Kapitel 1

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Kalte Tropfen fielen auf die holprigen Wege, die durch das heruntergekommene Dorf führten. Dunkle Wolken schoben sich vor die Sonne und bedeckten den Himmel. Die Regentropfen wurden größer, der Regen immer stärker und der Himmel immer dunkler.

Sie lief.

Ihre kleinen Füße bahnten sich ihren Weg durch die sich bildenden Pfützen. Ihr zerlumptes Kleid wehte im aufkommenden Wind und ihre Haare flatterten hin und her, als wollten sie ihn willkommen heißen, ihn liebkosen. Mit einem Satz sprang sie über einen fast kniehohen Stein. Durch den bereits matschigen Boden verlor sie beim Aufkommen das Gleichgewicht und fiel hin. Ihr Kleid sog sich mit dreckigem Regenwasser voll und ihre Haare klebten verschmiert vom Schlamm am Kopf. Für ein paar Sekunden verharrte sie dort auf dem Boden, der Regen fiel unaufhörlich und kündete einen verregneten Herbst an.

Gweneth sah zum Himmel. Oh nein, was wird Großmutter zum schmutzigen Kleid sagen? Vorsichtig stand sie auf und richtete ihr Kleid so gut es ging. Dann setzte das kleine Mädchen ihren Weg fort. Ein schleichendes Gefühl von Angst machte sich in ihr breit und lies sie in der kalten Luft erzittern. Die Gedanken an die letzte Auseinandersetzung mit der Großmutter kamen wie von selbst. Sie sah ihren Wutausbruch, ihre knochige Hand, mit der sie ihr drohend klar machte, nicht noch einmal ihre Befehle zu missachten. Unbewusst fuhr sie sich mit der Hand über die linke Wange, die noch nach zwei Tagen schmerzte, so kräftig hatte die Großmutter zugeschlagen. Als sie an ihrer Hütte ankam, blieb sie kurz davor stehen. Durch das Fenster konnte sie den schwachen Kerzenschein sehen, dessen Flamme wild umher flackerte. Gweneth wusste, dass ihre Großmutter in dem zerschlissenen, bereits teilweise geflickten Sessel saß, ihr Gesicht unverwandt zur Tür gerichtet. Dort saß sie immer, wenn Gweneth draußen war.


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Auf Rückmeldungen von Euch bin ich gespannt 

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Karvog IlyumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt