macht uns eben doch nicht unsterblich oder unverwundbar. Deswegen bin ich geflohen.  Ich möchte nicht für etwas sterben, dass sich als Verblendung entpuppte. "

Rawan starrte ihn an, dann setzte sie sich neben ihn und schwieg eine Weile. Ihre Stimme war dünn, als sie zu erzählen anfing:

" Ich war sieben, als mein Vater anfing Verhandlungen über meine Hochzeit zu führen. Meine Mutter starb früh, niemand hat mich auf das vorbereitet was auf mich zukam. Dakir war ein Schwein. Perves, gemein, Tyrannisch. Er schlug mich, zwang mich ihm zu Willen zu sein, wann immer es ihm beliebte. Johannes, du musst verstehen, das ich keineswegs hinterhältig bin weil ich ihn verließ. Ich hielt es nicht mehr aus. Diese Einengung, das ständige rezidieren aus dem Koran, das Beten und Kuschen, ich möchte Leben und Lieben! Wenn mein Vater kam, oder andere Gäste, durfte ich mich nicht zeigen. Seind Zweitfrau Aisha, eine wiederwärtig, heuchlerische Person, war dann die Frau an seiner Seite. Als ich dich fand, warst du der Stein den ich brauchte."

Johannes schwieg und dachte nach.

" Ich bin in Rothau zur Welt gekommen. Dieses Dorf liegt im Elsass nahe Lothringen im deutschen Königreich. Da ich der vierte Sohn war, blieb mir nur die Wahl als Mönch zu dienen oder den Templern beizutreten. So konnte ich Namen und Ritterschlag behalten. Das einzige was mir irgendwann einmal eine Anstellung sichern könnte. Als ich zum ersten Gefecht geschickt wurde, waren wir so spät dran, das wir erst ankamen, als Akkon gefallen war. Also setzte man mich als Wache und Kundschafter ein. Botengänge nach Jerusalem, Schützen, Dienen, Kämpfen, das war mein Leben. Bis ich fast getötet wurde. Ich war auf den Weg nach Damaskus um den Stadthalter, den Grafen von Ibelin, zu treffen und ihm die Befehle aus Frankreich zu bringen. Ich wurde überfallen, ausgeraubt, abgestochen. Seitdem habe ich diese Wunde und sie heilt einfach nicht. aber ich werde es überleben." hängte er an, als Rawan ihn mitleidig ansah.

Er drehte sich etwas weg und suchte etwas. Dann drehte er sich wieder zum Feuer.

" Der einzige Grund allein zu bleiben ist der, das ich niemandem Rechtschaffenheit vorgaugeln muss. Ich nehme dich mit solange du möchtest. Wenn du eine Stadt gefunden hast, in der du leben möchtest, werde ich dich gehen lassen."

Rawan nickte und zog sich an den Rand der Lagerstätte zurück. Es war Zeit Allah um Hilfe und Beistand zu bitten.

Unter der Sonne Ägyptens Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt