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Heiko

Ich kann es nicht fassen! Es ist so unrealistisch, lächerlich, nicht glaubwürdig. Aber es ist wahr: Mein verrückter Zwillingsbruder liegt schon wieder im Krankenhaus! Er wurde angeblich nachts von einem Spaziergänger unterkühlt an der Bahngleise gefunden! Ich will ihn unbedingt sehen, aber bisher durfte ich wegen den Knochenbrüchen nicht aufstehen. Irgendwann betritt der Arzt das Zimmer. "Heiko," begrüßt er mich, "wie du weißt, ist Roman mal wieder hier!" Ich nicke. Er fährt fort: "Du darfst ihn besuchen." "Super," erwidere ich. Eine Schwester führt mich zu Roman's Zimmer. "Ich lass euch 5 Minuten allein," meint sie und schließt die Tür hinter mir. "hi," meint Roman. Ich setze mich neben sein Bett. Er sieht gar nicht gut aus, fast so, als hätte er eine depression hinter sich. "Wie geht's dir?"frage ich ihn besorgt. "Scheisse. Und dir?" "Du hattest mehr Glück als ich, ich hab mir vier Knochenbrüche zugezogen. Und dann auch noch eine Gehirnerschütterung, war ziemlich blöd."antworte ich. Roman schaut mich traurig an. "Was ist denn?"frage ich ihn.   "Ich wollte Selbstmord begehen," sagt er mit leiser Stimme, "ich konnte einfach nicht mehr." "So eine schlechte Pflegefamilie?"hake ich nach. Er schüttelt den Kopf. "Nur die Tochter von denen ist blöd. Sie sagt, ich bin fett." "Als ob," unterbreche ich ihn. Erst jetzt fällt mir auf, wie eingefallen sein Gesicht ist. Hat er ernsthaft mehrere Tage nichts gegessen? "Erzähl mir alles," fordere ich ihn auf. Stockend erzählt mir Roman seine Geschichte. "Es fing mit dem Tod unserer Eltern an. Die Tochter der Pflegefamilie hat mich täglich beleidigt und war auch sonst nicht nett. Ich habe den ganzen Tag im Zimmer verbracht, habe angefangen mich zu ritzen. Erst nur mit einer Schere, später mit einem Messer. Jeden Abend saß ich neben der Gleise, hab gehofft, dass ich aus dieser Hölle erlöst werde. Eines Abends habe ich mich auf die Gleise gesetzt, aber da habe ich..." er beginnt, zu weinen. "Was hast du?" hake ich nach. Mit zitternder Stimme spricht er weiter: "Ich habe deine Stimme gehört, und ich habe die Stimme von Mom gehört. Ihr habt beide gesagt, dass ich mit dem Unsinn aufhören soll, und dann bin ich zusammengebrochen." Verständnissvoll nehme ich Roman in den Arm. "Du hast zu viel durchgemacht. Ich wünschte, ich könnte nach Hause, aber ich muss noch hierbleiben." "Dann bleibe ich auch hier," erwidert er trotzig. Ich nicke verständnissvoll. Meine 10 Minuten sind vorbei, ich muss auf mein Zimmer zurück. Mir ist nun so vieles klar geworden. Gibt es denn keinen Ausweg aus dieser Lage? Wenn es ihn gibt, müssen wir ihn finden, sonst werde ich Roman bald verlieren.

DieLochis ff (Stillgelegt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt