»Hey, warte!«, rief ich und rannte ihm hinterher.
»Verschwinde, Cat!«, zischte Dean.
»Ich sagte, warte.« Ich erreichte den Mann, packte ihn am Handgelenk und zog ihn herum.
»Und ich sagte, verschwinde.« Wütend funkelte er mich an. »Was willst du?«
»Wonach sieht's denn aus?«, gab ich zurück und stemmte die Hände in die Hüfte.
»Verzieh dich, Catherine!« Dean wandte sich um und schritt davon.
»Ich musste fliehen, weil ihr sonst in Gefahr gewesen wärt«, rief ich ihm hinterher.
Er blieb stehen, antwortete nicht. Plötzlich wirbelte er herum und trat mit großen Schritten auf mich zu. »Und das soll ich dir glauben?«
»Ich sage die Wahrheit, Dean. Du würdest ebenfalls alles für deine Familie und deine Freunde tun.«
Dean sah mich lange an, dann wandte er sich ab und fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe. »Okay.« Er blickte wieder zu mir. «Ich glaube dir. Aber«, er hob den Finger, »wenn du mich noch einmal anlügst, ist es aus. Dann will ich dich nicht mehr sehen.«
»Wo ist das Auto?«, fragte ich nur.
Dean lief los und ich folgte ihm.
»Cat?«, fragte Sam verwundert, als ich mich auf dem Rücksitz niederließ.
»Lebendig und aus Fleisch und Blut«, sagte ich und schnallte mich an. »Wo wollt ihr hin?«
»Etwas erledigen«, gab Dean knapp zurück. »Wir sind vom FBI. Du bist unsere -«
»Praktikantin? Vergiss es. Ich bin ich.«
»Du kannst auch gern im Wagen warten.«
»Kein Bedarf.«
Wir fuhren zu einem kleinen Laden. Dean und Sam trugen neuerdings Mäntel, ich eine schwarze Lederjacke und eine schwarze Hose.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte der Verkäufer hinter dem Tresen.
»Das hoffe ich doch«, sagte Dean. »Agent Dion und Shawn, das Fräulein ist nur 'ne Begleitung. Wir hätten ein paar Fragen.«
»Ist Ihnen in letzter Zeit im Haus etwas Merkwürdiges aufgefallen?«, wollte Sam wissen.
»Zum Beispiel?«
»Einige Vermieter sagen, das Licht hätte geflackert«, meinte Dean.
»Ähm, nicht, dass ich wüsste. Wieso?«
»Vielleicht Geräusche. Irgendein Kratzen in den Wänden wie von Ratten?«, fragte Sam.
»Hat das FBI denn keine anderen Sorgen als Ratten?«, wollte der Verkäufer wissen.
»Haben Sie möglicherweise plötzliche Temperaturschwankungen bemerkt?«
Der Mann atmete tief durch und begann zu lächeln. »Ich wusste es. Ihr Jungs seid LARPer, richtig?«
»Wie bitte?«, fragte Dean.
»Ihr seid Fans!«
»Fans wovon?«, wollte Sam wissen.
Dean verzog fragend das Gesicht. »Und was sind LARPer?«
»Als wenn ihr das nicht wüsstet.«
Dean und Sam zogen die Augenbrauen hoch und auch ich starrte den Mann verwirrt an.
»Life Action Role Players«, erklärte der Verkäufer. »Und zwar von der ganz harten Sorte.«
»Tut mir leid. Keine Ahnung, wovon Sie da reden«, meinte Dean.
»Ihr stellt Fragen nach irgendwelchen Geistern - genau wie die Jungs aus den Büchern. Wie war der Titel noch mal? Supernatural.« Wir schüttelten ahnungslos den Kopf. »Zwei Kerle, die benutzen ständig gefälschte Ausweise, sie jagen Geister, Dämonen, Vampire, werden begleitet von einer scharfen geheimnisvollen Frau. Wie heißen sie noch mal? Äh ... Steve, Dirk und Claire? Äh, Sal, Dane und Casey?«
»Sam, Dean und Cat?«, fragte Sam.
»Ganz genau«, stimmte der Mann zu.
»Sie reden von einem Buch?«, wollte Dean wissen.
»Bücher. Es war eine Serie. Es wurden allerdings nicht viele Exemplare verkauft. Na ja, sie sind so 'ne Art Kult für Freaks.« Wir starrten ihn unglaubwürdig an. »Ich seh' mal nach.«
Der Mann erhob sich und begann in einer Ablage herumzukramen.
»Ha. Hier!« Er zog ein Buch heraus und reichte es Dean. »Das ist, glaub' ich, das erste.«
Sam, Dean und ich sahen uns den Einband an. Zwei halbnackte Männer waren darauf zu sehen und ein Impala.
»Supernatural von Carver Edlund«, las Dean vor. Er drehte das Buch um. »An einer einsamen Straße von Kalifornien lockt eine mysteriöse Frau in Weiß Männer in den Tod.«
Ich bemerkte, wie unruhig Sam wurde, und plötzlich riss er Dean das Buch aus der Hand.
»Wir brauchen alle Ausgaben davon, die Sie haben!«, sagte Sam.
Als wir den Laden verließen, sah ich die Brüder verwundert an. »Was ist los?«
»Das sind Geschichten über uns. Die Frau in Weiß - das war der erste Fall, den Dean und ich nach Jahren wieder zusammen erledigt haben. So hat es angefangen.«
»Das ist unmöglich«, erwiderte ich und schüttelte den Kopf, als könnte das die Lage verändern.
»Wie Engel?«, gab Dean zurück.
Im Motelzimmer lag Dean auf dem Bett und begann in jedem Buch zu lesen, welches wir gekauft hatten. Sam saß am Laptop, während ich in den anderen Büchern las.
»Das ist ja so was von krank«, sagte Dean. »Woher weiß der Kerl das alles?«
»Das ist eine gute Frage«, meinte Sam.
»Und das sind wirklich Geschichten über euch?«, fragte ich.
»Ja. Hier steht alles, wirklich alles. Von dem rassistischen Truck bis hin zu mir, wie ich Sex habe. Das liest sich wie mein Lebenslauf.«
Sam verzog unglücklich das Gesicht.
»Wieso haben wir davor noch nie was gehört?«, fragte Dean und erhob sich von seinem Bett.
»Sie sind so obskur, dass sie kaum einer gekauft hat«, erklärte Sam, den Blick auf den Laptop gerichtet. »Seit 2005 erschienen zwei dutzend, bevor der Herausgeber pleite machte. Und das Letzte 'Die Zeit läuft ab'«, er wandte Dean den Laptop zu, »endet damit, dass du in die Hölle gehst.«
»Wartet«, sagte ich und erhob mich. »Der Mann im Laden meinte, dass die Geschichte von ins dreien ist. Was steht über mich darin?« Unsicher sah ich die beiden an.
»Nur dass du ein Halbdämon bist«, meinte Sam. »Wieso?«
»Nur so.«
»Wie ich schon sagte: absolut krank«, sagte Dean. »Oh, sieh dir das an. Es gibt tatsächlich Fans, wer hätte das gedacht. Hast du das gelesen?«
Sam nickte, natürlich sprach Dean nicht mit mir - er war sauer.
»Diese Fans haben ganz schön viel zu meckern. Hör dir das an. Simpatico sagt: »Die Dämonen-Storyline ist banal, klischeehaft und total bescheuert.« Ach, vergiss es, Simpatico. Wir haben's geliebt.«
Sam lachte. »Ja, lies erst mal weiter. Es wird noch besser.«
»Es gibt Sam-Fans, Dean-Fans und Cat-Fans und ... was ist ein Slash-Fan?«
Ich lachte. »Um wen genau geht es da?«
»Na ja, ich denke, die wollen uns beide zusammen«, meinte Sam an Dean gewandt. »Sozusagen.«
Dean blickte auf. »Ähm ... etwa 'n flotter Dreier?«
»Ja.«
»Wissen die nicht, dass wir Brüder sind?«
»Spielt für die keine Rolle.«
Ich prustete los. »Hach, wie süß.«
»Nicht witzig«, meinte Sam.
»Och, ich bitte dich. Das ... das ist doch krank«, sagte Dean und schlug den Laptop zu. »Wir müssen diesen Carver Edlund finden.«
»Das dürfte sich schwierig gestalten«, entgegnete Sam.
»Wieso?«
»Keine Steuerunterlagen, keine Adresse - sieht so aus, als wär' Carver Edlund ein Pseudonym.«
»Jemand muss doch wissen, wer er ist«, sagte Dean kopfschüttelnd.
»Sie sind also die Herausgeberin der Supernatural-Bücher?«, fragte Sam die Frau, die vor uns stand.
Sie nickte. »Ja, ja. Gott, diese Bücher.« Sie schritt an uns vorbei, herüber zu einem Regal. »Sie haben eigentlich nie die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient haben. Die Leute wollen nur noch diesen Romantik-Mist lesen. Verstehen Sie, Doktor Sexy Blutjung. Bitte.« Sie schüttelte angewidert den Kopf.
»Na ja, wir hoffen, dass unser Artikel eine weit unterschätzte Serie ins richtige Licht rückt«, meinte Sam.
»Ja, ja. Mit ein wenig guter Presse könnten wir wieder anfangen, sie herauszubringen«, sagte die Frau begeistert.
»Nein, nein, nein, nein, auf keinen Fall«, erwiderte Dean hastig. Verwundert sah die Frau ihn an. »Ich meine, wieso sollten Sie das tun wollen? Das ist eine so abgeschlossene Serie. Sie wissen schon - wenn Dean dann in die Hölle.«
»Oh, mein Gott. Das war eins meiner Lieblingsbücher. Dean war so«, die Frau atmete tief durch, »stark. Und traurig und mutig. Und Sam ... die besten Stellen sind doch, wenn die beiden weinen. Zum Beispiel in »Im Herz«, als Sam Madison umbringen musste, die erste Frau, die er seit Jessica wirklich geliebt hat. Und in »Zuhause«, als Dean John anruft und ihn um Hilfe bitten muss ...« Die Frau hatte Tränen in die Augen bekommen. »Großer Gott, wenn richtige Männer in Wirklichkeit nur so offen wären und zu ihren Gefühlen stehen würden. Und Cat. Was wird mit ihr passieren? Sie war ein Dämon und sie war so verzweifelt.«
»Richtige Männer?«, wiederholte Dean ungläubig.
»Äh, ich meine, nichts für ungut, aber wie oft weinen Sie so, hm?«
Ich musste mir das Lachen wirklich verkneifen. Wenn die Frau nur wüsste …
»Na ja, im Augenblick weine ich gerade innerlich«, meinte Dean.
Das Gesicht der Frau wurde ernst. »Soll das etwa witzig sein?«
»Hören Sie, die ganze Nummer hier ist witzig.«
Die Frau runzelte verwundert die Stirn. Sie lief zu ihrem Schreibtisch und setzte sich. »Woher weiß ich, dass Sie echt sind?«
»Oh, vertrauen Sie mir. Wir sind echt«, erwiderte Dean.
»Wissen Sie, ich will keinen Artikel lesen, in dem meine Jungs und mein Mädchen verarscht werden.«
»Nein, nein, niemals«, sagte Sam schnell. »Wir sind sogar begeisterte Fans.«
»Sie haben die Bücher gelesen«, meinte sie tonlos.
»Jedes Kapitel«, stimmte Dean zu und Sam und ich nickten.
»Baujahr und Modell ihres Wagens?«, fragte sie, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Ist 'n '67er Chevy Impala«, erklärte Dean.
»Was ist am zweiten Mai?«
»Das ist mein ... äh ... das ist Sams Geburtstag.«
»Der vierundzwanzigste Januar ist der von Dean. Cats Daten sind unbekannt. Sie erzählt nicht unbedingt viel von sich.« Dean warf mir einen ernsten Blick zu und ich funkelte nur zurück.
»Sams Punktzahl für die juristische Fakultät?«
Die Brüder sahen sich an.
»1 ... äh ... 74?«, fragte Sam vorsichtig.
»Deans Lieblingssong?«, verlangte die Frau weiter zu wissen.
»Ist unentschieden«, antwortete Dean schmunzelnd.
»Zwischen Zeps »Ramblin' On« und »Tragvelin Riverside Blues«.«
Die Frau lächelte zufrieden. »Okay, okay. Was wollen Sie wissen?«
»Wie ist Carver Edlunds richtiger Name?«, wollte Sam sofort wissen.
»Oh, nein. Tut mir leid. Das geht nicht.«
»Wir wollen nur mit ihm reden. Wir wollen die Supernatural-Story aus seinem Mund hören«, versuchte Sam sie zu überzeugen.
»Da ist er ziemlich eigen - so wie Salinger.«
»Bitte. Wie ich schon gesagt habe, wir sind, ähm«, Sam begann seine Jacke aufzuknöpfen, »begeisterte ... begeisterte Fans.«
Sam zeigte sein Tattoo, welches davor schützen sollte, dass er von einem Dämon eingenommen wurde. Dean zögerte, doch dann zeigte er, wenn auch widerwillig, seines. Die Frau sah mich auffordernd an und ich lachte.
»Nein. Nein, ich trag' so eins nicht.«
Die Frau sah zu den Jungs und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ist ja Wahnsinn«, hauchte sie. Sie erhob sich von ihrem Stuhl und drehte uns ihren Rücken zu. »Wissen Sie was?« Sie zog ihren Rock ein wenig hoch. »Ich hab' auch eins.«
»Oh, Sie sind so was von ein Fan«, meinte Dean.
Die Frau wandte sich uns wieder zu und nahm einen Block zur Hand. »Wow. Okay. Sein Name ist Chuck Shurley. Er ist ein Genie. Also verärgern Sie ihn nicht.«
Sie reichte mir den Zettel und ich musterte diesen.
Na, dann. Lasst uns diesen Mistkerl zur Rede stellen, dachte ich und lief an den Brüdern vorbei.1793 Wörter
Ein etwas unspektakuläres Kapi. Das nächste wird wieder interessanter XD
Was, denkt ihr, passiert, wenn Cat auf Chuck trifft? Wird er etwas erzählen, was sich negativ auf die Beziehung zwischen den Winchesters und Cat auswirkt?
<3
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Half-Blood: Between Heaven and Hell || Supernatural Staffel 4
FanfictionBuch 2 Seit vier Monaten ist Dean tot und Catherine hat es akzeptiert. Sie ist nach seinem Tod zu Bobby gezogen, hat viele Dinge von ihm gelernt und hat ein Leben als Jägerin begonnen. Ihre dämonische Seite kam nicht mehr zum Vorschein, alles schien...