══════════════════════════ PRETTY SHITTY ══════════════════════════

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Eric - ein universalignoranter Mistkerl, der die Tür zu deinem Apartment um vier Uhr fucking morgens aufkickt. „Du hast zwei Minuten Zeit, um dich anzuziehen. Wenn du es bis dahin nicht schaffst, schleife ich dich in Unterwäsche mit." Du - ein sarkastisches Miststück, das um vier Uhr fucking morgens nicht mehr im Bett liegt, was den coolen Auftritt des Mistkerls zunichtemacht. Nachdem er sich flüchtig in deiner Wohnung umgesehen hat, macht er sich auf den Weg in die Trainingshalle. Er weiß, dass er dich dort finden wird, denn er kennt dich und das länger und besser als dir überhaupt bewusst ist. Du wirst Peter die gestrige Blamage heimzahlen, ihm seine Zähne ausschlagen und diese dann mit funkelnden Perlen auf eine Schnur fädeln, damit er sie als Kette um seinen Hals tragen kann. So hat der Gepiercte dich zumindest in Erinnerung und er freut sich schon darauf, dich wieder mit ausgefahrenen Krallen zu erleben. 


Viele Monate hast du bei den Ken verbracht und für sie -oder besser gesagt für Jeanine Matthews- gearbeitet und dabei nötiges Kampftraining vernachlässigt, was Eric dir verdammt übel nimmt. Als er dich wieder nach so langer Zeit erblickt hat, wäre ihm beinahe vor Schock der Kinnladen nach unten geklappt. Du hast dich echt gehen lassen, ein paar Kilo zugenommen und dir ein beachtliches Ken-Vokabular angeeignet, was dich charakteristisch zu einem noch viel unerträglicheren Miststück gemacht hat. Du erinnerst dich noch hervorragend daran, wie dir einige Ken damals spaßeshalber ein Wörterbuch in die Hand gedrückt haben, damit du dich nicht so aufgeschmissen fühlst, wenn deine Sprachkenntnisse nicht mehr mit denen der eloquenten Fraktion mithalten können. Dankend hast du das Geschenk angenommen und es gleich so gebraucht, wie es jeder Ferox gebraucht hätte. - Als Waffe. Nicht nur umherirrendes Ungeziefer wurde mit dem Lexikon bekämpft, sondern auch der ein oder andere Ken in seine Schranken gewiesen. Zum Beispiel ist dir das eine Mal, als so ein Typ meinte, dich mit Quantenmechanik volllabern zu müssen, das schwere Ding dezent ausgerutscht.


Selbstverständlich war Jeanine kein bisschen begeistert davon gewesen, dass du dem Ken mehr als nur die Brille verbogen hast, worauf du ihr versprechen musstest, deine Wut anderweitig zum Ausdruck zu bringen. So hast du gelernt, dich verbal zu wehren, jovial aufzutreten und auf eine recht impertinente Wortwahl zu achten, während du mit deinen Fäusten Punkte und Kommas gesetzt hast. Deswegen wird Eric dich auch gleich verschwitzt und wütend, auf einen Boxsack einprügelnd, in der Trainingshalle antreffen, während du lautstark und bildgewaltig Peters Untergang planst. Jedoch lässt dein jetziger Anblick den Gepiercten von seinem Glauben abfallen. Im Vorbeigehen am Speisesaal entdeckt er dich, Schokokuchen vertilgend, an einem der hinteren Tische.








Verstört zuckst du zusammen, als nur wenige Zentimeter neben dir ein Stuhl an die Wand knallt. Paralysiert starrst du auf die Aufprallstelle, wo sich nun ein langer Riss durch den Putz zieht. „Guten Morgen, Miststück", vernimmst du die angesäuerte Stimme des Typen, der dir ironischerweise eben diesen Morgen gerade mit einem spontanen Stuhlweitwurf versaut hat. Dein Interesse an der beschädigten Wand verfliegt augenblicklich und deine Zuneigung gebührt auch dann noch dem Kuchen, als der Gepiercte auf dich zu gestampft kommt. Du ignorierst den breitschultrigen Schatten über dir, bis seine Pranke plötzlich den Teller mit dem Gebäck vom Tisch fegt. Mit großen Augen und der Gabel im Mund starrst du den verrückten Kerl an. „Mitkommen!", kommandiert er im gewohnten widersetz-dich-mir-und-ich-zeige-dir-50-shades-of-Pain-Ton, worauf du trotzig die Arme vor der Brust verschränkst und deinen Kopf in eine andere Richtung drehst.


Einige Sekunden lang herrscht angespannte Stille zwischen euch, bis Erics Hand vorschnellt und dir mit ihren Fingern die Wangen zusammendrückt, sodass die Gabel aus deinem Mund rutscht und klirrend zu Boden fällt. „Floffen wech!", fauchst du, dein Gesicht aus dem Klammergriff deines Gegenübers windend. „Was soll das?", herrscht er dich an und zeigt dabei auf die Kuchen-Scherben-Mischung zu seinen Füßen. „Moderne Kunst?", rätst du mürrisch und fängst dir seinen vernichtenden Blick ein. „Was fällt dir eigentlich ein, hier seelenruhig Kuchen in dich hineinzustopfen, nachdem du mich gestern so blamiert-" - „Du Armer!", unterbrichst du ihn übertrieben mitleidig. „Muss dir ja echt peinlich gewesen sein, als der Initiant mir eine Assiklatsche nach der anderen verpasst hat." Erics Miene verdüstert sich so rapide, dass du glaubst, aus den Augenwinkeln zu sehen, wie der Riss in der Wand sich ängstlich weiter nach unten verzieht. „Du bist das Lächerlichste, was die Ferox zu bieten haben." Missbilligend schürzt der Zwanzigjährige die Lippen, wodurch die Metallringe darin im weiß-bläulichen Licht, das in der Kantine herrscht, aufblitzen.

мιѕтѕтücĸ х мιѕтĸerlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt