Kapitel 9

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„Hey!“ begrüßte ich ihn.

„Hey!“ antwortete er. Dann blieb er einfach stehen und betrachtete mich lächelnd von oben bis unten. Nach einer Weile wurde es mir unangenehm.

 „Was ist los? Können wir endlich los?“ fragte ich in die Stille hinein.

„Ähm ja natürlich… Es ist nur…“

„Ja?“ fragte ich nach.

„Ach nichts.“ Grinste Connor. „Komm mit ich hab eine Überraschung für dich.“

Schnell schnappte ich mir meine Jacke und lief ihm hinterher. Connor war mit seinem Auto gekommen und in genau das stiegen wir jetzt ein. Inzwischen hatte es wieder begonnen zu schneien. Die dicken Flocken wirbelten durch die Luft und erschwerten uns die Sicht. Connor musste langsam fahren, da man durch den Schneesturm kaum etwas sehen konnte.

Ich machte den CD-Player an um zu schauen was Connor so an Musik hörte. Ein Lied drang aus den Lautsprechern und ich erkannte es schon nach den ersten paar Sekunden. Es war mein absolutes Lieblingslied zur Zeit, also drehte ich die Lautstärke etwas höher und summte die Melodie leise mit. Es war ein ruhiges Lied und wunderschön.

Ich bemerkte wie Connor mich von Zeit zu Zeit anschaute und als ich ihm meinen Kopf zuwandte sah ich wie er leicht lächelte. Von dem Idiot Connor den man in der Schule immer sah, war nichts mehr übrig geblieben.

Die restliche Fahrt verlief größtenteils schweigend, nur einmal, als ein Lied gespielt wurde, bei dem man einfach mittsingen musste, sangen wir beide plötzlich lauthals und schief los, woraufhin wir in lautes Gelächter ausbrachen.

Viel zu schnell war die Fahrt vorbei und wir fuhren auf einen kleinen Parkplatz. Das Schneegestöber hatte zum größten Teil nachgelassen und es schneite nur noch vereinzelt leichte Schneeflocken.

„Wir sind da.“ Sagte Connor und öffnete die Tür.

„Wo sind wir hier?“ wollte ich wissen.

„Hier ist mein absoluter Lieblingsplatz. Hier komme ich immer hin wenn ich nachdenken muss oder es mir schlecht geht.“ Das hatte ich nun nicht erwartet.

„Wir müssen nur noch durch das kleine Waldstück dort drüben.“ Sagte Connor und griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her. Die Berührung löste eine wohlige Wärme in mir aus. Doch er ließ meine Hand sofort wieder los.

‚Schade.‘ dachte ich. Doch ich spürte immer noch förmlich wie die Stelle an der sich unsere Hände berührt hatten, brennen.

Nach einem kurzen Stück Laufen, während dem wir uns über die Schule und andere Dinge unterhielten, sah man schon das Ende des Weges. Und als wir schließlich aus dem Wald traten sah ich das wohl schönste was ich je gesehen hatte.

„Wow!“ entfuhr es mir. Vor uns lag ein großer, zugefrorener See, dessen Oberfläche von der untergehenden Sonne bestrahlt wurde. Der Schnee glitzerte wie tausende Diamanten. Schneebedeckte Bäume säumten das Ufer. Alles sah so unberührt und friedlich aus.

„Das ist wunderschön!“ hauchte ich.

„Ja finde ich auch. Da hinten ist eine Bank, Mary. Komm mit, da können wir uns hinsetzen.“

Dort angekommen, ließen wir uns auf der Bank nieder und genossen eine Weile die atemberaubende Aussicht. Auf einmal bemerkte ich wie Connor mich von der Seite anschaute.

„Wusstest du eigentlich wie wunderschön deine Augen sind?“ sagte er plötzlich. Überrascht schaute ich ihn an. Lächelnd sah er direkt in meine Augen.

„Danke!“ flüsterte ich. Was war denn mit Connor los? So kannte ich ihn gar nicht. Ich versuchte dem Blickkontakt standzuhalten, doch er sah so toll aus, dass sich das als äußerst schwer erwies. Ich errötete leicht und blickte dann runter, auf meine Hände.

Dann sah ich wieder auf nur um festzustellen, dass er mich immer noch anschaute. Sein verführerisches Grinsen lag auf wieder auf seinen Lippen und es wurde immer breiter bis er auf einmal anfing laut zu Lachen.

„Was denn?“ beschwerte ich mich.

„Nichts!“ lachte Connor. „Du siehst nur so süß aus wenn du verlegen bist.“ Das ließ mich nur noch röter anlaufen und Connor noch lauter lachen. Also griff ich zur Seite, packte etwas Schnee und warf es auf ihn. Verdutzt hörte er auf zu lachen und starrte mich an. Nun musste ich laut lachen. Nach zwei Sekunden hatte er sich wieder gefangen und rief: „Na warte! Das kriegst du zurück!“ Sofort sprang er auf, holte sich etwas Schnee und warf ihn auf mich. Doch ich duckte mich schnell und der Schnee verpasste sein Ziel.

„Daneben!“ schrie ich immer noch lachend, und eine wilde Schneeballschlacht begann.

Wir warfen uns gegenseitig mit Schneebällen ab und schrien wie kleine Kinder. Ich hätte nicht gedacht, dass man mit Connor so viel Spaß haben konnte!

Wir tobten solange im Schnee bis wir nicht mehr konnten und uns nebeneinander einfach in den Schnee legten und in den Himmel schauten. Mittlerweile war es fast dunkel geworden und man konnte den Mond sehen der fast ganz rund war. Es war eine klare Nacht und ziemlich kalt. Aber das war mir gerade ziemlich egal. Erschöpft lagen wir da, nur unsere Schultern berührten sich leicht. Auf einmal drehte sich Connor auf die Seite und schaute mir tief in die Augen.

„Du hast da eine Schneeflocke im Gesicht.“ Flüsterte er. Langsam hob er seine Hand und wischte mit dem Daumen über meine Wange. Dabei blickte er mit seinen wunderschönen Augen in meine. Kam es mir nur so vor oder verweilten seine Finger eine Sekunde länger auf meiner Haut als nötig gewesen wäre? Sein Gesicht näherte sich langsam meinem. Ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Haut. Es war ein wunderschöner Augenblick, zu schön um wahr zu sein. Was machte ich hier mit dem heißesten Jungen der ganzen Schule? Sofort musste ich an das blonde Mädchen aus dem Kino denken; wenn das wirklich seine Freundin war dann durfte das hier alles nicht sein. Ich musste dem hier ein Ende setzen, bevor ich mich ernsthaft einbildete Connor würde etwas von mir wollen. Also brach ich den Blickkontakt und drehte mich auf den Bauch.

„Lass uns gehen, Connor, es ist langsam zu kalt hier draußen.“ Sagte ich leise. Ich stand auf, klopfte mir den Schnee von der Hose und strich mir über meine zerzausten Haare. Auch Connor stand auf. Täuschte ich mich oder lag wirklich so etwas wie Trauer in seinen Augen? Nein ich musste mich ganz sicher getäuscht haben. Connor hatte eine Freundin, er tat das hier nur aus Mitleid oder warum auch sonst.

„Ok ist vielleicht besser, wir sind beide total durchnässt.“ Murmelte Connor.

Erst jetzt merkte ich, dass ich am ganzen Körper zitterte, und mit einem Seitenblick auf Connor, sah ich, dass es ihm nicht anders ging.

„Lass uns ein kleines Wettrennen zurück zum Auto machen, dann wird uns wärmer.“ Rief ich und stürmte los. Zusammen rannten wir durch das kleine Waldstück in Richtung Auto.

Dort angekommen schaltete Connor die Heizung an und wir streiften unsere vollkommen durchnässten Jacken ab. 

-Kein Titel-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt